Am Montagabend in der Sitzung des Gerolzhöfer Stadtrates wird es spannend. Zwei unterschiedliche Meinungen werden aufeinanderprallen, wenn es um die Zukunft der Bahnstrecke Schweinfurt-Kitzingen beziehungsweise um die künftige Nutzung des Bahngeländes gehen wird.
In einem Tagesordnungspunkt geht es darum, den von der Stadt bei der zuständigen Regierung von Mittelfranken bereits eingereichten Antrag auf Entwidmung der Bahnstrecke wieder zurückzunehmen und statt dessen die Reaktivierung der stillgelegten Trasse zu forcieren. Dazu haben - wie ausführlich berichtet - auf Betreiben der Fraktion von Geo-net mehrere Stadträte einen Antrag eingebracht. Unterstützt wird der Antrag von Birgid Röder, Anton Niedermeier und Thomas Vizl (alle Geo-net), Günter Iff, Johannes Roth und Rainer Krapf aus der Fraktion der Freien Wähler, Dieter Köstler aus der SPD-Fraktion und Heinz Lorz. Auch Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) will, wie er selbst vorab schon signalisiert hat, den Antrag unterstützen.
Quasi als Kontrapunkt zu diesem Antrag hat die CSU-Stadtratsfraktion selbst zwei Anträge eingebracht, die von der endgültigen Entwidmung der Bahnstrecke ausgehen und sich deshalb zum einen bereits mit der künftigen Nutzung des dann freiwerdenden Bahngeländes und zum anderen mit einer Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs durch Express-Buslinien befassen. Damit ist auch klar, dass die CSU gegen den von der Geo-net-Fraktion lancierten Antrag stimmen wird.
Überplanung des Bahngeländes
„Die Stadt beginnt mit einer konkreten Überplanung des ehemaligen Bahngeländes und beauftragt ein geeignetes Planungsbüro mit einer Vorplanung“, heißt es in dem ersten Antrag der CSU-Fraktion. Bei der Vorplanung soll, wie Fraktionsvorsitzender Arnulf Koch dieser Redaktion erläutert, gleich auf mehrere Aspekte eingegangen werden:
- Bessere Anbindung der neuen Einkaufsmärkte (auf dem ehemaligen BayWa-Gelände) an die Innenstadt, indem die Bürgermeister-Weigand-Straße über die Kolpingstraße hinweg nach Westen verlängert wird. Alternativ wäre auch nur eine Verbindung für Fußgänger denkbar. Dadurch werde eine neue innerstädtische Einkaufsachse in Gerolzhofen von den neuen Märkten bis hoch zum Marktplatz entstehen, ist sich Koch sicher.
- Bessere Anbindung des Gewerbegebiets Nikolaus-Fey-Straße/Lohmühlenweg und der neuen Einkaufsmärkte an die Gerolzhöfer Südstadt durch den Bau einer neuen Straße, die von der Kolpingstraße auf Höhe des unteren Schießwasens nach links in Richtung der Nikolaus-Fey-Straße abzweigt.
- Verbesserung der Verkehrssituation an der Kreuzung Kolpingstraße/Frankenwinheimer Straße durch den Bau eines Kreisverkehrs mit einer separaten Ausfahrt zu den neuen Einkaufsmärkten. Dadurch werde die Ausfahrt der Pestalozzistraße massiv entlastet. Fußgänger, Rollatornutzer und Radfahrer, insbesondere aus dem Bereich der Weißen Marter, könnten am Kreisel sicher die Frankenwinheimer Straße überqueren und so zu den Märkten und in die Innenstadt gelangen. Da der Kreisel wie bei Rügshofen auf einer Staatsstraße liegen würde, geht die CSU von einer ähnlichen Finanzierungslösung wie beim Rügshöfer Kreisel aus, nämlich 80 Prozent der Freistaat Bayern und 20 Prozent die Stadt Gerolzhofen.
Neues Wohnbaugebiet
- Die Fläche, wo früher die inzwischen abgebrochene Lagerhalle und das Silo der Firma Wolf standen, wird mit dem umgebenden ehemaligen Bahngelände als neues Wohnbaugebiet ausgewiesen. Hier wäre laut CSU Platz für mindestens 18 großzügig geschnittene Bauplätze. Alternativ wären Mehrfamilien- oder Reihenhäuser oder ein zweites „Hochhaus“ mit kleinen Wohnungen denkbar. „Wir brauchen in Gerolzhofen auch mehr kleine und günstige Mietwohnungen für Azubis und Singles“, erklärt Arnulf Koch. Gleichzeitig diene dieses Baugebiet einer Nachverdichtung der Innenstadt, um weniger landwirtschaftliche Fläche im Außenbereich zuzubetonieren.
- Der öffentliche Parkplatz im Bereich des Busbahnhofs in der Verlängerung der Bürgermeister-Weigand-Straße wird deutlich vergrößert, zum einen, um die Innenstadt zu entlasten und zum anderen um für die Nutzer des verbesserten ÖPNV am Busbahnhof ausreichend Parkplätze anbieten zu können. Zudem brauche man hier eine Flexibilität für die Entwicklung des Geländes des ehemaligen Butterwerks.
Fotomontage mit Luftbildern
Für eine erste Grobplanung hat die CSU-Fraktion aus dem Luftbild des „Bayernatlas“ im Internet den Kreisel bei Rügshofen, eine Straße, Teile des Baugebiets an der Weißen Marter und Teile des Parkplatzes an der Schallfelder Straße/Lülsfelder Weg optisch ausgeschnitten und dann maßstabsgerecht über die Fläche des Bahngeländes gelegt. Dabei zeigt sich, dass sich die Vorschläge der CSU tatsächlich gut dort unterbringen lassen.
Direktverbindungen ohne Zwischenhalt
Im zweiten Antrag der CSU-Fraktion wird es am Montagabend um eine bessere ÖPNV-Anbindung gehen. Der Antrag lautet: „Der Stadtrat möge beschließen: Die Stadt meldet bei den zuständigen Behörden wie Landratsämtern, Bezirks- und Landesregierungen einen konkreten Bedarf für direkte Expressbus-Verbindungen in die umliegenden Regional-, Ober- und Mittelzentren an und fordert eine Umsetzung dieser Expressbus-Verbindungen ein.“
Konkrete Ziele seien auf der West-Ost-Achse Würzburg und Bamberg und auf der Nord-Süd-Achse die Städte Schweinfurt, Haßfurt und Kitzingen.
Der Takt soll im Berufsverkehr mindestens halbstündlich und tagsüber mindestens stündlich sein. Zwischen Gerolzhofen und den Zentren soll der Bus direkt, also ohne Zwischenhalt, durchfahren. Die Weiterverteilung der Fahrgäste in die umliegenden Orte findet über den Busbahnhof Gerolzhofen statt.
Gerolzhofen ist die einzige Stadt im Landkreis Schweinfurt – und ist dennoch nicht per Bahn erreichbar.
Städte mit Bahnanschluss haben Bedeutung, wie man nicht nur an unterfränkischen Städten mit Kreissitz sehen kann. Selbst von den12 anderen ehemaligen Kreisstädten in Unterfranken haben 8 noch ihren Bahnanschluss bewahrt und werden im Bayern-Takt bedient.
30 der 45 unterfränkischen Städte haben Bahnhalte. Die Städte ohne Bahnanschluss haben mit einer Ausnahme weniger Einwohner als GEO, viele nicht mal die Hälfte!
Durch die von der CSU initiierte Gebietsreform hatte Gerolzhofen den Status der Kreisstadt verloren; nun will vor allem die CSU-Fraktion auch den eigenen Bahnanschluss endgültig kappen statt ihn sich modern ausbauen zu lassen! Wie kann man den Bedeutungsverlust seiner Stadt so vorantreiben?!
Die Idee kann nur von Leuten stammen die selbst nicht pendeln, höchstens außerhalb der Rushhour in Ballungszentren unterwegs sind. In Geo mögen 3-4 wartende Autos vor der Einfahrt eines Einkaufszentrums zwar schon als "Stau" angesehen werden - allerdings nur weil man wie oben beschrieben wohl keine Ahnung vom wachsenden Verkehrswahnsinn hat.
Letztlich muss dann die ganze Region die Grüze auslöffeln die ihr ein recht untalentierter Koch eingebrockt hat. Man kann nur hoffen, dass diese Expressbusse wenigstens über ausreichend Toiletten, Kotztüten und Gummizellen verfügen ;-/
Beispiele, wie im Standpunkt beschrieben, gibt es viele. Natürlich braucht die Umstellung etwas Zeit, aber wer die Vorzüge einmal erfahren hat, wird sie weiterhin nutzen wollen!
Im Übrigen würde die Bahn nicht nur aus Gerolzhofen herausfahren, sondern auch Menschen herbringen!
an dem man nicht mal eben einen Wagen anhängen kann. #
Was für eine Reisekomfort, da fahre ich lieber Auto.
Die Schüler und die älteren Leute, die bequem im Zug nach Schweinfurt hätten fahren können, werden es Ihnen, liebe CSU-Fraktion, danken, wenn sie sich stattdessen in einen Expressbus zwängen dürfen. Oma und Opa werden ihren Enkeln erzählen: da, wo heute ein paar Wohnhäuser stehen, da gab es früher einmal Gleise.
Die Reaktivierung kostet der Stadt keinen Cent (von einem [sogar noch zuschussfähigen!] Anteil an den Kosten für den Bau von Bahnübergängen abgesehen). Die Bahn ist also, wenn man so will, ein richtiges Geschenk. Warum nimmt man dieses Geschenk nicht an? Offenbar will sich die Stadtratsmehrheit ein bleibendes Denkmal schaffen.
- Schiene weg
- neue Straße zur Anbindung Gewerbegebiet
- neue Straße zur Anbindung einkaufsmärkte
- neuer Kreisel, extra Abfahrt für einkaufsmärkte
- mehr Parkplätze
- bisschen wohnen
Und dann der lächerliche Höhepunkt: die Staatsregierung soll Expressbuslinien von Würzburg, Bamberg etc ohne Unterwegshalt! In die Metropole GEO fahren lassen.
Wer verkehrswende gestalten will, sollte bei sich selbst anfangen.