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Gerolzhofen
Wiedereinführung der Wehrpflicht: Was 5 Menschen in Gerolzhofen über Wehr- und Sozialdienst denken
Über das Thema Wehrdienst wird aktuell wieder viel und kontrovers diskutiert. Was Passantinnen und Passanten von einer Wiedereinführung der Wehrpflicht halten.
Die Meinungen zu einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht sind in Gerolzhofen gespalten (oben: Harry Kögl und Katharina Finster; unten: David Buckner, Gina Wenner und Matthias Donhauser).
Foto: Kai Kunzmann | Die Meinungen zu einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht sind in Gerolzhofen gespalten (oben: Harry Kögl und Katharina Finster; unten: David Buckner, Gina Wenner und Matthias Donhauser).
Kai Kunzmann
 |  aktualisiert: 30.03.2025 03:29 Uhr

Zu wenig Personal, marode Kasernen und fehlende Karrierechancen: So fiel der aktuelle Jahresbericht zur Lage der Bundeswehr im letzten Jahr aus. Eine ernüchternde Bilanz. Vorgestellt wurde der Bericht von Eva Högl, der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages. Neben weiteren finanziellen Investitionen befürwortet sie deshalb ein neues Wehrdienstmodell – das sogenannte Gesellschaftsjahr. 

Also ein verpflichtendes Jahr für junge Frauen und Männer etwa im Umweltschutz, im sozialen Bereich oder bei der Bundeswehr, anstelle einer Wiedereinführung der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht. Die Idee eines abgewandelten Wehrdienstmodells ist keineswegs neu. Noch-Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte bereits vergangenen Sommer seinen Ansatz für einen "neuen Wehrdienst" vorgestellt, welcher aufgrund der vorgezogenen Neuwahl nicht mehr verabschiedet wurde.

Ob das Modell in der neuen Regierung eine Chance hat, ist Gegenstand der laufenden Koalitionsgespräche. CSU-Politiker Markus Söder favorisiert eine Rückkehr zum alten Modell, das einen Zwang nur für Männer vorsieht. Was halten die Menschen in Gerolzhofen von dieser Idee? Sind sie für oder gegen eine Wiedereinführung? Fünf Passantinnen und Passanten teilen ihr Meinung:

1. David Buckner (22) aus Gerolzhofen: "Eine Form von Wehrpflicht ist meiner Meinung nach sinnvoll"

David Buckner (22) aus Gerolzhofen kann nachvollziehen, dass sich manche Menschen weigern eine Waffe zu bedienen.
Foto: Kai Kunzmann | David Buckner (22) aus Gerolzhofen kann nachvollziehen, dass sich manche Menschen weigern eine Waffe zu bedienen.

"Eine Form von Wehrpflicht ist meiner Meinung nach sinnvoll. Gerade, wenn man sieht, was momentan im Osten passiert. So weit weg von uns ist das nicht. Wir sollten uns lieber vorbereiten, anstatt in Zukunft zu reagieren. Mein Onkel musste noch den Wehrdienst antreten. Ich finde es unfair, dass es von der älteren Generationen verlangt wurde und von unserer jetzt nicht mehr. Moralisch ist das einfach schwierig. Aber ich kann natürlich auch verstehen, dass Menschen Angst haben vor einem Dienst im Militär oder sich weigern, eine Waffe zu bedienen. Für solche Leute sollte es auf jeden Fall eine Alternative geben. Also so etwas wie einen Sozialdienst anstelle eines militärischen Dienstes."

2. Gina Wenner (23) aus Wiesentheid: "Eine Pflicht schreckt mehr ab"

Gina Wenner (23) aus Wiesentheid hält eine Pflicht für hinderlich.
Foto: Kai Kunzmann | Gina Wenner (23) aus Wiesentheid hält eine Pflicht für hinderlich.

"Ich finde es schwierig, wenn sich Leute dazu verpflichten müssen. Man sollte lieber eher Anreize schaffen, dass die Menschen freiwillig den Dienst antreten wollen. Eine Pflicht schreckt meiner Meinung nach immer mehr ab und hilft deswegen bei der längerfristigen Suche nicht. Trotzdem weiß ich auch, dass das Thema Verteidigung aktuell sehr wichtig ist und genügen Personal gefunden werden muss."

3. Matthias Donhauser (42) aus Sudrach kann sich eine Rückkehr zum alten Modell gut vorstellen

Wehr - oder Sozialdienst könnte ziellosen Jugendlichen laut Matthias Donhauser (42) aus Sudrach helfen.
Foto: Kai Kunzmann | Wehr - oder Sozialdienst könnte ziellosen Jugendlichen laut Matthias Donhauser (42) aus Sudrach helfen.

"Generell finde ich eine Wiedereinführung nicht schlecht. Viele Jugendliche sind nach dem Ende der Schulzeit ziellos. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass eine Rückkehr zum alten Modell von damals sinnvoll wäre. Also, dass sowohl die Männer als auch die Frauen sich entweder für den Wehrdienst oder den Sozialdienst entscheiden müssen. Ein halbes bis maximal ein Jahr halte ich für einen angemessenen Zeitraum. Und der Dienst sollte verpflichtend sein, sonst werden schnell mal Ausreden gefunden."

4. Katharina Finster (40) aus Gerolzhofen: "Der Dienst im sozialen Bereich sollte bevorzugt werden"

Katharina Finster (40) aus Gerolzhofen hat sich zusammen mit ihrem Sohn Til über das Thema ausgetauscht. Sie beide halten eine Rückkehr zum alten Wehrdienstmodell für sinnvoll.
Foto: Kai Kunzmann | Katharina Finster (40) aus Gerolzhofen hat sich zusammen mit ihrem Sohn Til über das Thema ausgetauscht. Sie beide halten eine Rückkehr zum alten Wehrdienstmodell für sinnvoll.

"Beim Thema Wehrpflicht bin ich zwiegespalten. Prinzipiell finde ich eine Rückkehr zum alten Modell nicht verkehrt. Aber wenn, dann sollte es für Mädchen und Jungs gleichermaßen gelten. Bevorzugt dabei sollte aber mehr der Dienst im sozialen Bereich sein. Ich arbeite selber im Gesundheitssystem und da fehlt einfach viel zu viel Personal. Deswegen bin ich dafür, dass junge Menschen die Option haben sollten, den Wehrdienst zu verweigern und anstelle davon sich sozial zu engagieren. Wehrpflicht verlangt Disziplin und Struktur – das ist manchmal nicht schlecht, aber es sollte immer eine Alternative geben."

5. Harry Kögl (79) aus Gerolzhofen ist für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht

Harry Kögl (79) aus Gerolzhofen ist selbst zum Wehrdienst angetreten. Die Zeit in der Bundeswehr hat er als lehrreich empfunden. 
Foto: Kai Kunzmann | Harry Kögl (79) aus Gerolzhofen ist selbst zum Wehrdienst angetreten. Die Zeit in der Bundeswehr hat er als lehrreich empfunden. 

"Ich bin für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht so wie sie damals war. Meiner Meinung nach fehlt es der Jugend an wichtigen Werten wie beispielsweise Kameradschaft und Akzeptanz von anderen Meinungen. Das würden sie genauso wie ich damals während ihrer Zeit in der Bundeswehr lernen. Seit der Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 2011 hat die Bundeswehr stark abgebaut. So wie damals sollte es für Menschen, die aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage sind, den Wehrdienst anzutreten, eine Alternative geben. Also eine Tätigkeit im sozialen Bereich. Aber auf jeden Fall sollte für alle jungen Menschen ein Jahr verpflichtend sein."

 
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  • Marc Stürmer
    Wo ist denn in diesem Werbeartikel die Ausgewogenheit der Meinungen? Das da oben ist doch nur ein Chor der Jasager, nichts weiter.

    Aktuell fehlen der Bundeswehr für eine ordentliche und allgemeine Wehrpflicht die Kasernen, Ausbilder, Material und Waffen. Es gibt ja nicht mal mehr die Kreiswehrersatzämter. Ohne das alles macht es keinen Sinn damit anzufangen.

    Weiterhin wird der Staat im Zuge der allgemeinen Gleichbehandlung diesmal auch Frauen einziehen müssen. Und sollte er das nicht tun, wird das sicherlich sehr bald über Karlsruhe erklagt werden.

    2011 wurden gerade mal 16% der wehrfähigen Männer eingezogen.

    Übrigens glaubt die Bundeswehr selbst nicht an die Wehrpflicht, denn was ihr vor allem fehlt sind ausgebildete Spezialisten, die Panzer bedienen, Jets fliegen und ähnliches können. Nicole Schilling: "Was hilft es uns denn bei der Verteidigungsfähigkeit des Landes?"Ein Wehrpflichtiger aber kann das nicht. Sie könne aber die Rekrutierung vereinfachen.

    http://tiny.cc/3lke001
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