Wo sich sonst Studenten um die Zeit ins Wochenende verabschieden, treffen sich am Freitagnachmittag etwa 20 junge Leute, um über Mathematik zu diskutieren: In der Fachhochschule in Schweinfurt organisiert der Verein Quod Erat Demonstrandum, kurz QED, an vier Tagen ein Seminar mit Vorträgen und Übungen zu mathematischen Themen – vor allem mit Inhalten, die in der Schule nicht auf dem Stundenplan stehen.
Drei bis vier solcher Seminare im Jahr veranstaltet QED in verschiedenen Städten in Bayern, Schüler und Studenten aus dem ganzen Bundesland reisen dazu an. In Schweinfurt findet das Seminar zum zweiten Mal statt. In diesem Jahr kooperiert der bayerische Verein mit dem Studiengang Technomathematik unter der Leitung von Oliver Bletz-Siebert. QED gibt es seit fast 20 Jahren, mittlerweile hat er über 200 Mitglieder. Viele von ihnen sind Studenten. Das älteste Mitglied sei Anfang 30, sagt Nicholas Schwab. Er studiert Mathematik und organisiert mit Lucas Kempf die Seminare des QED. "Wir wollen die mathematische Begeisterung fördern", sagt Schwab. Beide haben nach ihrer Teilnahme am Landeswettbewerb "Mathematik Bayern" ein ähnliches Seminar besucht und fanden das Konzept gut: Mit Gleichaltrigen etwas über Mathematik zu lernen und neue Leute zu treffen, das gefällt den beiden. "Wir dachten: Das ist eine coole Idee", sagt Schwab.
Im Seminar geht es nicht um Schulmathematik
Die Besonderheit an dem Seminar: Die Vorträge halten hauptsächlich Studenten, nur ab und zu kommt ein Beitrag von Professoren oder Unternehmen. "Wenn jemand einen Vortrag halten will, kann er das machen", sagt Kempf. Der Verein unterstützt bei Bedarf bei der Vorbereitung, will aber nicht zu sehr eingreifen. Zwölf Vorträge sind es an diesem Wochenende in Schweinfurt insgesamt. Die meisten seien laut Schwab "sehr stark matheorientiert", es gebe aber auch ein paar zu naturwissenschaftlichen Themen: Informatik, Physik und Biologie gehören zum Programm.
Detailliertes Vorwissen müssten die Teilnehmer nicht haben, sagen die Organisatoren. "Viel wichtiger ist das mathematische Denken", so Schwab. Mit der Schulmathematik, bei der nur Schemata auf Aufgabentypen angewendet würden, habe das Seminar wenig zu tun. "Ich verstehe völlig, wieso man Mathe in der Schule langweilig findet", sagt Schwab. So soll es für die Teilnehmer nicht werden: Deswegen geht es an diesem Wochenende um Themen aus der Zahlentheorie wie zum Beispiel Primzahlen, aber auch um IT-Sicherheit oder die Technologie hinter Blockchain. Für einzelne Vorträge teilen die Organisatoren die Gruppe, dann gibt es zwei Angebote, die sich in ihrem Schwierigkeitsgrad unterscheiden.
Spaß an Mathe haben alle Teilnehmer
Algebra und Analysis als typische Unterrichtsinhalte gibt es auch auf dem Mathematik-Seminar. Die Studenten wollen zeigen, dass es in den Bereichen andere Themen gibt als die, die in der Schule besprochen werden: Mit der Graphentheorie, die Graphen und ihre Beziehungen behandelt, ließen sich Straßennetze erstellen und die jeweils kürzesten Routen von einem Ort zum anderen herausfinden.
Vielen der Teilnehmer ist Mathe normalerweise "zu langweilig" und "uninteressant". Im Seminar an diesem Wochenende ist das anders. In den Pausen tippen sie Informatikausdrücke in Programmiersprache in ihre Laptops, drehen in Sekunden Zauberwürfel in die richtige Form. Während der Vorträge diskutieren sie mit Gleichaltrigen über Mathematik. "Wir haben alle Spaß daran, deswegen sind wir hier", sagt Organisator Schwab.