Als in den 60-er Jahren die neue B 286 im Raum Gerolzhofen eröffnet werden konnte, brachte die neue so genannte "Schnellstraße" erhebliche Erleichterungen für die Dörfer zwischen Schweinfurt und Gerolzhofen. Zuvor hatte sich der Verkehr über schmale Straßen mitten durch die Dörfer wie Alitzheim, Grettstadt und Gochsheim gewälzt. Die breite Trasse der B 286 nahm einen Großteil dieser Verkehre auf. Aus Lärmschutzgründen führte die neue Straße östlich an Gerolzhofen vorbei und die Stadt Gerolzhofen bekam sogar zwei Anschlussstellen.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Es ist in den vergangenen Jahrzehnten eine städtebauliche Entwicklung eingetreten, die sich weder die Behörden noch die Stadtväter in den 50-er und beginnenden 60-er Jahren hätten vorstellen können. Gerolzhofen hat sich mit seinen Wohngebieten inzwischen massiv in den Süden ausgeweitet. Zuletzt erfolgte sogar der Sprung über den Nützelbach, wo in Zukunft noch weitere Neubaugebiete ausgewiesen werden sollen. Denn die Nachfrage nach Wohnraum im Mittelzentrum ist sehr hoch.
Gleichzeitig wurden und werden im Norden der Stadt an der Alitzheimer und an der Mönchstockheimer Straße großflächig neue Gewerbe- und Industriegebiete ausgewiesen, wodurch das Angebot an heimischen Arbeitsplätzen erfreulicherweise zunimmt. Aber es gibt natürlich auch die Kehrseite: Der Lkw-Verkehr zu den Großbetrieben wird weiter zunehmen.
Muss man auf die städtebauliche Entwicklung reagieren?
Da drängt sich die Frage auf: Ist das Gerolzhöfer Stadtgebiet in seiner heutigen Ausprägung überhaupt noch optimal an die inzwischen einige Jahrzehnte alte B 286 angeschlossen? Oder muss man auf die städtebaulichen Entwicklungen reagieren und entsprechende bauliche Anpassungen vornehmen?
"Ja, man muss reagieren", hat Bernd Hofmann zu diesem Thema eine klare Meinung. Der Anwohner der östlichen Berliner Straße stellt wie viele seiner Nachbarn eine stetige Zunahme des Verkehrs in seiner Straße fest - und dies unabhängig davon, dass die B 286 derzeit gesperrt ist und der Umleitungsverkehr durch die Straße rumpelt. Hofmann hält deshalb - wie berichtet - schon länger eine dritte Auf- und Abfahrt an der Schnellstraße südlich des FC-Stadions für dringend nötig. Er brachte erstmals noch zur Amtszeit von Bürgermeisterin Irmgard Krammer gemeinsam mit Mitstreitern sein Anliegen, unterfüttert mit Planskizzen, bei der Stadt vor. Dort hat man es zur Kenntnis genommen.
Die Stadt dehnt sich immer weiter im Süden aus
Seit seinem ersten Vorsprechen bei der Stadtverwaltung ist ein weiteres Argument für Bernd Hofmann dazugekommen. Er verweist darauf, dass nun auch noch die Anwohner der Neubaugebiete jenseits des Nützelbachs auf ihrem Weg zur Anschlussstelle Gerolzhofen-Süd über die Berliner Straße fahren. Es sei deshalb absehbar, dass der Verkehr in seiner Straße weiter zunehmen wird. Die Lösung, die Entspannung bringen würde, wäre eine dritte Anschlussstelle der B 286 auf der Anhöhe zwischen Gerolzhofen und Schallfeld. "Und dies wäre auch für Autofahrer aus Schallfeld und Lülsfeld eine deutliche Verbesserung."
Als die Hofmann'sche Idee in der Gerolzhöfer Facebook-Gruppe jüngst zur Diskussion gestellt wurde, meldete sich auch Arnulf Koch, der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Stadtrat, zu Wort: Die Lage der beiden Anschlussstellen sei für ihn in der Tat eines der wichtigsten Themen für Gerolzhofen. "Ich hoffe, dass sich hier in den nächsten Jahren etwas tut und Verbesserungen realisiert werden." Da es sich allerdings um eine Bundesstraße handele, habe der Stadtrat nur wenig Einflussmöglichkeiten. "Aber das wiederholte öffentliche Thematisieren ist unser schärftes Schwert in dieser Angelegenheit."
Koch: "Anschlussstellen sind zu nahe beisammen"
Beide Anschlussstellen der B 286 seien in der Tat zu nahe beisammen und würden nicht mehr die heutige Wirklichkeit widerspiegeln, meint Koch. "Denn das Zentrum des Gewerbes ist inzwischen viel weiter nördlich und belastet heute die Nördliche Allee unnötig mit Lkw-Verkehr. Und das Zentrum der Wohnbebauung ist viel weiter südlich und belastet die Berliner Straße unnötig stark." Die nachfolgenden Ausfahrten bei Alitzheim und Neuses am Sand seien aus Gerolzhöfer Sicht aber zu weit nördlich beziehungsweise zu weit südlich.
Wie kann man das Problem lösen? Nun, man kann ja mal groß denken. Aus Sicht von Arnulf Koch wäre es "angemessen", wenn Gerolzhofen zwei weitere Schnellstraßen-Anschlussstellen bekommen würde: eine auf Höhe des neuen Norma-Logistikzentrums (mit einer Anbindung an die Verbindungen Gerolzhofen-Alitzheim und Gerolzhofen-Mönchstockheim) und eine weitere zwischen Gerolzhofen und Schallfeld (mit Anbindung an die Verbindungen Gerolzhofen-Schallfeld und Gerolzhofen-Wiebelsberg). Um dies umzusetzen, würden jeweils Unter- oder Überführungen nötig werden.
Eine Ortsumgehung im Norden von Gerolzhofen?
Denkbar wäre es aber auch, so Koch, die aktuelle Anschlussstelle Gerolzhofen-Nord an der Rügshöfer Straße ganz zu schließen und sie durch die weiter nördlich liegende "Gerolzhofen-Nord neu" zu ersetzen. Auf diese neue Anschlussstelle könnte dann auch eine neue Ortsumgehung münden, die aus Richtung Frankenwinheim kommend nördlich an der Stadt vorbei führen könnte und so die Nördliche Allee entlastet. "Das wäre eine langfristige Planung aus einem Guss, die alle entlasten würde und den heutigen Realitäten entsprechen würde."
Das Straßenbauamt sieht keinen Bedarf für Änderungen
Doch was hält das zuständige Staatliche Bauamt Schweinfurt von solchen Ideen? "Prinzipiell werden Bundesstraßen als Teil eines zusammenhängenden ganzheitlichen Verkehrsnetzes betrachtet", antwortet Pressesprecherin Nina Marder auf eine entsprechende Anfrage dieser Redaktion. Bei der B 286 handelt es sich um eine überregionale Verbindungsstraße, die vornehmlich dem regionalen und überregionalen Verkehr sowie als direkte Verbindungsachse der Autobahnen A 70 und A 3 dienen soll. „Das Anschlussstellenkonzept ist dabei, gemessen an der aktuellen Verkehrsbelastung, ausreichend“, verdeutlicht Marder die Meinung des Straßenbauamts.
Bei größeren städtebaulichen Entwicklungen, die Veränderungen mit deutlich steigenden Verkehrsflüssen generieren, sei eine Abstimmung zwischen Stadt und dem Staatlichen Bauamt Schweinfurt nötig, heißt es weiter. Die jetzige Anschlussstelle Gerolzhofen-Nord werde für den Anschluss der Staatsstraßen 2275 und 2274 genutzt. "Durch eine neue Anschlussstelle wird hier keine wesentliche Verbesserung gesehen", so Marder. Der Verkehr des Gewerbegebiets Gerolzhofen-Nord könne ja über die bereits bestehende nördlich liegende Anschlussstelle bei Alitzheim abgewickelt werden. "Dies ist auch so ausgeschildert."
Vier Spuren zwischen den beiden Anschlussstellen?
Von einer Ausbau-Variante auf der B 286, die vor geraumer Zeit schon einmal auch im Stadtrat vorgestellt und andiskutiert worden ist, hat man schon lange nichts mehr gehört: zwei zusätzliche Spuren zwischen den beiden Gerolzhöfer Anschlussstellen. Die Idee ist, dass man auf der dann vierspurigen Straße nach dem Auffahren einfach auf seiner rechten Spur wie auf einem Beschleunigungsstreifen bleiben kann, ohne sich in den fließenden überörtlichen Verkehr einordnen zu müssen, um dann bei der nächsten Ausfahrt wieder bequem abfahren zu können.
"Dies war ja geplant, auch um die Östliche Allee zu entlasten", erinnert sich Arnulf Koch. In der Zwischenzeit habe aus seiner Sicht die Dringlichkeit für solche "Nebenspuren" sogar noch zugenommen, weil im Norden der Stadt große Märkte wie Rewe, Aldi, DM-Drogerie oder Tedi entstanden sind. Er befürchte aber, dass diese Idee "bereits gestorben ist", schreibt Koch.
Nein, die Idee ist nicht gestorben. Diese Überlegungen würden beim Staatlichen Bauamt weiterhin bestehen, teilt Pressesprecherin Nina Marder mit. "Allerdings ist der Lückenschluss der dreistreifigen Bereiche zwischen Schwebheim und Unterspiesheim vorrangig." Außerdem bestehe ja schon jetzt die Möglichkeit, über die B 286 von Dingolshausen nach Rügshofen zu fahren und die Innenstadt damit zu umgehen, schreibt Marder.
Kommt der Kreisel in der Rügshöfer Straße?
Ebenfalls vor Jahren schon einmal andiskutiert wurde ein drittes Projekt: der Bau einer breiteren Brücke über die Schnellstraße in der Rügshöfer Straße, damit auch der Radweg aus Richtung Mönchstockheim bis in die Innenstadt geführt werden kann. Zusätzlich sollte westlich der Brücke auf Höhe der Gärtnerei Gräb-Fischer ein Kreisverkehr entstehen, über den dann nicht nur der Schnellstraßen-Anschluss, sondern auch ein mögliches Wohngebiet im noch freien Gebiet zwischen Friedhof und dem Lärmschutzwall erschlossen werden könnte. "Hier hört man gefühlt nur noch Absagen vom Staatlichen Bauamt", meint der CSU-Fraktionsvorsitzende Arnulf Koch.
Bauamt-Pressesprecherin Nina Marder bestätigt, dass es die Überlegungen für einen Kreisverkehr vor der Brücke tatsächlich weiterhin gibt. "Allerdings sollte dies im Rahmen eines verkehrlichen Gesamtkonzeptes unter Berücksichtigung der Lebensdauer der vorhandenen Brücke geplant werden." Mit anderen Worten: Solange die Brücke nicht saniert oder gar neu gebaut werden muss, passiert in Sachen Kreisel erst mal nichts. Denn: "Derzeit besteht hinsichtlich einer Brückensanierung kein Handlungsbedarf."
Aber irgendwann ist es auch wieder vorbei mit der Baustelle auf der B286. Aber was bleiben wird ist der Verkehr!
Was helfen würde wäre in diesen teuren Zeiten eine reaktivierte Steigerwaldbahn und keine weitere Straßen einhergehend mit Flächenversiegelung und Raubbau an der Natur.
Im Ernst - es kann doch eine weitere Flächenversiegelung mit Ausbau von Strassen kein Zukunftskonzept mehr sein. Die zunehmende Lärmbelastung und auch Schadstoffbelastung wird die Wohnqualität in Gerolzhofen sicher nicht erhöhen.
Mache mir wirklich Sorgen um unsere Heimat.
Geo Nord - für die Schulen (Dreimühlenstraße - Dr. Georg Schäfer-Straße)
Und Geo Süd wäre auch super - am Spielplatz am Scarlinoweg (Nähe Seniorenheim)
Wäre doch cool - danke für den guten Vorschlag!
Wie wäre es mal die Steigerwaldbahn zu reaktivieren, die ja auch nahezu parallel zur B 286 führt?
Nur um Geo vom Durchgangsverkehr zu entlasten, quasi als Umgehungsstraße, wurden die zwei Ausfahrten gebaut.
Noch mehr wäre absolut überdimensioniert.
Selbst Schweinfurt hat mit dem 9-fachen an Einwohnern „nur“
4 Ausfahrten an der A70, eine an der A7 und zwei an der A71 (wobei eine davon identisch ist mit der Einfahrt in der Stadt von der A7 her)
Man könnte echt meinen Geo wäre eine riesen Stadt 😂😂😂
Da sollte man rechtzeitig reagieren:
> Reaktivierung der Steigerwaldbahn, die mit dem 49 Euro-Ticket bei gleichzeitig enorm hohen Spritpreisen für Pendler eine völlig neue Perspektive bekommt!!!
> Da die Brücken bis GEO-Nord für den vierspurigen Ausbau vorgesehen sind, sollte man als erstes Nägel mit Köpfen machen und dieses Potenzial ausnutzen, statt weiter dreispurig zu murksen. Erst DANACH sollte man ggf. hier an eine neue AS denken - kurzsichtig wäre, zuvor eine AS zu bauen, die dann ein Hindernis für den vierspurigen Ausbau wäre!
> Südlich von GEO, wo die Brücken nicht für den vierspurigen Ausbau errichtet wurden, wäre eine neue AS dagegen kein Hindernis.