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SCHWEBHEIM
Wie wird der öffentliche Nahverkehr attraktiver?
Engagiert beteiligten sich die Bürger an der Planung des neuen ÖPNV für den Landkreis. Ihre Ideen sicherten sie auf der Tischvorlage.
Foto: Ursula Lux | Engagiert beteiligten sich die Bürger an der Planung des neuen ÖPNV für den Landkreis. Ihre Ideen sicherten sie auf der Tischvorlage.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:48 Uhr

Mit Nachdruck wird an einem neuen Mobilitätskonzept für den öffentlichen Personalnahverkehr (ÖPNV) des Landkreises gearbeitet. Nach einer umfangreichen Befragung haben die Bürger nun die Möglichkeit angedachte Planungen zu diskutieren und aktiv mitzugestalten.

Den Auftakt zu diesen Bürgerworkshops gab es in der Allianz Schweinfurter Mainbogen und die Verantwortlichen waren höchst erfreut über die große Teilnehmerzahl. Engagiert erörterten die Anwesenden das Gehörte und wiesen auf die Fallstricke und Verbesserungsmöglichkeiten hin.

Töpper: Gute Rahmenbedingungen

Man habe im Augenblick gute Rahmenbedingungen, erklärte Landrat Florian Töpper, denn auch die Landesregierung habe es sich auf die Fahnen geschrieben den ÖPNV im ländlichen Raum zu verbessern. Außerdem sei man bei den Verhandlungen über einen Verkehrsverbund Mainfranken schon weit fortgeschritten.

Dem Wunsch vieler Schwebheimer Bürger, an den Stadtbusverkehr angeschlossen zu werden, den Bürgermeister Volker Karb in seiner Begrüßung erwähnte, erteilte Michael Graber allerdings gleich eine Absage. Der Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises bestätigte zwar, dass Stadt und Landkreis beim Mobilitätskonzept eng zusammenarbeiten, aus historischen Gründen aber eine Erweiterung der Stadtbuslinien nicht möglich sei. In Zukunft aber werde es ohnehin keinen Unterschied mehr zwischen Stadt- und Regionalbussen geben.

Frank Huneck und Dieter Stepner vom beauftragten Planungsbüro „kobra Nahverkehrsservice“, erklärten, worauf's ankomme. „Mit dem jetzigen ÖPNV können sie keine neuen Fahrgäste mehr gewinnen“, meinte Stepner. Wichtig sei, dass die Linien einen festen Takt bekämen und immer den gleichen Weg führen. Bürger vor Ort sollten in Zukunft wissen, dass ihr Bus beispielsweise immer zur vollen Stunden abfährt.

Ruftaxis als Zusatzangebote

Von den Hauptstrecken aus müsse ein sogenannter Astverkehr eingerichtet werden, so Huneck. Also Zusatzangebote, wie beispielsweise Ruftaxis, die die Gegenden bedienen, in denen es sich nicht lohne einen großen Bus einzusetzen. Für ihn ist es eine Frage des Marketings, dass diese auch angenommen werden.

Ums Marketing ging es auch an einem der Arbeitstische. Die Busse sollten erkennbar sein, wurde das gefordert, Arbeitgeber könnten Busfahrten bezuschussen um sie beispielsweise für die Schichtarbeiter attraktiv zu machen. Dazu aber bräuchte es erst einmal Buslinien für die Schichtarbeiter der Großindustrie, forderte eine andere Arbeitsgruppe. Auch viele weiße Flecken kamen ins Gespräch, so sei von Schwebheim aus beispielsweise das Gewerbegebiet im Hafen „unerreichbar“.

Schwieriger Weg zur Mainbogenpraxis

Für die Bürger von Gochsheim und Grettstadt sei es „kompliziert“ zur Mainbogenpraxis nach Sennfeld zu kommen. Bürgermeisterin Helga Fleischer mahnte: „Jedes Extra, das eingerichtet werde, koste die Gemeinde enorm viel Geld“. Auch die häufig angesprochenen Bürgerbusse erwiesen sich für die Kommunen als nicht so einfach, die Versicherung dafür sei teuer und Fahrer schwer zu finden.

Die Fahrradmitnahme im Bus muss möglich sein, Ferientickets für Kinder und ein kostenloses Jahresticket für Senioren, die freiwillig ihren Führerschein abgeben, vor allem aber auch einheitliche und übersichtliche Tarife und Tarifzonen – die Bürger diskutierten leidenschaftlich und gaben den Verantwortlichen so einiges an neuen Anregungen und Hausaufgaben für die weiteren Planungen mit.

Mobilität in Zahlen

Die Bürgerbefragung zum Mobilitätskonzept des Landkreises Schweinfurt erbrachte folgende statistische Ergebnisse: Die Fahrzeugdichte ist hoch. 70 Prozent der Haushalte verfügen über einen Zweitwagen, 29 Prozent davon haben sogar drei oder mehr Fahrzeuge. 3,4 Wege legen die Bürger am Tag zurück, das entspricht dem bundesweiten Durchschnitt.

Davon aber werden 78 Prozent mit dem Auto, nur fünf Prozent zu Fuß und neun Prozent mit dem Fahrrad zurückgelegt. Auf den ÖPNV entfallen acht Prozent. Deutschlandweit sind 62 Prozent mit dem Auto unterwegs, 23 Prozent gehen zu Fuß und zehn Prozent fahren mit dem Rad. Der ÖPNV steht im Bundesvergleich mit fünf Prozent noch schlechter da.

Insgesamt schreitet die Zersiedelung fort und die PKW-Flotte wächst. Das liegt auch an der zunehmenden Automobilität der älteren Generation und an einer hohen Abhängigkeit vom Auto außerhalb der Ballungsräume.

Die drei größte Verbesserungswünsche der Bürger betreffen: eine bessere Anbindung (26,1 Prozent), faire Preise und verständliche Tarife (13,4 Prozent) und ein höherer Takt (11,6 Prozent).

 
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