
"Frieden schaffen ohne Waffen", das war einmal das Credo vieler, nicht zuletzt auch grüner Friedensfreunde. An diesem Abend skandieren den Slogan rund 50 Demonstrantinnen und Demonstranten aus dem (rechten) "Querdenker"-Milieu - auf der Straße vor dem Pfarrzentrum St. Kilian in Schweinfurt, wo mit Anton "Toni" Hofreiter ein (linker) Grüner knapp 150 Interessierten erklärt, warum es ohne weitere Waffen keine Chance auf Frieden in der Ukraine gibt.
Verkehrte Welt, oder? Laut dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend ist jedenfalls unter den Anhängern keiner Partei die Zustimmung für die Lieferung von Kampfpanzern so groß wie unter Grünen-Sympathisanten: 86 Prozent von ihnen finden die Entscheidung der Ampel-Regierung richtig, nun endlich auch den begehrten "Leopard 2" zu liefern.
Publikum spricht von "wachsenden Bauschmerzen"
Eine Quote, auf die Hofreiter auch in Schweinfurt bauen kann. Auch wenn in der knapp einstündigen Fragerunde, die sich seinen Ausführungen anschließt, einige Zuhörerinnen und Zuhörer äußern, angesichts der wachsenden Eskalation "wahnsinnige Bauchschmerzen" zu haben. Auch wenn einzelne Fragesteller mahnen, mehr Rücksicht auf die Interessen Russlands zu nehmen. Auch wenn die Demonstrierenden auf der Straße immer mal wieder mit ihren Rufen und Pfiffen in den vollbesetzten Vortragssaal durchdringen.

Der Vorsitzende des Europaausschusses im Deutschen Bundestag, der auf Einladung des Landtagsabgeordneten Paul Knoblach nach Schweinfurt gekommen ist, bleibt in seiner Argumentation klar. "Es gibt keinen Zweifel, wer in diesem Krieg Opfer und wer Täter ist", sagt Hofreiter. Russland führe einen "verbrecherischen Angriffskrieg" gegen die Ukraine, mit Folterungen und Vergewaltigungen Tausender Zivilisten, mit völkerrechtswidrigen Angriffen auf die Wasser-, Strom und Wärmeversorgung. Ziel von Wladimir Putin sei die Vernichtung eines Staates, der sich für Freiheit und Demokratie entschieden habe und somit zur Gefahr für die "oligarchische Kleptokratie Russland" geworden sei.
Hofreiter: "Jetzt zu verhandeln, statt Waffen zu liefern, führt eher zum Gegenteil von Frieden"
Wer den russischen Aggressor stoppen möchte, müsse die Ukraine militärisch aufrüsten. Erst, wenn Putin einsehe, dass er den Krieg nicht gewinnen kann, "dass sich Frieden für ihn lohnt", erst dann werde er zu Verhandlungen bereit sein. Dies sei frühestens dann der Fall, wenn die Ukraine die von Russland besetzten Gebiete zurückerobert habe. Dazu brauche das Land moderne westliche Panzer, und zwar noch deutlich mehr als die bislang zugesagten. Hofreiter ist sicher: "Im gegenwärtigen Stadium zu verhandeln, statt Waffen zu liefern, führt eher zum Gegenteil von Frieden."
Die Frage, ob in einer nächsten Eskalationsstufe auch Kampfjets geliefert werden müssen, räumt Hofreiter schnell ab. Deutschland habe hier "nichts im Angebot, was der Ukraine helfen könnte". Grundsätzlich aber seien Lieferungen von Waffen aller Art an einen Staat, der sich gegen einen Aggressor verteidigt, durch das Völkerrecht gedeckt. Eine Kriegsbeteiligung bedeuteten sie nicht, stellt er auf Nachfrage aus dem Publikum klar.
Dem Westen wirft der grüne Europapolitiker vor, viel zu lange nicht geglaubt zu haben, dass Putin ein "klassischer Imperialist" ist, "der auf das Wohlbefinden der eigenen Leute keinen Wert legt". So seien unter anderem die Tschetschenien-Kriege mit bis zu 80.000 toten Zivilisten, der Kaukasuskrieg, der Einstieg in den syrischen Bürgerkrieg, aber auch die Annexion der Krim folgenlos geblieben. Im Gegenteil, "naiv und verantwortungslos" habe sich vor allem auch Deutschland trotz der offensichtlichen Verletzungen des Völkerrechts "systematisch" abhängig von russischem Erdgas gemacht, die Nord-Stream 2-Verträge unterschrieben und Erdgas-Speicher an Gazprom "verscherbelt".

Jetzt Stärke zu zeigen, sei die einzige Chance, Putin vor weiteren Eroberungszügen etwa in Moldau oder im Baltikum abzuhalten. Hofreiter warnte einzelne Diskussionsteilnehmer aus dem rechten Spektrum, "Propagandalügen" zu glauben. Möglicherweise hätten die USA im Umgang mit Moskau Fehler gemacht, eine Rechtfertigung für all die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine gebe es aber nicht.
Schnelles Kriegsende nicht in Sicht
Zuversicht, dass der Krieg in absehbarer Zeit zu Ende geht, verbreiten Hofreiters Ausführungen nicht. Aus seiner Sicht muss Russland den Krieg verlieren, "so wie die USA einst den Vietnamkrieg verloren haben". Ohne einen kompletten Rückzug Putins aus der Ostukraine sei kein Frieden möglich. Die Krim kann sich der Grüne als "entmilitarisierte Zone" vorstellen, über deren Zukunft erst später entschieden wird. Schon das aber wäre ein Zugeständnis der Regierung Selenskyj: "Denn völkerrechtlich gehört die Krim nach wie vor zur Ukraine."
Unterdessen ziehen die Demonstranten vor dem Pfarrzentrum wieder ab.
Kriegerische Handlungen sind wegen ihrer Folgen moralisch immer falsch, aber es gibt eine Ausnahme meines Erachtens. Damals ging es darum, gegen das schlechthin Böse der Nazibarbarei zu kämpfen, gegen eine einzigartige Form von Verbrechen wider die Menschlichkeit. Heute geht es darum, dass man Putin daran hindert, dass er seine Vorstellungen von der Wiederherstellung der ehemaligen Sowjetunion verwirklichen kann.
Man kann das, was Anton Hofreiter äußert, sicherlich vollkommen anders sehen. Es wäre auch nicht normal, wenn jeder sich seiner Meinung anschließen würde. Aber was hier zum Teil an Kommentaren abgegeben wurde, ist gelinde gesagt unterirdisch. Bei vielen Äußerungen geht es eigentlich gar nicht um die Standpunkte von Hofreiter, sondern nur um reines Grünen-Bashing. Vollkommen ausgeblendet wird, wie Anton Hofreiter zu seiner Überzeugung kommt.
Die „Appeasement-Politik“ insbesondere die Großbritanniens in den 1930er-Jahren, haben den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust überhaupt erst ermöglicht. Auch wenn Vergleiche bekanntlich hinken, bestehen zum Ukraine-Krieg doch einige Parallelen.
Jetzt sind sie an der Macht und wollen bleiben. „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“
Oder wollt ihr eine Lösung?
Niemand trägt gerne die Schuld, sie wiegt nicht selten schwer und ist eine Belastung. Dennoch, wenn „der andere“ seine Schuld einsieht und sich ent-schuld-igt, kann es eine Genugtuung sein. Aber die kann nur dem eigenen Ego schmeicheln, zur Konfliktlösung kann sie nichts beitragen.
Frieden schaffen ohne Waffen scheint dann doch nicht so zu klappen.
Glaubte man zunächst dass es ein "Ankommen" in der Realität ist, wird es zunehmend zu ideologischen Panikattacke
die alle ehernen Grünen Grundsätze über dennHaufen wirft!
Das merken wohl die meisten Kommentatoren aus der Anhängerschaft und versuchen krampfhaft alles schön, logisch, mit plötzlich vorhandenen Sachverstand der Führung dieses Gruselkabinetts, zu reden!
Man kann mit einem engen Korridor keine Politik für die Masse und mit Weitblick machen!
Nun trifft es sicher zu, das Soldaten nicht geboren sondern gemacht werden. Aber genau diese Ausbildung fehlt ihm.
Er gab auf der Veranstaltung erwartungsgemäß die allgemein bekannten Standpunkte seiner Partei wieder. Würde Petra Kelly heute noch leben, sie würde sich für diese Grünen in Grund und Boden schämen!
Das Problem an solchen Schreibtischhelden wie Hofreiter ist, dass denen jedes Maß an militärischer Vernunft abgeht. Bei solchen Menschen gibt es nur eines: immer mehr, mehr, mehr! Richtige Soldaten denken da völlig anders, und sind viel reflektierter als ein Diplom-Biologe Hofreiter das sein kann.
Er wäre mal besser bei seinem Fach geblieben, als diese skurrile Wandlung zu durchlaufen.
Das sieht man exemplarisch an Frau Baerbocks erschreckenden Absturz in der Wählergunst.
Ihr skuriller Auftritt bei einem Aachener Faschingsverein und ihr müdes Witzchen über die deutschen Panzer, durch die und in denen bald Menschen sterben hat vielen Bürgern die Augen geöffnet.
Das Verständnis, dafür, dass Politiker in diesen Zeiten Zeit für Juppheidi und Tralala haben schwindet mehr und mehr. Mein vor einiger Zeit geäußertes Unverständnis für Imageberater die Politiker immer noch zum frohen Faschingsschwof gehen lassen war also berechtigt.
Frau Wagenknecht, die von Panzerverschieben und bourgeoisem Tralala wenig hält schoß von Rang neun hoch auf Rang vier und Frau Baerbock die diesen Platz innehatte fiel ab auf Rang acht - und alles nur wegen einer mißglückten Faschingsnacht.
https://www.focus.de/politik/deutschland/insa-meinungstrend-sahra-wagenknecht-legt-ueberraschend-zu_id_185153594.html
Das Problem an Frau Baerbock ist, dass sie keine Außenpolitik betreibt, sondern die Simulation davon. Statt dessen kommt es ihr vor allem darauf an, für die Wähler zuhause eine tolle Show zu liefern, gut auszusehen - kostete ja nur 140.000 Euro im letzten Jahr -, und einen Haufen bunter Fotos zu liefern. Die verwechseln dann das aber mit Außenpolitik.
Das kann man machen, wenn man liefert. Baerbock aber liefert nicht. Ihr ureigenes Thema feministische Außenpolitik - gescheitert. Wo ist ihre Unterstützung für den Iran?
Ihr Versprecher vor dem Europarat - sowas darf in dem Amt zu Kriegszeiten nicht passieren. Die russischen Propagandatrolle haben sie intern zur Mitarbeiterin des Monats ernannt!
Ihre ständigen, offenen Konflite mit Scholz, z.B. vor dessen Chinareise? Klarer Grund für ihren Rauswurf.
Unter ihrer Führung sind die Beziehungen zu FR, PL, UK und IT so schlecht wie nie!
Die sind heute fast so drauf wie Alfred Dregger und Richard Jaeger gegen die ich in den 1970-er Jahren schon auf die Straße gegangen bin.
Man könnte lachen, wenn es nicht so bitter ernst wäre.
Seneca
"Nemo sibi tantummodo errat, sed alieni erroris et causa et auctor est."
Trotzdem ist es teuflisch wenn man an seinem Irrtum festhält.
Der Bruch mit der Stammwählerschaft unter Schröder hat der SPD auch kein Glück gebracht.
Vor allem aber: schauen Sie sich mal die Parteispitze an. Früher war das immer ein Fundi und ein Realo, jetzt nur noch zwei Realos. Das lässt tief einblicken, wie es momentan um die Mächtigkeit dieser traditionellen Flügel in der grünen Partei steht.