Im Bundesinnenministerium gibt es Pläne, das Passgesetz zu ändern. Laut eines Gesetzentwurfs sollen für neue Reisepässe und Personalausweise nur noch Fotos verwendet werden, die in den Behörden unter Aufsicht in Selbstbedienungsterminals gemacht wurden. Fotografen und Fachhändler in Unterfranken sehen das kritisch. Sie befürchten, dass ihnen eine wichtige Einnahmequelle wegbricht.
So etwa Waldemar Hartmann von "Foto Weber" in Würzburg. Passfotos seien für sein Fotofachgeschäft zwar nicht die Haupteinnahmequelle, sagt er. Dennoch seien sie für sein Geschäft wichtig: "Derzeit macht das Anfertigen von biometrischen Fotos zirka ein Drittel unserer Rendite aus. Darüber hinaus bescheren Passfotos dem Laden durchschnittlich 60 Kundenaufträge pro Tag." Sollten diese Aufträge in Zukunft wegfallen, sieht Hartmann sich gezwungen, mehrere Fotografen zu entlassen.
Ralf Mausold von "Ralf's Fotocenter" am Bad Neustädter Marktplatz drückt es noch krasser aus: "Das ist ein ganz heißes Thema, das macht uns kaputt, wir sind eh schon am Minimum." Für viele seiner Kollegen aus dem Fotofachhandel seien die Passbilder eine äußerst wichtige Einnahmequelle, deren Verlust sie kaum verkraften könnten. Auch Eva Piszczek von "Eva's Fotoecke" in Kitzingen sieht ihre Existenz bedroht: "Ich weiß nicht, ob wir uns hier in Kitzingen dann noch halten können!" Passbilder seien für ihr Fotostudio unabdingbar, um Kunden überhaupt erst in den Laden zu bringen.
Verband: 80 Prozent der Fachhändler droht das Aus
Piszczek und ihren Kollegen wäre es am liebsten, wenn der Plan aus dem Innenministerium im Papierkorb landen würde. Exakt dieses Ziel verfolgt Michael Gleich, Geschäftsführer der United Imaging Group in Fürth. Die von ihm vertretene Fotoverbundgruppe vertritt nach seinen Angaben die Interessen von 95 Prozent des Fotofachhandels in Deutschland. Sollten der Referentenentwurf realisiert werden, würden "mindestens 80 Prozent dieser Fachhändler verschwinden", so Gleich gegenüber dieser Redaktion.
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Er hat durchaus Verständnis für die Bestrebung des Innenministeriums, Personalausweise und Reisepässe fälschungssicher zu machen. Aber: "Fälschungssicherung, das kann unsere Branche schon." Sein Verband verfüge schon seit Jahren über die Software, die digitalisierten biometrischen Passfotos sicher an die Passämter oder Rathäuser zu mailen oder in einer Cloud zur Verfügung zu stellen. Das Bundesinnenministerium, die Bundesdruckerei und das Bundesamt für Sicherheitstechnik müssten sich nur mit den Entwicklern an einen Tisch setzen und die Sicherheitsstandards für die Übergabe der Bilddaten definieren.
Appell an Seehofer
Kein Verständnis hat Michael Gleich dafür, dass der Staat Steuergelder in die Selbstbedienungsterminals investiert. Er rechnet mit einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Euro. Auch Rainer Müller vom gleichnamigen Fotostudio in Haßfurt kritisiert die hohe Summe: "Gelder von Steuermitteln werden verwendet, um Dinge umzusetzen, die dem Einzelhandel schaden." Dies stehe stark im Widerspruch zum Versprechen der Regierung, den Einzelhandel stärken zu wollen.
In einem Brief appelliert Michael Gleich an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), die Pläne zu überdenken und die oben beschriebenen Alternativen in Betracht zu ziehen. Auch Waldemar Hartmann und sein Team wollen sich mit ihren Beschwerden direkt an Seehofer wenden. Die Hoffnung der Einzelhändler bleibt, dass man sich doch noch für sie und gegen den Gesetzesentwurf entscheidet.
Warum plant das Ministerium ein neues Gesetz?
Anlass für die Neuregelung ist nach Angaben des Ministeriums die Sorge vor Bildmanipulationen durch sogenanntes Morphing. Dabei werden die biometrischen Gesichtsmerkmale von mehreren Menschen zu gleichen Teilen in einem Bild zusammengefügt – sie verschmelzen ineinander. Mittels Morphing können Kriminelle Passbilder manipulieren, indem sie ein gemorphtes Lichtbild in ein Ausweisdokument einbauen. "Ist ein auf dem Pass enthaltenes Lichtbild auf diese Weise manipuliert, kann nicht nur der Passinhaber, sondern unter Umständen auch eine dritte Person, deren Gesichtszüge im Passbild enthalten sind, den Pass zum Grenzübertritt nutzen", heißt es im Entwurf des Bundesinnenministeriums.
Die Autobauer jammern weil sie wegen der deutschen Umwelthilfe ihre teuren Diesel nicht mehr an den Mann bringen.
Die Metzger jammern weil es wegen des Klimawandels immer mehr Veganer gibt.
Die Grundschullehrer jammern weil sie wegen des Lehrermangels eine Stunde länger arbeiten sollen.
Die Elektrogeschäfte jammern weil die Leute ihr Zeug lieber online kaufen als sich mit vor Halbwissen strotzenden Verkaufsazubis herumzuplagen.
Und nun jammern auch die Fotographen, weil man wegen einer Gesetzesänderung ihre teuren Passfotos vielleicht bald nicht mehr braucht.
Hauptsache, man ist selbst nicht mitschuldig an der Umsatzmisere, ein Sündenbock ist ja schneller gefunden als es dauert, die Ärmel hoch zu krempeln.
Ob er etwas früher oder etwas später verschwindet spielt da keine Rolle.
Für den Kunden ist das ganze eine Erleichterung.
Aus zwei voneinander getrennten Anlaufstellen (Erst Foto beim Fotographen, dann Antrag auf der Paßstelle) ist nun einer geworden.
Wem ich meine 8€ für das Foto auf den Tisch lege ist mir ebenfalls egal.
Unterm Strich: Viel Gejammer wegen gar nichts.
Ist aber natürlich nachvollziehbar, niemand möchte sich gerne "sein" Geschäft entgehen lassen.
wenn Sie dann die Fotos in der Hand haben sehen Sie, wie Sie aussehen. Auf einen Passfoto dürfen Sie keinen Hut auf den Kopf haben. ... rühren Sie, nomal ....Achtung!
Spässle....
Umsatzgarantie gibt es in keiner Branche, sonst hätten wir Planwirtschaft, die in einem Teil Deutschland schon mal war. Da wollte ich nicht zurück.
Also müssen sich die Fotografen an die neue Marktsituation anpassen. Gute bis sehr gute Fotografen werden überleben, Durchschnitt und Massenware wird sich nicht halten.
...in die heutige Zeit....
Wer so jammert und nur Subventionen oder ähnliche Unterstützung vom Staat fordert geht genauso unter wie ein Autobauer mit sturer Verbrenner-Produktion.
Und Drohungen mit Personalabbau sind auch nicht neu, will man selbst nicht innovativ sein und kreativ neue Wege gehen.
Was die Qualität der Automatenfotos anbelangt - naja - die sind dann hoffentlich schon besser als die von der WVV für die Zeitkarten
MfG
Vermutlich wird es bald einen Ruf nach Entschädigung geben.
Ich weiß nicht, welchem Beruf Sie nachgehen, aber es würde Ihnen wahrscheinlich genausowenig wie mir (kein Fotograf) gefallen, wenn Ihnen die eigene Stadt plötzlich Konkurrenz macht, noch dazu, wenn die Ertragslage ohnehin nicht gerade berauschend ist.
Super, die Mehrkosten beim Pass zahle ich gerne, wenn ich dafür den Fotografen nicht mehr ausgeliefert bin, die ein Vielfaches dafür verlangen.
Und so ne Kamera kostet ja auch nix.