Wie funktioniert Musikunterricht mit Abstand und Mundschutz? Und welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die wirtschaftliche Situation der Einrichtung? Natürlich war das Coronavirus auch am Dienstag das beherrschende Thema in der Musikschule Schweinfurt. Ungewohnt weit saß das Gremium des Zweckverbandes auseinander. Um die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten zu können, trafen sich die Vertreter – darunter Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Landrat Florian Töpper – zur Sitzung der Verbandsversammlung im geräumigen Konzertsaal. "Das ist zurzeit unsere begehrtester Raum", spielte Andrea Schärringer, musikalisch-pädagogische Leiterin der Schule, auf die Corona-Problematik an.
"Das vergangene Jahr verlief erfreulich unspektakulär mit einem planmäßigem Ergebnis", sagte Verwaltungsleiter Thomas Barisch, als er die Bilanz der Musikschule für 2019 vorstellte. Dieses habe man mit einem "Überschuss" von rund 63 000 Euro abgeschlossen. Der Betrag werde anteilig an beide Träger, Stadt und Landkreis Schweinfurt, zurückgezahlt. Laut Rechenschaftsbericht habe der Zweckverband weder Schulden noch Rücklagen.
Musikschule mit vielen Kooperationen
Ebenfalls planmäßig sei die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die sich seit Jahren nur marginal veränderte. Im Schuljahr 2019/20 zählte die Musikschule 3223 Lernende, so Barisch. Deren Gebühren seien neben dem Finanzierungsanteil von Stadt und Landkreis wichtige Bausteine für die Unterhaltung der Schule. "Wir kommen gelegentlich nicht umhin, diese Gebühren zu erhöhen. Dabei geht es nicht darum, einen Reibach zu machen", ergänzte Oberbürgermeister Remelé. Vielmehr müsse man damit die Wirtschaftlichkeit der Musikschule aufrecht erhalten.
Verwaltungsleiter Barisch betonte indes, dass die Arbeit der Musikschule nicht nur aus dem Unterrichten von Kindern bestehe. Als "kleines aber ordentliches Pflänzchen" bezeichnete der Verwaltungsleiter den Anteil der erwachsenen Schüler. Das seit 2015 bestehende Angebot nähmen derzeit 92 Erwachsene war. Außerdem biete man in fünf Seniorenheimen Kurse an, welche laut Barisch von den Heimleitungen als sehr positiv eingestuft würden. In weiteren Kooperationen arbeite man mit zahlreichen Grundschulen, Gymnasien, einer Realschule und verschiedenen Kindergärten zusammen. Soweit lief also alles nach Plan, betonte Barisch, bis Corona kam.
Durch Lockdown: Einnahmeausfall von 190 000 Euro
"Das abgelaufene Schuljahr lief bis zu den Faschingsferien 2020 reibungslos. Ab dann überschattete die Corona-Pandemie alles", erklärte Barisch. Im März, als der Betrieb der Schule behördlich untersagt wurde, sei alles Schlag auf Schlag gegangen. Knapp zwei Monate war der gewöhnliche Unterricht nicht mehr möglich. Da die Gebühren in dieser Zeit nicht mehr erhoben wurden, musste die Schule einen Einnahmeausfall von rund 190 000 Euro verzeichnen.
Trotz Kurzarbeit der Lehrkräfte und keiner Möglichkeit auf Präsenzunterricht habe die Schule versucht, mit allen Schülern in Kontakt zu bleiben, betonte Barisch. Dabei wurde etwa ein Unterrichtsersatzprogramm online angeboten. Umso erfreulicher sei die Tatsache, dass trotz des Lockdowns die Schülerzahl auch in dieser Zeit stabil geblieben sei, die Eltern also auch weiterhin Vertrauen in die Musikschule hätten. Neben OB Remelé bedankte sich auch Landrat Florian Töpper für das Engagement der Beteiligten und deren "Ausmaß an Kontinuität". Man wolle sich die Musikschule weiterhin dauerhaft leisten und drücke damit auch eine hohe Wertschätzung gegenüber der Kultur aus.
Musikschule: Ausblick "eher etwas traurig"
Unter Einhaltung eines Hygieneplans ist Einzelunterricht in der Musikschule seit dem 11. Mai wieder möglich. Die Umsetzung in den Außenstellen sei laut Barisch mit den jeweiligen Schulleitungen und Sachaufwandsträgern individuell vereinbart und umgesetzt worden. Jedoch ruhen verschiedene Kooperationen mit Schulen sowie Seniorenheime nach wie vor. "Die Raumsituation ist natürlich ein zentrales Thema", sagte die musikalisch-pädagogische Leiterin Andrea Schärringer. Man versuche aber überall Lösungen zu finden. Denn: "Die Musikschule muss weitergehen."
Der Ausblick sei derzeit "eher etwas traurig", sagte Schärringer. Man könne keinerlei Veranstaltungen planen und wenn doch, dann müssten diese meist ohne Zuschauer stattfinden, was nicht dem ursprünglichen Zweck diene. Schärringer hoffe dennoch darauf, dass man im nächsten Jahr wieder Publikum bei Veranstaltungen begrüßen dürfe. Verwaltungsleiter Barisch betonte zugleich, dass man sich in der Musikschule an alle Hygiene-Vorschriften halte und nannte beispielhaft einen "Roll-Up-Spuckschutz", der flexibel zwischen Musiklehrer und Bläsern aufgestellt werden könne.