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Schweinfurt
Wieder Leben im Schweinfurter Biergarten Almrösl
Das Almrösl ist wieder geöffnet. Wieso auf einem Schweinfurter Hügel Gebirgstrachten den Ton angeben, und was die Eisenbahn damit zu tun hat.
Der Biergarten Almrösl ist wieder in Betrieb. Von links: Vereinskassiererin Gerlinde Schäfer, Pächter Thomas Angler, Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Wirtin Claudia Turbanisch, Siegfried Schäfer, zweiter Vorsitzender des Trachtenvereins Almrösl, und Peter Will (Kulmbacher Brauerei).
Foto: Susanne Wiedemann | Der Biergarten Almrösl ist wieder in Betrieb. Von links: Vereinskassiererin Gerlinde Schäfer, Pächter Thomas Angler, Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Wirtin Claudia Turbanisch, Siegfried Schäfer, zweiter ...
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:19 Uhr

Das Almrösl ist einer dieser  besonderen Orte in Schweinfurt. Da ist einmal die Lage: Mitten im Wald, ruhig, verwunschen.  Da ist die Atmosphäre innen: Man hat das Gefühl, in einer Berghütte zu sein. Das liegt an der Deko und an den Fotos an den Wänden: Die Leute auf den Bildern tragen keine fränkische Tracht, sondern Dirndl, Gamsbart und Wadlstrümpfe.

Schuhplatteln und Gamsbart 

Und da ist die Geschichte: Das Almrösl ist das Vereinsheim des gleichnamigen Gebirgstrachtenvereins, der 1923 gegründet wurde. Wie's dazu kam? Für den Eisenbahnbau kamen in den 1920er-Jahren Arbeiter aus dem Gebirge nach Schweinfurt. "Die wollten nicht auf ihre Trachten und das Schuhplatteln verzichten", sagt Siegfried Schäfer, zweiter  Vorsitzender des Vereins. Leute wie er waren davon fasziniert, schlossen sich dem Verein an. Und plattelten für ihr Leben gern. Siegfried Schäfer gibt spontan eine kleine Tanz-Kostprobe. Passt noch alles. 

Idyllisch: Der Biergarten Almrösl.
Foto: Susanne Wiedemann | Idyllisch: Der Biergarten Almrösl.

Der Verein hat mittlerweile Probleme, Nachwuchs zu finden.  "Es wird immer weniger." Auftritte gibt's nur noch bei Festzügen, geplattelt wird nicht mehr.  Schäfer und seine Schwägerin Gerlinde Schäfer, seit 26 Jahren die Kassiererin  des Vereins, macht das schon ein bisschen traurig. "Der Siegfried und mein Mann, die konnten platteln", erinnert sie sich wehmütig. 

Der Verein hatte aber noch ein Problem: Einen Pächter und Wirtsleute für das Almrösl zu finden. Ein Jahr stand das Anwesen leer. "Ein Jahr keine Pacht", sagt Schäfer.  Denn die Einnahmen sind wichtig für den Verein. "Wir sind schuldenfrei, und solange ich Kassier bin, wird das so bleiben", sagt Gerlinde Schäfer. 

Warum es so schwierig war, einen Pächter zu finden, liegt auf der Hand: Einerseits ist die Lage idyllisch, auf der anderen Seite können die Leute halt nicht hinfahren. Ein verregneter Sommer kann die Bilanz verhageln, und im Winter kann es schwierig werden, den Betrieb am Laufen zu halten.  

Seit März wieder Betrieb 

Seit März ist wieder Leben im Almrösl: Pächter Thomas Angler und die Wirte Claudia und Thomas Turbanisch führen die Tradition fort  (Donnerstag bis Sonntag ab 12 Uhr) . Offiziell haben sie das erst jetzt werden lassen: "Wir wollten uns erstmal einfinden", sagt Angler. Klar, dass er und die Familie Turbanisch das Almrösl schon seit ewigen Jahren kennen. 

"Ich war schon als Kind hier", sagt Claudia Turbanisch. Und Thomas Angler überlegte seit Jahren, das Lokal zu pachten. "Jetzt ist die Zeit richtig", sagt er.  "Die Leute sind so happy, das hier wieder auf ist", freut sich Claudia Turbanisch. Viele kommen mit ihren Kindern, lassen die auf dem Spielplatz Spaß haben. Andere verbinden die Gassi-Runde mit Hund mit einem Besuch im Biergarten.  "Toll geworden", sagt Peter Will von der Kulmbacher Brauerei. 

OB schätzt die Ruhe und die Natur  

Zur offiziellen Einweihung kommen noch zwei große Almrösl-Fans: Die Remelés. Als wir die Kandidaten für die OB-Wahl 2010 vorstellten und sie nach ihrem Lieblingsplatz fragten, entschied sich Sebastian Remelé für das Almrösl. Die Ruhe, die Unerreichbarkeit, das Ursprüngliche, die totale Natur mitten in der Stadt – das gefällt auch seiner Frau Monika. Deswegen feiern sie beide dort ihren 50. Geburtstag gemeinsam.

Die Ruhe, die Abgeschiedenheit ist allerdings gleichzeitig die Schwäche des Almrösl. Denn bis vor die Tür fahren geht nicht. Mindestens zehn Minuten zu Fuß sind's auf jeden Fall. 

Aber wie sagt Claudia Turbanisch so schön: "Beim Heimlaufen kann man schon einen Kloß wieder abtrainieren."  Und manchmal ist eben der Weg das Ziel. 

 
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Kommentare
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  • A.C.Greber
    Und alle mensclichen und tierischen Anwohner freuen sich, wenn die Leute, die dorthin fahren in Richtung Parkplatz daran denken, dass das eine Zone 30 ist. Also bitte nicht mit Karracho die Peterstirn rauf- bzw. runterbrettern. Danke!
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