Bleibt es beim Nein der Stadt Gerolzhofen zu einer möglichen Wiederbelebung der Steigerwaldbahn? Die Gruppierung Geo-net versucht derzeit in Hintergrundgesprächen, im Stadtrat eine Mehrheit zusammenzubringen, um den ablehnenden Stadtratsbeschluss gegen die stillgelegte Bahntrasse wieder aufzuheben. Im Juni 2016 hatte der Stadtrat auf Antrag der SPD-Fraktion mit 12:9 Stimmen beschlossen, einen Antrag auf endgültige Entwidmung der Strecke ("Freistellung von Bahnbetriebszwecken") zu stellen. Die Stadtverwaltung hat den Antrag dann bei der zuständigen Regierung von Mittelfranken eingereicht.
Geo-net habe einen Beschlussvorschlag vorbereitet, heißt es im neuesten Mail-Newsletter der Gruppierung. Der Beschlussvorschlag habe folgenden Wortlaut: „Im Sinne von gleichwertigen Lebensverhältnissen zwischen Stadt und Land befürworten wir eine Reaktivierung und Modernisierung der Strecke von Schweinfurt Bahnhof und Kitzingen Bahnhof. Die Strecke soll täglich zwischen 6 bis 23 Uhr mindestens im Stundentakt befahren werden. Gerolzhofen als Zentrum dazwischen dient als Knotenpunkt, auch für Anschlüsse an den ländlichen ÖPNV. Denkbar auf der Bahnstrecke ist ein straßenbahnähnlicher Zugverkehr, so dass über die Autobrücke und die Straßen der Anschluss an den Kitzinger Bahnhof hergestellt werden kann.“ Logische Folge des Beschlusses wäre es, falls er eine Mehrheit findet, dass die Stadt ihren Antrag auf Entwidmung der Bahnstrecke auf ihrer Gemarkung wieder revidiert.
Neun Unterstützer
Laut Geo-net haben mehrere Stadträte bereits signalisiert, den Antrag mittragen zu wollen, wenn er in den Stadtrat eingebracht wird. Dies sind die drei Vertreter von Geo-net: Birgid Röder, Anton Niedermeier und Thomas Vizl. Hinzu kommen Günter Iff, Johannes Roth und Rainer Krapf aus der Fraktion der Freien Wähler, Dieter Köstler aus der SPD-Fraktion und Heinz Lorz. Auch Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) werde den Antrag unterstützen, heißt es. Somit haben sich bisher neun der 21 Mitglieder des Stadtrats für den Antrag ausgesprochen - damit also genauso viel wie im Juni 2016. "Wir sind optimistisch, dass eine Mehrheit im Stadtrat erreichbar ist", schreibt Geo-net.
Laut Bürgermeister Thorsten Wozniak liegt der entsprechende Antrag informell, aber noch nicht offiziell vor. Er gehe davon aus, dass das Thema wohl im Januar auf die Tagesordnung des Stadtrats kommen wird. Und: "Ich werde ihn mit meiner Zustimmung unterstützen." Warum? Aus seiner Sicht gebe es in der Region keine Bahnbefürworter und keine Bahngegner, sondern nur diejenigen, die daran glauben, es könnte eine Chance geben, die Strecke wieder zu beleben, und diejenigen, die feststellen, dass die Strecke seit vielen Jahren nicht befahren wird und man deshalb die Bahngrundstücke entwickeln sollte.
Eine Entscheidung so oder so
"Ich habe bisher immer gesagt, dass der schlechteste Zustand der ist, wie wir ihn derzeit vorfinden: Die Schienen werden nicht befahren, verhindern aber gleichzeitig andere Entwicklungen in unserer Stadt", erklärt der Bürgermeister auf Anfrage. Egal, welche Lösung schließlich kommen wird - ob die Gleise wieder befahren werden oder ob man die Flächen als Stadt überplanen kann - ergebe sich daraus ein Nutzen für die Stadt Gerolzhofen. Man sollte die Untersuchungen und Konzepte abwarten, die durch den Landkreis Schweinfurt Anfang 2019 bekanntgegeben werden. Eventuell würden sich daraus weitere Erkenntnisse, Chancen oder Möglichkeiten entwickeln. Wozniak: "Deshalb erlaube ich mir, auch mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen."
Wie mehrfach berichtet, haben ausnahmslos alle Gemeinden entlang der Trasse der so genannten Steigerwaldbahn von Sennfeld bis nach Kitzingen nach entsprechenden Stadt- und Gemeinderatsbeschlüssen einen Antrag auf Freistellung der Bahnlinie von Bahnbetriebszwecken nach Paragraf 23 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) gestellt. Zuständig für eine Entscheidung über diese Entwidmungsanträge sind die Regierung von Mittelfranken und das Eisenbahnbundesamt (für das Gemeindegebiet Sennfeld und Teile des Gemeindegebiets Gochsheim).
Entwidmung bei Etwashausen
Entscheidungen dieser Behörden stehen noch aus, mit einer Ausnahme: Für das Gemeindegebiet von Kitzingen ist die Entscheidung der Regierung schon gefallen. Dort wurde die Bahnlinie bereits freigestellt. Klagen gegen diese Entwidmung führten zu keinem Erfolg. Das heißt: Rechtlich gesehen gibt es im Bereich von Etwashausen inzwischen keine Bahnlinie mehr. Sollte dort wieder ein Schienenverkehr aufgenommen werden, würde dies laut Regierung von Mittelfranken statt einer bloßen Wiederbelebung jetzt von Anfang an ein neues aufwändiges Planfeststellungsverfahren wie bei einem kompletten Neubau einer Trasse auf der grünen Wiese erforderlich machen. Die Stadt Kitzingen ist strikt gegen die Steigerwaldbahn und will schnellstmöglichst die Schienen herausreißen, um die Verkehrsführung an der B26 neu zu ordnen. Auch die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof hat sich mehrfach ablehnend gegen die Trasse ausgesprochen.
Trotzdem ist im Antrag von Geo-net ausdrücklich von der gesamten Eisenbahnstrecke zwischen Schweinfurt und Kitzingen die Rede. Und weil seit dem April 1945 mit der Sprengung durch die Wehrmacht die Eisenbahnbrücke bei Kitzingen zur Mainüberquerung und damit der Anschluss an die ICE-Strecke Würzburg - Nürnberg fehlt, schlägt man vor, dass der Zug ab Etwashausen dann wie eine Straßenbahn die Straßen und die Autobrücke nutzt, um zum Kitzinger Bahnhof zu gelangen.
Wenig Potenzial für den Südteil
Der Diplom-Geograf Konrad Schliephake hatte im Auftrag des Fördervereins Steigerwald-Express für die gesamte 49 Kilometer lange Bahnlinie zwischen Schweinfurt und Kitzingen mögliche Fahrgast-Potenziale hochgerechnet und war dabei auf 1229 Reisenden-Kilometer gekommen. Das bayerische Wirtschaftsministerium fordert für die Wiederinbetriebnahme einer Strecke einen Mindestwert von 1000 Reisenden-Kilometer. Für den Nordabschnitt der Strecke zwischen Schweinfurt-Hauptbahnhof und Gerolzhofen ermittelte der Analytiker 1657 Reisenden-Kilometer. Der Südabschnitt zwischen Gerolzhofen und Etwashausen fällt dagegen mit nur 786 Reisendenkilometern deutlich ab.
https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Chancen-der-Klaeger-schwinden;art763,1933714
Hier sollen nicht nur Arbeitnehmer*Innen mit Mobilitätsproblemen tätig werden. Auch Gäste mit Behinderungen werden hier untergebracht. Für diese Personen wäre die Erreichbarkeit mit der Bahn eine sehr große Erleichterung. Die modernen Triebwagen haben an die Bahnsteige angepasste Niederflurzustiege und ausreichend Platz für Rollstühle. Rollstühle in (Linien-)Bussen: für alle Beteiligten eine kaum zu tragende Mehrbelastung! Laut Thomas Geuppert von der AWO ist eine bereits bestehende Einrichtung in Marktbreit Modell für Gerolzhofen. Während dort Bahnanbindung bestehe, fehle die in Gerolzhofen.
Die barrierefreien Bahnsteige in Schweinfurt Hbf. werden demnächst fertiggestellt.