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SCHWEINFURT
Was Amanda, Breakdance und Fastnacht mit Heimat zu tun haben
Mit einer Showeinlage und akrobatischen Höchstleistungen bedankte sich die Dancefloor Destruction Crew für den von Heimatminister Markus Söder verliehenen Heimatpreis Unterfranken.
Foto: Josef Lamber | Mit einer Showeinlage und akrobatischen Höchstleistungen bedankte sich die Dancefloor Destruction Crew für den von Heimatminister Markus Söder verliehenen Heimatpreis Unterfranken.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:34 Uhr

Der Ernennung zum Ministerpräsidenten dürfte jetzt nichts mehr im Wege stehen. Nilpferddame Amanda hat Markus Söder am Donnerstagabend in Schweinfurt in Aussicht gestellt, dass sie sich auch in ihn als künftigen Ministerpräsidenten verlieben könnte – aber nur, „wenn du als Nilpferd nach Veitshöchheim kommst“.

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Sebastian Reich und seine Amanda sorgen für herzliche Lacher bei der Verleihung des Heimatpreises Unterfranken im evangelischen Gemeindezentrum. Sie sind aber nicht für die spaßige Unterhaltung engagiert, dafür sorgt Söder in seiner mit Witz und Ironie gewürzten Begrüßungsrede schon selbst. Der Würzburger Bauchredner gehörte zu den acht Preisträgern, die der Noch-Heimatminister für ihre Verdienste um das Selbstwertgefühl ihrer Region auszeichnete. Und das sind keinesfalls nur Trachtenträger und Dialektsprecher, sondern „alle Formen, die zur Vielfalt einer Region gehören“, erklärt Söder auf dem Weg in den Saal den wartenden Journalisten die Kriterien der Preisvergabe.

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Dass diese Vielfalt in Unterfranken groß ist, belegen die Preisträger: Neben Bauchredner Sebastian Reich sind es die Schweinfurter Dance Floor Destruction Crew (DDC), der Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim, das Krippenmuseum Glattbach, das Rhöner Musikquartett Kaufmannsware, das Ostheimer Historienspiel, das Sennfelder und Gochsheimer Friedensfest und der St.-Wolfgangs-Ritt in Ochsenfurt.

Bevor es zur Preisverleihung kommt, gibt es erst einmal einen Exkurs von Söder, was Heimat überhaupt ist. Hoch oben vom Rednerpult auf der Bühne, das die 1,94 Meter wuchtige Politprominenz wie ein Monarch überragt, erklärt Söder den Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche im proppenvollen Saal unten, dass der Begriff Heimat erst dank seiner Initiative – ein Seitenhieb auf alle, die ihn 2014 als neuen Heimatminister belächelten – eine neue Bedeutung bekommen habe. Heimat sei heute „hochmodern und brandaktuell“. Denn in einer Welt, in der alles gleich, beliebig und austauschbar sei, werde die regionale Prägung und Verankerung immer wichtiger. Bayern definiere seine wirtschaftliche Kraft denn auch nicht über den Münchener Marienplatz, sondern über seine Regionen. Dass Franken da ganz oben steht, ist klar. So darf auch diesmal Söders fränkische Erkenntnis nicht fehlen: „Bayern ist ein wunderschönes Land, aber Unterfranken ist halt besonders schön.“ Beifall.

Talk-Runde zum Begriff Heimat

Wie den Begriff Heimat hiesige Persönlichkeiten definieren, erfährt das Publikum in einer Small-Talk-Runde mit Söder als Moderator. Neben Oberbürgermeister Sebastian Remelé nimmt daran Anne Maar, die Leiterin der Unterfränkischen Landesbühne „Fränkisches Theater Schloss Maßbach“, teil, die im vergangenen Jahr mit dem Unterfränkischen Kulturpreis ausgezeichnet wurde, außerdem Staatssekretär Gerhard Eck, der schon mit seinem Trachtenjanker „ein Stück Heimat ausdrückt“, und Sebastian Reich, diesmal ohne Amanda.

„Heimat ist dort, wo ich lebe“, wirbt Anne Maar für das kleine Wetzhausen, das sie einem Stadtleben vorgezogen habe. Natürlich sei auch das Theater ihre Heimat. Gerhard Eck hingegen könnte sich keine schönere Heimat als Schweinfurt vorstellen. Kein Wunder: „Wenn Franken die schönste Region Bayerns ist, dann ist Schweinfurt die schönste Stadt Frankens“, schlussfolgert OB Remelé. Für Sebastian Reich ist Heimat „das Gefühl heimzukommen“, das sich spätestens dann einstellt, wenn die Bäckerin zu den Frühstücksbrötchen „ein Hörnla für Amanda“ einpackt.

Heimat und Kultur gibt Söder als nächstes Stichwort vor. Für Schweinfurt sei diese Verbindung eine besondere Herausforderung, verweist OB Remelé auf die vielen unterschiedlichen Kulturen, die die Stadt prägen – angefangen von den Amerikanern über Gastarbeiter und Spätaussiedler bis hin zu den Asylbewerbern. „Das ist nicht immer einfach“, gesteht Remelé, der hier auf die Integrationsarbeit der Vereine setzt. Den Beweis liefert sogleich die Dancefloor Destruction Crew (DDC), in deren Breakdance-Formation seit drei Monaten ein junger Algerier aus der Flüchtlingsaufnahme mittanzt. Für Hamza ist es der erste öffentliche Auftritt. Es gibt tosenden Applaus.

Loblied auf die Bratwurst

Wenn man über Heimat redet, darf die Esskultur nicht fehlen. Söder will von jedem das Lieblingsgericht wissen. OB Remelé bekennt sich zur Schweinfurter Schlachtschüssel, auch wenn man ihm es nicht ansieht (O-Ton Söder), und Gerhard Eck zum Fränkischen Hochzeitsessen. Anne Maar mag am liebsten Bratwürste (nicht die Nürnberger, wie Söder gehofft hat, sondern „die von der Metzgerei Unger“), ebenso wie Sebastian Reich, der die „allerbesten Bratwürst'“ in seiner Heimatstadt Würzburg ausgemacht hat. Die Hofheimer Spielleute versichern Söder was ganz anderes: „Die weltbeste Bratwurst gibt es bei uns.“ Um es herausfinden, wird dem künftigen Ministerpräsidenten wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Einladungen aller Preisträger zu „historischen Empfängen“ und „königlichen Kutschenfahrten“ anzunehmen und Amanda nicht zu vergessen. Denn: „Ich zähl auf dich, Markus.“

Heimatpreis Unterfranken

Den „Heimatpreis Unterfranken“ verlieh Heimatminister Markus Söder an Menschen, die sich in Unterfranken um die Lebensart verdient gemacht haben.

Die Dancefloor Destruction Crew bezeichnete Söder als Botschafter der „weltoffenen, traditionell modernen Heimat Bayern“. Gegründet im Jugendhaus in Schweinfurt, haben sich die Tänzer zu einer der besten und kreativsten Breakdance-Gruppen der Welt entwickelt. DDC sind Deutscher Meister, Europameister und zweimal Weltmeister im Breakdance. In ihren waghalsig-witzigen Shows spielen auch mit bayerischer Tradition. So wird bei „Breakdance in Lederhosen“ der Schuhplattler mal auf eine etwas andere Art interpretiert.

Den 1958 gegründeten Fanfaren- und Spielmannszug Hofheim zeichnete Söder für 60 Jahre ehrenamtliches Engagement für das Kulturleben im Haßgau aus. Der Verein halte die Musik der Spielleute kunstvoll lebendig. Vorbildlich nannte Söder das Engagement in der Jugendarbeit.

Das Glattbacher Krippenmuseum erhielt den Heimatpreis für die Bewahrung der Volkskunst. Das Museum beherbergt eine völkerkundliche Krippensammlung mit über 450 Exponaten aus fünf Kontinenten und über 85 Ländern. Dazu kommen eine weltweite Briefmarkensammlung mit Weihnachtsmotiven sowie eine kleine Bibliothek mit deutscher Fachliteratur. Das Glattbacher Krippenmuseum mache verschiedene, bildliche Darstellungen der Botschaft von der Geburt Christi in unterschiedlichen Kulturen an einem Ort sichtbar, lobte Söder.

Musikalische Frauenpower steckt hinter dem Musikquartett „Kaufmannsware“ aus der Rhön, das mit frechen Liedern in Rhöner Mundart für Stimmung sorgt. Söder würdigte mit dem Heimatpreis das Engagement der Musikerinnen für die Dialektpflege und die Bewahrung der Musik Heimat.

Das Ostheimer Historienspiel knüpft an den Sturm kroatischer Söldner auf die Ostheimer Kirchenburg im Jahr 1634 während des Dreißigjährigen Krieges an. Die gesamte Inszenierung stammt von den Ostheimer Bürgern. Umrahmt wird das Freilichtspiel von einem bunten Landsknechtfest für die ganze Familie. „Die Ostheimer Bürger inszenieren mit großem ehrenamtlichem Engagement gemeinsam ein Heimatfest zur eigenen Geschichte“, lobte Söder.

Für ihre scharfsinnige und trockene Pointierung der bayerischen Politik und Lebensart erhielten der Würzburger Sebastian Reich und „Amanda“ den Heimatpreis. Sie seien herausragende Protagonisten des fränkischen Humors, sagte Söder. Vor allem auf dem Veitshöchheimer Fasching sei ihr Auftritt einer der absoluten Höhepunkte.

Die Friedensfeste von Sennfeld und Gochsheim wurden bereits in das Bayerische Landesverzeichnis und in die Landesliste des Immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen. Sie haben ihren Ursprung in der Wiedererlangung der Reichsfreiheit und der Rechte auf freie Ausübung protestantischen Glaubens im Jahr 1649. Seither veranstalten die beiden Gemeinden alljährlich am ersten Septemberwochenende ein Friedensfest mit Singen, Musizieren, Predigt und historischem Plantanz.

Der Pfingstritt zur St. Wolfgangskapelle Ochsenfurt wurde erstmals 1464 urkundlich erwähnt. Über Jahrhunderte hinweg entwickelte sich die Pfingstsegnung zu einer Veranstaltung mit eher weltlichem Charakter. Nach der Pferdesegnung an der Kapelle geht es mit Blasmusik zurück zum Bratwurstfest am Main. Söder bezeichnete den St.-Wolfgangs-Ritt als „beeindruckendes Bekenntnis zu Glaube, Heimat und Brauchtum“.

 
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