Es war ein Paukenschlag, als Oberbürgermeister Sebastian Remelé am Mittwochmittag in einer Pressekonferenz den Ausstieg aus der Landesgartenschau 2026 erklärte. Für den OB sicher ein schwerer Schritt, denn die Landesgartenschau in der früheren Ledward Kaserne sowie das damit verbundene grüne Band durch die Stadt in Richtung Main war eines der wichtigsten Projekte seiner Amtszeit. Der Stadtrat wird in der Sitzung am Dienstag dem Vorschlag wohl folgen. Wir haben Bürger auf der Straße gefragt, was sie von der Entscheidung halten.
1. Sonanh Kupfer (30), selbstständig, aus Gochsheim:
„Ich finde es gut, dass die Landesgartenschau nicht stattfindet. Das Geld könnte man in bessere Projekte investieren. Für Jugendliche und Kinder wäre ein Erlebnispark sehr schön mit Graffiti-Wänden, wo sie sich kreativ ausleben könnten. Eine große Food-Area darf da aber auch nicht fehlen.“
2. Armin Wagner (69), Buchhalter, aus Grafenrheinfeld:
„Ich habe die Entscheidung der Stadt Schweinfurt in der Zeitung gelesen und war nicht überrascht, weil ich es für richtig halte, dass man die Landesgartenschau zum jetzigen Zeitpunkt absagt. Es ist einfach zu viel Geld, das man hineinstecken müsste. Man sollte auch an die Zeit nach der Landesgartenschau denken. Es ist zu viel Aufwand. Ich habe in der Industrie gearbeitet, und ich würde mir wünschen, dass man Industrie und Natur, ohne eine Gartenschau, verbindet. Indoor- und Outdoor Veranstaltungen kombiniert mit Grünfläche, einen IT-Park.“
3. Hans Günther (82), Rentner, aus Schweinfurt:
„Ich finde es gut, dass die Landesgartenschau abgesagt wurde, denn man könnte das Gelände viel besser nutzen. Die Frequentierung der Landesgartenschau in der Vergangenheit ist weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, und in der jetzigen Situation wäre es meiner Meinung nach fehlgeleitetes Geld, das man zurzeit besser nutzen könnte. Ich würde mir eine schöne Parkanlage kombiniert mit Veranstaltungen und Gastronomie wünschen, aber keine Gartenschau. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Fachhochschule das Gelände nutzt.“
4. Lisa Spath (32), Gesundheits- und Krankenpflegerin, aus Schweinfurt:
„Ich finde es nicht gut, dass sie jetzt nicht stattfindet. Es gab ein Bürgerentscheid, ob Stadtwald oder Landesgartenschau. Man hätte gleich von vornherein den Stadtwald pflanzen sollen, da hätten Jung und Alt was davon. Man könnte Spielplätze und Spazierwege integrieren. Es ist auch nicht üblich, dass man in der Stadt so eine große Grünfläche hat.“
5. Doris Wolf (59), Erzieherin, aus Schwebheim:
„Obwohl ich die Umwelt und Pflanzen liebe, bin ich gerade in unserer momentanen Situation der Meinung, dass das Geld, das eine Landesgartenschau kostet, lieber in soziale Belange fließen sollte. Ich weiß, dass eine Landesgartenschau finanziell gefördert wird, aber es gibt noch einen großen Eigenanteil. Es gibt sehr viel, wo man das Geld besser investieren könnte, und da steht die Landesgartenschau ganz am Ende der Liste. Ich würde mir für das Gelände neue Wohnungen wünschen, dass endlich die 400.000 Wohnungen im Jahr, die die Regierung für die Menschen bauen wollte, gebaut werden. Neue Sozialwohnungen mit Grünfläche, das ist dringend notwendig.“
6. Elke Maierhöfer (60), Immobilienmaklerin, aus Eltmann:
„In der jetzigen Zeit, wo weniger Geld für die Städte und Gemeinden da ist, ist es gut, dass das Geld in anderen Bereichen investiert wird. Ich würde in Bildung investieren, wobei Schweinfurt mit den vielen Museen und den tollen Ausstellungen führend ist. Schweinfurt hat außer dem Theater und der Stadthalle keine größere Veranstaltungshalle. Vielleicht kann man etwas Langanhaltendes dort entstehen lassen, wie eine große Konzerthalle. Ich denke eine Landesgartenschau ist nichts Langfristiges, von dem die Stadt jahrelang profitieren könnte.“
7. Lutz Wagner (80), Bauingenieur, aus Schweinfurt:
„Ich finde es nicht gut, dass die Landesgartenschau jetzt nicht stattfindet. Wenn man was plant, dann sollte man es auch durchziehen. Ich hätte sie mir auch persönlich angeschaut. Die Lage bei der Kaserne war optimal für die Landesgartenschau. Soweit ich weiß, ist jetzt eine Veranstaltungshalle geplant. Dafür braucht man viele Parkplätze und dann ist das Gelände ratzfatz weg und kein Platz für einen schönen Garten oder Grünfläche.“
8. Carmine Tresete (69), Automechaniker, aus Sennfeld:
„Ich finde es gut, dass die Landesgartenschau abgesagt worden ist. Am Beispiel von Würzburg sehen wir doch, die Stadt hat sehr viel Geld ausgegeben und die Besucherzahlen waren weniger als erwartet. Ich würde mir eine schöne Grünanlage mit Grillplätzen für das Gelände wünschen.“
9. Petra Ebert (52), Dipl. Sozialpädagogin, aus Schweinfurt:
„Ich bin etwas zwiegespalten. Ich meine aber, dass es ganz gut ist, dass die Landesgartenschau abgesagt worden ist, denn ich glaube, es wären sehr hohe Kosten auf die Stadt zugekommen. Das Geld sollte man besser anderswo einsetzen, wo es dringend benötigt wird. Schön wäre es, wenn das Gelände jetzt für Freizeitanlagen für Jugendliche und ältere Leute, einen Mehrgenerationenpark, hergenommen würde. Natürlich mit vielen Bäumen.“
10. Anna Schramm (44), Bezirksleitung, aus Schweinfurt:
„Ich finde es eine sehr gute Entscheidung, dass die Landesgartenschau für Schweinfurt abgesagt worden ist. Die Fläche könnte für Jugendliche oder Kinder besser genutzt werden. Man könnte animierte Spielplätze und einen schönen Skaterpark hinbauen. Eine Landesgartenschau braucht sehr viel Wasser, und da sehe ich den Umweltaspekt. Ich wünsche mir, dass wir für die Jugendlichen und Kinder dort einen schönen Park gestalten und gleichzeitig etwas für die Entspannung der Eltern dabei ist, wie z.B. eine Grünfläche zum Erholen.“
Da muß man genau abwägen, für was man öffentliche Gelder ausgibt. Das Finanz-Wunschkonzert für vieles was bisher klaglos durchging ist wohl fürs Erste vorbei.
Bevor man an wirklich Wichtigem spart, muss erst mal bei Firlefanz und Flitter, bei Schein-Wichtigem und mehr oder weniger Nutzlosem die Schere angelegt werden.