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SCHWEINFURT
Wieder muss ein Stadtwerkechef gehen
Da herrschte noch Einigkeit: Der Aufsichtsratsvorsitzende Sebastian Remelé (links) und der Chef der Stadtwerke, Thomas Stepputat, bei der Eröffnung des Windparks bei Forst. Stepputat muss seinen Stuhl jetzt vorzeitig räumen.
Foto: Müller/Lamber | Da herrschte noch Einigkeit: Der Aufsichtsratsvorsitzende Sebastian Remelé (links) und der Chef der Stadtwerke, Thomas Stepputat, bei der Eröffnung des Windparks bei Forst.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:42 Uhr

Die Stadt trennt sich vorzeitig von Thomas Stepputat (57), der seit dem 1. Mai 2011 die Stadtwerke leitet. Einen entsprechenden Auftrag soll der Stadtrat am Dienstag dem Aufsichtsrat erteilen. Dem Vernehmen nach hat Stepputat jedoch seinen Schreibtisch in der Bodelschwinghstraße bereits geräumt.

Bis ein neuer Geschäftsführer bestellt ist, sollen zwei Prokuristen das Unternehmen führen. Den Sachverhalt hat der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Sebastian Remelé, auf Anfrage bestätigt. Damit verlieren die Stadtwerke nach der Trennung von Johann Karl 2011 bereits in kurzer Zeit den zweiten Chef vor Ablauf des Vertrags.

Der Stadt liegt ein Schreiben Stepputats vor, in dem er ankündigt, an einer Vertragsverlängerung im nächsten Jahr nicht mehr interessiert zu sein. Es ist zu vermuten, dass er damit dem Rauswurf zuvorkommen wollte. Dieser zeichnete sich in den letzten Wochen bereits ab. Noch im Frühjahr sollte Stepputats Vertrag vorzeitig verlängert werden. Dagegen gab es im Aufsichtsrat jedoch Widerstände, weil eine vom Betriebsrat veranlasste Mitarbeiterbefragung zu einem verheerenden Ergebnis kam. Der Führungsstil des Geschäftsführers wurde massiv kritisiert.

Mittlerweile wurde auch erkannt, dass die Stadtwerke ihre Investitionen in die Netze grob vernachlässigt haben. Dies könnte zur Folge haben, dass die Netzentgelte in den nächsten Jahren dramatisch einbrechen. Die Rede ist von bis zu zwei Millionen Euro jährlich.

In diesem Zusammenhang spricht Remelé von unterschiedlichen Vorstellungen zur Unternehmenspolitik. Stepputat, der von den mehrheitlichen in Privatbesitz befindlichen Stadtwerken Görlitz nach Schweinfurt gekommen war, habe mehr auf den Gewinn gesetzt, während die Stadt als Gesellschafter mehr die Daseinsvorsorge im Auge habe. Im Mai habe der Aufsichtsrat die Ausschreibung der versäumten Investitionen beschlossen. Angesichts der guten Auftragslage der Bauunternehmen seien diese aber nicht einfach umzusetzen.

Kritisch gesehen wird zudem die Personalpolitik Stepputats, die zu erheblichen Mehrkosten geführt hat. Mehrere Führungskräfte wurden kalt gestellt. Langjährige erfahrene Mitarbeiter sind vorzeitig in den Ruhestand gegangen oder haben sich einen anderen Arbeitgeber gesucht. Direkt um sich herum schuf der Geschäftsführer eine ganze Reihe von teuren Stabsstellen.

Während Remelé die versäumten Investitionen eine „schwere Panne“ nennt, die auszubügeln sei, ist es in seinen Augen der Führungsstil Stepputats, der eine weitere Zusammenarbeit unmöglich macht.

Hierzu ein Kommentarvon unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Körblein.

 
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  • R. H.
    Bei der Kritik an Aufsichtsräten wird vergessen, dass es einzelnen Aufsichtsräten VERBOTEN ist, sich öffentlich zu äußern. Sie machen sich strafbar, wenn sie Interna des Unternehmen nach außen geben.

    Und um nur ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, das auch deutlich macht, dass "der" Aufsichtsrat keine homogene Gruppe ist. Die Gebührenstruktur des Silvana wurde durch Initiative einzelner Aufsichtsräte nachgebessert. Wer die Berichterstattung damals verfolgt hat und aufmerksam, vielleicht auch zwischen den Zeilen, gelesen hat, konnte vielleicht erkennen, wie schwierig eine solche Auseinandersetzung über und für ein Unternehmen ist, dass nach unserer Auffassung ja den Bürgern unserer Stadt gehört und somit Transparenz geboten ist, aber gleichzeitig aus vernünftigen Gründen nicht jeder Geschäftsvorgang für die Öffentlichkeit bestimmt sein kann.
    Daher ist es sicher angeraten, auch in diesem Fall genau zu lesen, denn hier wird es sicher nicht einfacher.

    Ralf Hofmann
    SPD-Stadtrat
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  • N. K.
    Ob Aufsichtsräte bei kommunalen Unternehmen (wie hier bei den Stadtwerken) oder beispielsweise die Kommunalaufsicht der Landratsämter gegenüber den nachgeordneten Gemeinden: es ist überall das gleiche Spiel zu beobachten: Nichts hören, nichts sehen und schweigen.

    snswstefan hat es erkannt: hier geht es wohl nur um das kostenfreie Essen und Trinken. Ein voller Bauch studiert nicht gern: diese altbekannte Weisheit lässt sich hier sinngemäß übertragen. Mit vollem Bauch interessiert sich niemand für Fakten und Zahlen.

    Das gilt übrigens auch für die freie Wirtschaft: Wenn alle "Aufsichts"-Räte ihre Arbeit ernst nähmen, hatten wir keine Probleme mit maroden Banken. Also mit den Fingern nicht nur auf Politiker zeigen.
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    Man kann Hr. Remelé nicht die alleinige Schuld geben. Da sitzen noch zahlreiche Aufsichtsräte(Stadträte) in diesem Gremium. Ein großer Teil der Stadträte/Aufsichtsräte sollte sich mal überlegen warum er diese Tätigkeit ausübt. Wenn es nur um das kostenfreie Essen und Trinken geht, dann sind diese fehl am Platz. Sorry für diese deutlichen Worte.
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    Oberbürgermeister Remelé nennt die versäumten Investitionen eine "schwere Panne".
    OB Remelé ist der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke SW. Diese "schwere Panne" ist somit vor allem auch seine eigene "schwere Panne".
    Geschlagene 4 Jahre durfte Herr Stepputat offensichtlich ohne jede wirksame Aufsicht schalten und walten, wie er wollte.
    Wo war der Aufsichtsratsvorsitzende während dieser Zeit?
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