Es war ein Spektakel der besonderen Art, das bei Einheimischen und Touristen kürzlich an der Volkacher Mainschleife für großes Aufsehen sorgte: das 59. Pfingsttreffen der Deutschen Interessengemeinschaft für Schwimm- und Geländewagen. Das internationale Rendevouz der Wasserautos fand, wie berichtet, im Museum für Militär und Zeitgeschichte in Stammheim mit Teilnehmern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien statt. Das Programm beinhaltete zwei (Aus-)Fahrten zu Wasser im Konvoi, einmal auf dem Altmain von Astheim bis Gerlachshausen, zum anderen auf dem Main von Stammheim bis Volkach.
Das bekannteste Schwimmfahrzeug ist der VW Typ 166. In Stammheim waren neben anderen Amphibienfahrzeug-Prototypen 23 davon am Start, darunter der von Wolfgang Nertinger aus Mindelheim, dem Organisator des Treffens. Mit ihm unterhielten wir uns über diverse Fragen, die das Spektakel in der Reaktion und bei Lesern aufgeworfen hatte, bis hin zur Frage, ob man fürs Steuern eines Amphibienfahrzeugs im Wasser einen Bootsführerschein benötigt.
Frage: Herr Nertinger, bedürfen derartige Schwimmfahrten der Genehmigung durch die für Schifffahrt, Wasserrecht und Naturschutz zuständigen Ämter oder kann ich nach Belieben im See oder Fluss mit meinem Schwimmauto herumfahren?
Wolfgang Nertinger: Fahrten anlässlich größerer Treffen werden von uns bei den zuständigen Ämtern schon lange vorab angemeldet und meistens auch genehmigt. Die Fahrzeuge selbst sind als Motorboot zugelassen und dürfen auf allen für die Motor-Schifffahrt zugelassenen Gewässern schwimmen. Kleinere Flüsse, Seen, Baggerseen und dergleichen sind tabu für uns. Wir achten zusätzlich darauf, die Gewässer nur an den dafür bestimmten Stellen ein- und auszufahren und die Ufer- und Ruhewasserzonen zu meiden.
Besteht die Gefahr, dass bei den Wasserfahrten Benzin, Öl oder Kühlflüssigkeit in die Gewässer gelangen?
Nertinger: Nein, es gelten für uns die gleichen Vorgaben wie für Motorboote. Zum anderen wird dies durch die Bauweise verhindert.
Braucht man fürs Steuern eines Schwimmwagens im Wasser spezielle Instrumente?
Nertinger: Nein, aber es sollte die Ausrüstung wie in einem Motorboot an Bord sein (Schwimmwesten, Anker, Feuerlöscher usw.).
Benötige ich einen Motorbootführerschein?
Nertinger: Ja, wobei die Bestimmung besagt, dass nicht der mindestens 16 Jahre alte Fahrzeugführer den Motorbootführerschein selbst besitzen muss. Es genügt, wenn generell ein Inhaber des Motorbootführerscheines an Bord ist.
Wie schnell ist der VW Typ 116 zu Land und zu Wasser unterwegs?
Nertinger: Auf dem Lande fährt ein Schwimmwagen bis zu 90 km/h, im Wasser gute Schrittgeschwindigkeit bis 10 km/h.
Was ist zu berücksichtigen, wenn ein Schwimmwagen etwa bei hohem Wellengang kentern sollte?
Ein ob der Frage eher erheiterter Wolfgang Nertinger mit einem Augenzwinkern: Dann sollte man sich die Stelle gut merken und einen Taucher im Bekanntenkreis haben …
Im Ernst: Was ist aber, wenn der Motor doch einmal im Wasser ausfallen sollte?
Nertinger: Dann müssen wir eben zu dem seitlich am Wagen befestigten Holzpaddel greifen und mit Muskelkraft paddeln.
Was kostet der VW vom Typ 166 auf dem Liebhabermarkt?
Nertinger: Schwimmwagen wie diese gibt es selten zu kaufen. Es sind und bleiben Unikate und Liebhaberstücke. Die meisten bleiben in der Familie und werden vererbt. Wenn mal einer angeboten wird, dann erreicht er meist eine sechsstellige Summe.
Wie kommen die Besitzer an die Ersatzteile für die Schwimmautos wie den VW 166?
Nertinger: Wir sind alle „Selbstschrauber“. Verschleißteile wie Reifen werden manchmal von der DISG nachgefertigt. Manche Teile können auch von alten VW-Käfern verwendet werden. Ansonsten lautet die Devise: tauschen, suchen, suchen oder selber machen.
Wie viele fahr- und schwimmbereite VW Typ 166 gibt es Ihrer Einschätzung nach insgesamt noch weltweit?
Es werden so rund 300 originale Schwimmwagen vermutet, viele in Museen. Nicht alle davon sind fahr- und schwimmbereit.
Was können Sie uns über Ihren eigenen Schwimmwagen sagen?
Nertinger: Ich fahre meinen Schwimmwagen nun seit 22 Jahren sorgenfrei und hatte damals das Glück, einen fahrbereiten VW Typ 166 aus der Konkursmasse eines Autohauses zu erwerben.
Letzte Frage: Wie sind Sie zu diesem Hobby gekommen sind?
Nertinger: Den Virus Oldtimerfahrzeuge bekam ich mit meinem ersten Motorrad, einer 250er BMW.