
Nach dem erfolgreichen Historienwochenende von 2014 war die Kirchenburg erneut Schauplatz rund um die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges. Die eigens formierte Theatergruppe ließ dabei die Einnahme der Wehranlage durch das Kroatenheer, wie sie sich im September 1634 zugetragen hat, lebendig werden.
Verbunden war das Ganze mit einem „Landsknechtfest“. Dazu gab es ein Rahmenprogramm, bei dem das Handwerk, Musik und Tanz und der Alltag vergangener Zeiten gegenwärtig wurde. Nach dem verregneten Auftakt am Samstagmittag spielte bis auf einen Schauer am Sonntag das Wetter mit.
Es war beeindruckend, was die Freunde der Kirchenburg mit anderen örtlichen Vereinen und weiteren Mitstreitern bei diesem Geschichtsfestival auf die Beine stellten. Bürgermeister Ulrich Waldsachs und der Schirmherr der Veranstaltung, MdL Sandro Kirchner, hatten das Gemeinschaftswerk bei der Eröffnung am Samstag gewürdigt. Viel Aufwand wurde betrieben und Herzblut investiert, um alles möglichst originalgetreu erscheinen zu lassen. Alles war so hergerichtet wie es einst war, darauf hielten Burkard und Ingrid Metz, die von den Kirchenburgfreunden federführend mit der Organisation des Spektakels betraut worden waren, besonderes Augenmerk.
Adolf Büttner, Vorsitzender der Freunde der Kirchenburg, war glücklich, dass man so zahlreich junge Leute zum Mitmachen bewegen konnte, auch Familien mit Kindern waren mit von der Partie und erfüllten die Gemäuer mit viel historischem Leben.
Auf dem Festplatz reges Lagergetümmel. Bauern, Bänkelsänger, Kräuterfrauen, Quacksalber und sogar zwei Wahrsagerinnen, eine Seifensiederei, eine Kunstschmiede, ein Drechslerei, eine Kupferstecherei und ebenso die „Besatzer“, die Kroaten, hatten ihre Zelte aufgeschlagen. Es wurde Essen wie zu alten Zeiten geboten, die Vereine sorgten dabei mit für die Verköstigung der Besucher.
Historisches Petersgericht
Auf dem Platz oberhalb der Kirchenburg führten Schüler der Förderschule alte Kinderspiele vor und eine Gruppe der Kirchenburgfreunde hielt das Petersgericht ab, bei dem die Rechtsprechung von einst vor Augen geführt wurde. Obendrein wurde ein kleines Vorspiel als Einstimmung auf das Theaterstück gezeigt. Das eigentliche Theaterstück führte die Laienspielgruppe am Samstag dreimal und am Sonntag zweimal am damaligen Ort des Geschehens, im Kirchhof, auf.
Pfarrer Christian Schümann, der selbst den früheren Ortsgeistlichen mimte, hat die Geschichte vom Kroatensturm auf die Kirchenburg verfasst. Sie beruht auf Grundlage historisch belegter Vorkommnisse. Nur ein wenig hat man dazu gedichtet, so ist in die dramatischen Ereignisse von damals eine Liebesgeschichte eingewoben und etwas Humor darf auch nicht fehlen. Die Originalkulisse, die Requisiten und nicht zuletzt die Kostümierung machten alles sehr authentisch. Die meisten Gewänder waren selbst gefertigt, Ingrid Metz hatte sich als fleißige Näherin erwiesen.
Tapfer, aber chancenlos
Fast alle Darsteller von vor zwei Jahren waren wieder dabei, dazu haben sich noch ein paar weitere spielbegeisterte Personen aus Ostheim und Umgebung gesellt. Gut 30 wirkten bei den Aufführungen mit, dazu kamen viele weitere, die das Lagerleben auf dem Festplatz gestalteten. Unter Regie von Sonja Kovacevic bot die Laienspielgruppe sehenswerte Aufführungen und hinterließ ein begeistertes Publikum.
Die Besucher bekamen eine Vorstellung, wie es den Menschen damals in den Notzeiten des 30-jährigen Krieges erging und konnten nacherleben, wie die katholischen Siegermächte, die die Schweden bei Nördlingen vernichtend geschlagen hatten, auch das protestantische Ostheim heimsuchten. Als Oberst Corpes mit seinem Heer in die Stadt eingefallen war, waren auch die tapferen Bürger, welche ihre Kirchenburg bis zuletzt verteidigten, chancenlos und zur Aufgabe gezwungen.
„Lebendige Kirchenburg“ – nach dieser Devise war rund um die alten Gemäuer am Wochenende jede Menge geboten. Dabei haben alle Beteiligten großen Gemeinschaftssinn bewiesen und so wurde auch das zweite Historienfest zu einer ganz besonderen Veranstaltung, die großen Anklang gefunden hat.



