Die Fränkische Trockenplatte war, wie der Name sagt, schon immer sehr niederschlagsarm. Dazu gehört sie zu den wärmsten Regionen Deutschlands. In Zeiten des Klimawandels verschärft sich diese Situation noch, wie die vergangenen heißen Sommer und auch die Winter mit kaum noch Schnee und wenig Regen belegen. Das Wasser wird knapp für die Landwirtschaft in diesem Landstrich, zu der viele Sonderkulturen wie Wein und Spargel, Obst und Gemüse gehören.
Neun der zwölf Gemeinden der Region Main-Steigerwald (Dingolshausen, Eisenheim, Frankenwinheim, Gerolzhofen, Kolitzheim, Lülsfeld, Michelau, Sulzheim und Wipfeld) haben sich deshalb zusammengetan, um ein interkommunales landwirtschaftliches Bewässerungskonzept für den Raum zwischen Steigerwald und Main auf die Beine zu stellen.
Unter der Projektträgerschaft der Gemeinde Dingolshausen ist es jetzt wieder einen Schritt vorangegangen. Eine erste Projektskizze ist fertig. Tobias Schneider vom Planungsbüro Arz Ingenieure in Würzburg stellte sie bereits im November 2018 den beteiligten Gemeinden vor. Die Skizze entstand in Kooperation mit dem Büro für Technik und Management im Wein- und Gartenbau (BTW) aus Sulzfeld am Main.
Bewerbung für Pilotprojekt
Nun müssen die Gemeinderäte über die Ausschreibung einer Konzepterarbeitung beschließen und sie freigeben. Die dazu notwendigen Unterlagen hat das Ingenieurbüro Arz bereits vorbereitet. Die Bewerbung um das Pilotprojekt „Landwirtschaftliche Bewässerung“ der Allianz Region Main-Steigerwald ist vor allem aufgrund der Vielfalt an Sonderkulturen in der Region bei den Entscheidungsträgern sehr gut angekommen.
Wenn alle Kommunen zustimmen, kann die Gemeinde Dingolshausen ein Konzept zur Bewässerung landwirtschaftliche Flächen mit dem Ziel eine wasserwirtschaftlich nachhaltigen und umweltverträglichen Bewirtschaftung ausschreiben. Ziel des Bewässerungskonzepts soll es sein, für ein zusammenhängendes landwirtschaftlich genutztes Gebiet unter Berücksichtigung des vorhandenen Wasserangebots Anpassungsstrategien für längere Trockenperioden zu entwickeln.
Was das konkret heißt, erklärt Leonhard Rosentritt, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen auf Nachfrage. Die Region Main-Steigerwald gehört zu seinem Zuständigkeitsbereich. Zunächst soll eruiert werden, welche bewässerungswürdigen Kulturen es im Einzugsbereich der Volkach gibt. Wichtig zu wissen ist auch, wie viel Wasser gebraucht werden wird. Das gilt für so extreme Jahre wie 2018 genau so wie für ständig und durchschnittlich benötigte Mengen.
Speicher und Verteilsysteme
Weiter soll das Konzept beinhalten, woher das Wasser zu welchen Zeiten kommen kann. Und natürlich wird es auch bauliche Maßnahmen geben müssen, etwa das Errichten von Wasserspeichern und Verteiler-Systemen zu den einzelnen Kulturen. Eine weitere Möglichkeit zumindest für den kleinen Teil der Region-Main-Steigerwald am Main sieht Rosentritt durch Uferfiltrate im Vorland des Mains. Uferfiltrate sind Brunnen in der Nähe eines Gewässers, die größtenteils aus dem Oberflächenwasser dieser Gewässer gespeist werden.
In welcher Höhe Baumaßnahmen für das Bewässerungskonzept bezuschusst werden, kann Rosentritt aktuell noch nicht sagen. Er sieht in einem solchen Konzept allerdings einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und meint damit die Unterstützung der heimischen Nahrungsmittelerzeugung. "Das ist besser als Salatköpfe aus Spanien mit dem Lkw zu uns zu fahren."
"Auch Wasserwirtschaftler wissen nicht, wie es weitergeht mit der Grundwasserbildung", sagt Leonhard Rosentritt. Die Hoffnung, dass sich der Grundwasserspiegel irgendwann einmal wieder normalisiert, hat er indes noch nicht aufgegeben. "Es wird schon wieder mal regnen."
Die in der jetzt vorliegenden Projektskizze aufgezeigten Aufgabenstellungen und Lösungsansätze entsprechen den Grundsätzen der „Anforderungen zu Aufnahme in das Pilotförderprogramm landwirtschaftliche Bewässerung“.
Die beteiligten Bürgermeister der Region Main-Steigerwald vertreten die Meinung, dass sich das Vorhaben nicht nur auf das Thema Bewässerung beschränken sollte, sondern in naher Zukunft weiterer Handlungsbedarf im Zuge des Klimawandels nötig sein wird. Nach Auskunft des Zuschussgebers Wasserwirtschaftsamt und gemäß der Förderrichtlinie sind bisher aber nur die bisher vereinbarten Flächen für eine Studie oder ein Konzept möglich. Eine Weiterentwicklung des Programms ist aber nicht auszuschließen.
Umlageschlüssel steht
Für das das Bewässerungskonzept wird mit Kosten von 238 000 Euro gerechnet. Das Wasserwirtschaftsamt stellt für das Erstellen des Konzepts eine Förderung in Höhe von 75 Prozent für die Erstellung bereit. Die Region MainSteigerwald geht in diesem Projekt in Vorleistung. Das Allianzmanagement in Person von Carina Hein beantragt im Auftrag des Projektträgers die staatliche Förderung.
Die Kosten für die Erstellung der Projektskizze durch das Planungsbüro Arz Ingenieure in Kooperation mit dem Büro BTW betragen knapp 9000 Euro brutto. Nach Abzug der Förderung macht das einen Eigenanteil von 2250 Euro für alle neun Gemeinden zusammen.
Vereinbart haben die Bürgermeister bei ihrem Treffen in Gerolzhofen den Umlageschlüssel für die ungleich höheren Kosten des Bewässerungskonzepts. Die Eigenanteile für jede Gemeinde wurden anhand der vom Ingenieurbüro ermittelten Sonderkulturfläche in den beteiligten Gemeinden und anhand der Gemeindegröße berechnet. 59 500 Euro sind nach Abzug der Förderung von 75 Prozent von den Kommen im einzelnen wie folgt aufzubringen: Dingolshausen 1904 Euro, Eisenheim 13 810 Euro, Frankenwinheim 3570 Euro, Gerolzhofen 3635 Euro, Kolitzheim 22 307 Euro, Lülsfeld 1100 Euro, Michelau 4308 Euro, Sulzheim 3992 Euro und Wipfeld 4873 Euro.