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GEROLZHOFEN
Wenn das Navi die Verkehrsschilder überstimmt
Trotz der neuen Verbotsschilder: Sattelzüge fahren weiterhin durch die Berliner Straße.
Foto: Klaus Vogt | Trotz der neuen Verbotsschilder: Sattelzüge fahren weiterhin durch die Berliner Straße.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:56 Uhr

„Das ist extrem. An ruhigem Schlaf ist nicht mehr zu denken.“ Seit die Schnellstraße B 286 zwischen Gerolzhofen-Süd und Neuses gesperrt ist, leiden – neben vielen anderen – auch die Anwohner der östlichen Berliner Straße in Gerolzhofen unter einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Genaugenommen ist es kein Umleitungs, sondern ein Ausweichverkehr. Denn keine der offiziell ausgeschilderten Umleitungsstrecken führt über die Berliner Straße. Aber die Navigationssysteme in den Autos überstimmen die Umleitungsschilder.

Donnerstagnachmittag, stichprobenartige Überprüfung des Verkehrs seitens der Redaktion in der Zeit von 14 bis 14.45 Uhr: Der Pkw-Verkehr hat hier in der Berliner Straße in der Tat extrem zugenommen. Fast pausenlos fahren Autos durch die Straße, oftmals sogar in Kolonne. Auffallend ist die Vielzahl an auswärtigen Kennzeichen. Es sind Verkehrsteilnehmer, die an Geo-Süd abgeleitet wurden und jetzt vom Navi in Richtung Schallfeld/Brünnau geleitet werden beziehungsweise die von Neuses über die praktisch parallel zur B 286 verlaufende Landstraße nach Gerolzhofen kommen. „Manchmal komme ich nicht mehr aus meine Garage raus, so viel Verkehr ist jetzt bei uns“, sagt eine Anwohnerin.

Gesperrt über 3,5 Tonnen

Gegen den Pkw-Verkehr ist kein Kraut gewachsen. Irgendwo müssen die Autos ja fahren. Ärgerlich ist allerdings der Schwerverkehr, der ebenfalls durch die Berliner Straße brummt. In den beobachteten 45 Minuten am Donnerstag fuhren sieben Lkw sowie ein Schulbus durch die Straße. Aber: Zwei Lkw und der Bus stammen von Gerolzhöfer Unternehmen – sie wären auch dann hier durchgefahren, wenn es keine Schnellstraßensperrung gäbe.



 

Was sowohl die Einheimischen als auch die Auswärtigen aus alter Gewohnheit vielleicht übersehen oder bewusst ignorieren: Seit Montag gibt es in der östlichen Berliner Straße zwischen Wiebelsberger und Dingolshäuser Straße ein Durchfahrtsverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Das heißt: Die Straße ist für Lkw und Busse, landwirtschaftliche Fahrzeuge, ja selbst für größere Pkw mit Anhänger tabu. Kuriosität am Rande: Weil die Steigerwaldstraße wegen Bauarbeiten von Westen her gesperrt ist, können die Lkw der zwei Gewerbebetriebe am östlichen Ende der Steigerwaldstraße streng genommen jetzt nicht mehr wegfahren. . .

Die Beschilderung ist eindeutig, wird aber aus Sicht der Anwohner noch viel zu oft missachtet. „Es dreht sich ja nicht nur um unsere gestörte Nachtruhe. Was ist denn, wenn die Straße in den kommenden Monaten kaputt gemacht wird? Wer zahlt denn dann?“, stellt ein Hauseigentümer eine berechtigte Frage.

Die Frage ist ein heißes Eisen. Der betreffende Straßenzug ist eine reine Ortsstraße. Und da werden die Kosten zumindest für bauliche Verbesserungen immer auf die Anlieger umgelegt. Die Stadt ist sich der Problematik bewusst. Man habe deshalb im Vorfeld der Sperrung der B 286 bereits das Staatliche Bauamt darauf hingewiesen, dass die Gefahr des Lkw-Ausweichverkehrs über die Berliner Straße drohe, sagt Stadtbaumeister Jens Pauluhn.

Es habe nur zwei Alternativen gegeben, fasst Bürgermeister Thorsten Wozniak zusammen. Variante eins: Man hätte den Ist-Zustand der Ortsstraße im Wege der Beweissicherung erfassen können, um später etwaige entstandene Schäden über das Staatliche Bauamt abzuwickeln. Als Konsequenz daraus wäre aber die offizielle Umleitung über die Berliner Straße gegangen.

Polizei gefordert

Variante zwei, die jetzt gilt: Die offizielle Umleitung führt nur über Staatsstraßen, wo die Stadt keine Baulast hat. Um Schäden auf städtischen Straßen zu verhindern, wurde die Berliner Straße für den Schwerverkehr gesperrt. Das Staatliche Bauamt wird deshalb für etwaige Schäden nicht aufkommen. Wenn das Durchfahrt-Verbot jetzt missachtet werde, müsse man andere Maßnahmen ergreifen, so Wozniak. „Wir als Stadt können doch nicht mehr machen als die Straße sperren.“ Jetzt sei die Polizei gefordert.

Er werde noch einmal Gespräche mit den Ordnungshütern führen, um die Kontrollen zu intensivieren. Möglicherweise könne man auch die kommunale Verkehrsüberwachung zum Einsatz bringen. Eines ist klar: Eine Zusage, dass die Anwohner nicht wie üblich für mögliche Schäden an der Straße herangezogen werden, könne er nicht geben.

Insgesamt, so Wozniak, gebe es bei der Stadt zahlreiche Beschwerden wegen des Umleitungsverkehrs. Es gehe zumeist um eine individuell gefühlte Zunahme des Verkehrs. „Wir sind aber weit entfernt vom Verkehrskollaps.“ Auch das Staatliche Bauamt, das Landratsamt und die Stadt würden den Verkehr beobachten. Die Behörden seien positiv überrascht vom niedrigen Verkehrsaufkommen auf den Umleitungsstrecken.

Neue Schilder: Durchfahrtsverbot für Schwerverkehr.
Foto: Klaus Vogt | Neue Schilder: Durchfahrtsverbot für Schwerverkehr.
 
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