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Schweinfurt
Wer darf im Lockdown ein Passbild machen?
Nicht nur Speis und Trank braucht der Mensch im Lockdown, sondern auch mal ein Passbild. Doch das durfte in den vergangen Wochen nicht jeder machen, der es kann. 
Mindestens zwei Wochen Passbild-Geschäft sind Willi Schmidt vom 'PhotoLab' durch die Lappen gegangen. Er wäre gerne vom Schweinfurter Ordnungsamt rechtzeitig darüber informiert worden, dass er diesen Service unter gewissen Auflagen seit 18. Januar wieder hätte anbieten dürfen. 
Foto: Helmut Glauch | Mindestens zwei Wochen Passbild-Geschäft sind Willi Schmidt vom "PhotoLab" durch die Lappen gegangen. Er wäre gerne vom Schweinfurter Ordnungsamt rechtzeitig darüber informiert worden, dass er diesen Service unter ...
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Im Lockdown geht das Leben weiter - irgendwie. Auch wenn die meisten Läden geschlossen haben, werden neben Lebensmitteln und Autoreparaturen einige andere Dinge dringend benötigt. Passbilder zum Beispiel, denn der Ausweis, der abläuft, fragt nicht nach Corona, und das neue Foto für die Bewerbungsmappe sollte auch von professioneller Hand gefertigt sein. Willi Schmidt, Betreiber des Geschäfts "PhotoLab" in der Schweinfurter Luitpoldstraße ist einer, der sich neben der Industriefotografie, mit seinem Passbild-Service ein stabiles Standbein aufgebaut hat. Für Führerschein, Visum oder zur Vorlage bei der Ausländerbehörde werden Passbilder gebraucht. Tägliche Anfragen seiner Kunden zeigen Willi Schmidt, dass der Passfoto-Bedarf auch in der Pandemie hoch und vor allem "amtlich" ist.        

Doch bis jetzt musste Willi Schmidt allen solchen Anfragen eine Absage erteilen. Lockdown, Geschäft zu, keine Passfotos! Menschen, die unbedingt Passbilder brauchen, wurden - auch von Behörden - an Drogeriemärkte verwiesen, die teilweise einen Passbild-Service anbieten. Drogeriemärkte, deren Warensortiment zu mehr als der Hälfte aus für den täglichen Bedarf wichtigen Produkten besteht, die auch im Lockdown verkauft werden dürfen, haben bekanntlich geöffnet. Als Mischbetriebe dürfen sie ihre zusätzlichen Leistungen - wie zum Beispiel einen Fotoservice - anbieten. So wurde es auch Willi Schmidt auf Anfrage vom Ordnungsamt der Stadt Schweinfurt mitgeteilt. 

Seit dem 18. Januar gelten neue Regeln

Gerecht sei das zwar nicht, so Willi Schmidt, aber er habe es so hingenommen, weil es ja auch anderen Fotografen so gehe. Aber war das wirklich so? Ja und Nein! Ja auf jeden Fall bis zum 18. Januar. Seit dem 18. Januar aber gelten dafür neue Regeln, dürfen Fotografen unter Einhaltung eines Hygienekonzepts und nach Terminvereinbarung wieder Passbild-Kunden einzeln in ihre Läden lassen. Ein befreundeter Schweinfurter Fotografen-Kollege bestätigte dem 57-Jährigen vor wenigen Tagen, dass es seit dem 18. Januar möglich sei, diesen Service unter Auflagen wieder anzubieten.     

Eine wichtige Information, die allerdings an Willi Schmidt nicht übermittelt wurde, obwohl er im Dialog mit dem Schweinfurter Ordnungsamt stand, weshalb er im Moment nicht besonders gut auf diese Behörde zu sprechen ist. "Gut zwei Wochen in denen ich keinen Umsatz machen konnte", moniert er, obwohl für kleinere Geschäfte in Zeiten wie diesen jeder Tag wichtig sei. Zwei Wochen auch, in denen er viele Anfragen ablehnen musste, Kunden auf "nach Corona" vertröstete, bis er von einem anfragenden Ehepaar darüber informiert wurde, dass Passbild-Fotos andernorts schon wieder möglich seien, was letztlich zu dem klärenden Anruf beim Fotografen-Kollegen führte.    

Willi Schmidts Beschwerde beim Ordnungsamt wegen der ausgebleibenden Information wurde auch umgehend beantwortet. Die Mitarbeiterin entschuldigte sich, räumte ein, dass es angesichts der vielen Aufgaben, die derzeit auf dem Ordnungsamt lasten, versäumt worden sei, ihn als Geschäftsinhaber über die Lockerung zu informiert zu haben. Eine Information die nur Fotogeschäften, die "aktiv nachgefragt" haben, erteilt wurde. Schmidt unterstellt nicht, das "böse Absicht" hinter der Nicht-Information steht, fühlt sich aber dennoch vergessen. Vor allem weil er in den ersten Wochen des Lockdowns intensiven Mailkontakt mit der Behörde hatte.  

"Der unverschuldet Leidtragende zu sein, hilft mir finanziell auch nicht weiter, den Verlust macht mir keiner wett, ich habe ja auch meine Kosten," so Schmidt. Außerdem sei die Zahl der Fotogeschäfte in Schweinfurt ja überschaubar. "Wenn ich selber nicht nachgebohrt hätte, dann hätte ich bis Lockdown-Ende zu", ist er sich sicher.

Kristina Dietz, Pressesprecherin der Stadt, hat sich den Fall noch einmal angeschaut. "In diesem Fall, war es wohl so, dass die Anfrage während des Verbotszeitraums kam, weshalb es 'nur' die Info zu dem Verbot gab, wie bei allen anderen, die angefragt haben auch. Andere Fotostudios haben dann erneut nachgefragt und Ausnahmegenehmigungen beantragt." Diese hatten sich dann aber erledigt, da genau zu diesem Zeitpunkt laut Positivliste Pass- und Bewerbungsfotos wieder erlaubt waren, so Dietz weiter. Diese Info ging an die Antragsteller, da ihr Genehmigungsverfahren ja noch lief. "Eine gesonderte grundsätzliche Information sollte dennoch auch an den Fotografen gehen, der während des Verbotszeitraums angefragt hatte. Dies wurde versäumt, wofür sich die Stadt Schweinfurt auch per Mail entschuldigt hat".  

Branchenübergreifend gilt: Positivliste im Auge behalten

Branchenunabhängig weist die Stadt darauf hin, dass direkte Informationen grundsätzlich nur innerhalb laufender Verfahren erfolgen. "Jede spezielle Branche über die sie betreffenden Änderungen zu informieren können wir nicht leisten." Auch könne nicht erwartet werden, dass, wenn sich Rechtsgrundlagen ändern, nachdem eine Auskunft erteilt wurde, die Auskunft auf Grundlage der neuen Rechtsgrundlage wiederholt wird. Durch die viele Mehrbelastung durch die Coronapandemie werde den Kommunen und dort vor allem dem Personal in den Ordnungsämtern sehr viel abverlangt. Deshalb sei es wichtig, dass jeder auch für sich selbst die Entwicklungen, in diesem Fall den Fortgang der Positivliste, beobachte. 

Passbilder werden in absehbarer Zeit direkt in der Behörde gemacht 

Seit Mittwoch hat es Willi Schmidt nun auch schriftlich vom Ordnungsamt. Er darf wieder aufmachen um Passbilder zu machen. Hygienekonzept, Mindestabstand, FFP2-Maske - die natürlich für das Foto abgenommen werden kann - vorausgesetzt. Wichtig seien vorherige Terminabsprachen um sicherzustellen, dass sich immer nur ein Kunde im Laden aufhält und sich keine Schlange davor bildet. Mittlerweile hat er seinen Laden gemäß Vorgaben eröffnet. Termine kann man telefonisch ausmachen unter: Tel. 0175 611 8688.   

Mal ganz von Corona abgesehen sind Bilder, die für rein amtliche Dokumente gebraucht werden, wohl in absehbarer Zeit kein tragendes Geschäftsmodell für Fotografen mehr. Passfotos sollen nach und nach vermehrt in den Meldeämtern unter Aufsicht gemacht werden, um Fälschern das Handwerk zu legen. Übrig blieben dann für die Fotografen die Passbilder, die zum Beispiel für Bewerbungen gebraucht werden. 

 
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  • Schoeneberger
    Wer vor dem 1.3. noch schnell ein Paßfoto braucht, dürfte auch vor dem zusätzlichen Problem stehen, erst einmal einen Haarschnitt zu bekommen. Den Wildwuchs, den viele jetzt auf dem Kopf haben, möchte wohl kaum jemand für die nächsten zehn Jahre in einem amtlichen Dokument verewigen lassen...
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  • Hoegenbachtal
    Die Verantwortlichen müssen noch darauf hinzuweisen, dass die zu Fotografierenden auf jeden Fall eine Maske bei der Aufnahme tragen müssen. Aber eine genehmigte, medizinisch oder FFP2. Nicht aus Stoff! Wo kämen wir denn da hin, wenn Regeln so einfach zu brechen wären in diesem Land. In diesem Land funktioniert nämlich alles in Perfektion, das Impfen, zu bauende Flughäfen ... - nö, das war mal in der alten Bundesrepublik vor einigen Jahrzehnten. Jetzt hat sich das Land etwas verändert, dank fähigster Leute an der Spitze.
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