
"Ohne Maske kommt keiner rein. Ohne Impfnachweis oder negativen Test auch nicht." Mehmet Ciy, der Vorstand der Schweinfurter Ditib-Moschee in der Wirsingstraße, nimmt die Verantwortung, die Corona mit sich bringt, für die Mitglieder und Besucher, sehr ernst.
Ganz am Anfang, als Corona gerade aktuell geworden war, wurde sogar das Freitagsgebet abgesagt, erzählt er bei einem Rundgang durch die Moschee. Das sei keine leichte Entscheidung gewesen. Das Freitagsgebet habe eine große Bedeutung für die Gläubigen. Aber er und die Mitverantwortlichen wollten lieber auf Nummer sicher gehen. Später wurden die Freitagsgebete ins Freie verlegt. "Mit Abstand, mit Maske", sagt Ciy. Und mit der strikten Anweisung, nach dem Gebet sofort das Gelände zu verlassen.
Nach dem Freitagsgebet mussten die Besucher sofort das Gelände verlassen
"Hat gut geklappt", sagt Mehmet Ciy. Sich nach dem Freitagsgebet zu treffen, sich zu unterhalten, gehört schon dazu, sagt Ayfer Rethschulte. Die Grünen-Stadträtin und Integrationsbeirätin mit türkischen Wurzeln hat zusammen mit Matthias Kreß von der Stabsstelle "Gern daheim in Schweinfurt" eng mit Ciy zusammengearbeitet, um zum Beispiel über Impfangebote zu informieren.
Eigener Gebetsteppich als Abstandshalter
"Die Abstandsregeln hat jetzt jeder verinnerlicht", sagt Mehmet Ciy im Gebetsraum. Seit Beginn der Pandemie bringen die Gläubigen eigene Gebetsteppiche mit, die sie sozusagen als Abstandshalter auf den Teppichboden legen. Am Anfang gab es noch Markierungen mit Klebeband auf dem Teppich für den korrekten Abstand. "Die haben aber unseren Saugroboter gestört."
Zeitweise gab es sogar eine Sonderregelung für die älteren und durch Corona besonders gefährdeten Mitglieder, erzählt Ciy. Die Ü-60-Mitglieder beteten im Gebetsraum, die anderen im Freien. Gut 380 Mitglieder habe die Moschee, ein Drittel gehöre zur älteren Generation. "80 Prozent der Mitglieder sind geimpft ", sagt Ciy. Für Nicht-Geimpfte wird an Freitagen eine Teststrecke auf dem Gelände aufgebaut. Auch die Kinder, die am Wochenende zum Religionsunterricht kommen, werden getestet, erzählt er. "Die Familien machen alle mit."

Und da ist dann noch der Schlüsselanhänger mit einem QR-Code, den die Mitglieder bekamen, um sich am Eingang zu registrieren, als noch Kontaktverfolgung angesagt war. "Andere Moscheen haben das nachgemacht", freut sich Ciy.
Corona war Thema in der Freitagspredigt
Auch in den Freitagspredigten wurde Corona angesprochen. "Die Predigten können Sie im Internet nachlesen ", sagt Ciy. Die gleiche Predigt wird übrigens in allen Deutschen Ditib-Moscheen gehalten. "Gesundheit hat Vorrang", ist eine Predigt vom 20. März 2o20 überschrieben. Ein Auszug: "Wir stellen uns dieser Verantwortung und sagen: Gesundheit hat Vorrang! Wir laden jeden dazu ein, die Empfehlungen der örtlichen Behörden und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einzuhalten. Wir laden jeden ein, seine Aufgabe in der Bekämpfung dieser Krankheit wahrnehmen." In Schweinfurt habe der Imam auch zum Impfen aufgerufen.
Impftermine über WhatsApp verbreitet
In der Moschee wurde und wird auch immer über die neuen Corona-Regelungen informiert, erzählt Ciy, der sich intensiv damit beschäftigt hat, um auf dem Laufenden zu sein. Denn für die Mitglieder war er ein wichtiger Ansprechpartner. Auch, wenn es darum ging, Impftermine zu finden. "Kurze Wege, zum Beispiel über WhatsApp."
Es war auch ein Impftermin an der Moschee geplant, nur habe man kurz vorher mitgeteilt, dass für über 30-Jährige Moderna bereitsteht, nicht Biontech. "Wir haben den Termin dann abgesagt, auch, um keine Ressourcen zu verschwenden", sagt Ciy. Es war klar, dass die Leute lieber ein bisschen warten würden, um beim Hausarzt oder an einer anderen Impfstelle Biontech zu bekommen. Es trifft ihn, dass diese Entscheidung, wie er sagt, von der Stadtspitze negativ aufgenommen wurde. Mehr ins Detail will er nicht gehen, aber im Hinblick auf die ganzen Bemühungen hätte er sich wohl mehr Verständnis erhofft.
"Es ist wichtig, dass in der Bevölkerung ankommt, was ihr macht", betont Ayfer Rethschulte, die das Gespräch vermittelt hat. "Das Ziel muss sein, die Pandemie zu bekämpfen", sagt Ciy. Dabei ist auch die benachbarte "arabische Moschee" der "Deutschsprachigen Muslime SW" mit im Boot. Mit Vorstand Mahmoud Shatat gibt es eine enge Zusammenarbeit, man hilft sich. "Und die Regeln sind wie bei uns."