Der Schweinfurter weiß mit dem Begriff Bauersberg sofort viel anzufangen. Warum ist klar: Ganze Generationen haben seit Anfang der 1950er Jahre ihre Jugend in den Rhöner Hügeln über Bischofsheim verbracht. Bauersberg, na klar. Seit 1996 wird die Jugenderholungsanlage vom Schullandheimwerk Unterfranken (SWU) betrieben. Die Stadt als Eigentümer der 78 000 Quadratmeter, davon ein Drittel Wald, kümmert sich – nur – um den Bauunterhalt, zahlt Steuern und Versicherungen, 25 000 Euro sind das so ungefähr pro Jahr.
Nun türmen sich auf einmal die Probleme zum Berg, weshalb das Rathaus ernsthaft darüber nachdenkt, den Bauersberg der Stadt Bischofsheim und/oder dem SWU-Verein zu übergeben. So wie der Bauersberg jetzt ist, kostenlos. Aber: Sowohl die Stadt am Fuße des Kreuzbergs als auch der Verein haben unter Hinweis auf ihre „beschränkte Leistungsfähigkeit“ zunächst einmal abgelehnt.
Aber der Reihe nach. Schweinfurt hat Bischofsheim 1953 Grundstücke, auf denen früher ein Arbeitslager stand, für ein Jugenderholungslager abgekauft. Nach weiteren Zukäufen besitzt man heute fünf Grundstücke mit der genannten Gesamtfläche. Der Vertrag mit dem SWU hat eine Laufzeit über 25 Jahre, er gilt bis Ende 2022, würde sich verlängern (um fünf Jahre), wenn ein Partner kündigt. Der Verein hat das unentgeltliche Nutzungsrecht des Bauersbergs, muss die Anlage aber auf eigene Kosten betreiben. Die Stadt ist zum Bauunterhalt verpflichtet, erwähnte 25 000 Euro sind das seit Jahren, eine überschaubare Summe.
Nun die Probleme. Erstens: Es gibt massive „Konkurrenzunternehmen“, wie es Oberbürgermeister Sebastian Remelé im Gespräch mit dieser Zeitung formulierte. Das sind das „Grüne Klassenzimmer“ im nahen Oberelsbach, wo das Land Bayern für gut vier Millionen Euro ein Umweltbildungszentrum für Schulen errichtet hat, und die für 2,5 Millionen Euro sanierte Jugendbegegnung „Thüringer Hütte“ durch die Diözese Würzburg.
Ausbau- und Sanierungskonzept
Der Wettbewerb hat also zugenommen mit der Folge, dass die Belegung des Bauersbergs – so das Schullandheimwerk – „seit einiger Zeit rückläufig ist“. Das wiederum liegt – zweites Problem – auch am Zustand des Bauersbergs, der vielfach tatsächlich nicht mehr den aktuellen Ansprüchen genügt, räumt Schweinfurts Liegenschaftsverantwortlicher Hans Schnabel ein.
Das SWU hat deshalb ein Ausbau- und Sanierungskonzept entworfen, das Gesamtinvestitionen von knapp über zwei Millionen Euro vorsieht. Gedacht ist an eine Kleinfeldsporthalle (840 000 Euro), Lehr- und Seminarräume (300 000), Lehrerzimmer mit WC und Duschen (200 000) und eine energetische Sanierung, die bei geschätzten 700 000 Euro liegen soll. Aus dem Etat des Kultusministeriums und aus EU-Strukturfördermitteln sind die Übernahme eines erheblichen Teils – 1,2 Millionen Euro – signalisiert worden. An Schweinfurt würden aber immer noch 365 000 Euro hängen bleiben.
Auf die gleichen Füße wäre ein zwischenzeitlich einmal diskutierter, aber geplatzter „Deal“ zwischen Bischofsheim und Schweinfurt gefallen. Der sah eine sukzessive Bauersberg-Übernahme durch die Rhöner Stadt bis 2022 vor. Bischofsheim hätte sich zunächst mit 25 Prozent, in den Jahren mit immer höheren Anteilen an den Unterhaltungskosten beteiligt. Bedingung war aber, dass das Ausbau- und Sanierungskonzept bis 2018 erledigt ist, Bischofsheim wäre mit 100 000, Schweinfurt mit den genannten 365 000 Euro dabei gewesen.
Turnhalle? Nicht nötig
Im Rathaus kam man nach reiflicher Überlegungen zu dem Ergebnis, dass sich die Stadt keinesfalls an einer (baulichen) Erweiterung des Bauersbergs durch den Neubau von Seminarräumen und einer Kleinfeldhalle beteiligen sollte. Mit Blick auf die auf Schweinfurt zukommenden „Herausforderungen“ durch den Abzug der US-Armee wäre es „schwer vermittelbar“, eine solche Summe in die Hand zu nahmen, sagte der OB gegenüber dieser Zeitung. Das auch vor dem Hintergrund, dass der Bau weiterer Sporthallen in Schweinfurt eine stete Forderung ist.
Remelé hält auch mit seiner Meinung nicht hinterm Berg, dass er „die Notwendigkeit für eine Turnhalle nicht sieht, weil es dort andere Möglichkeit gibt“. Weiteres, gewichtiges Argument: Nur noch zwölf Prozent der Schulklassen, die den Bauersberg besuchen, kommen aus Schweinfurt.
Im Stadtrat war die Meinung nicht anders. In seiner Sitzung Ende März – nicht öffentlich – stimmte eine „erfreuliche Mehrheit“ (Remelé) dem „Szenario Erhalt“ zu. Das heißt: 25 000 Euro für den Unterhalt pro Jahr bis 2022. Das wär's. Dass man unabhängig davon einmalige 50 000 Euro für die bereits erfolgte Sanierung der Lehrerzimmer genehmigt hat, sei nur am Rand erwähnt.
Gleichwohl: Bischofsheim und /oder dem Schullandheimwerk bietet Schweinfurt den Bauersberg nach wie vor an: „Ihr könnt den Bauersberg jederzeit haben, so wie er jetzt ist“, wiederholte Remelé Richtung Rhön die Offerte. Wegen der Absagen undenkbar? Die Antworter lautet: Nicht unbedingt. Denn: Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann hat die Städte Bischofsheim, Schweinfurt und das Schullandheimwerk aktuell zu einem Runden Tisch eingeladen. Man trifft sich am 26. April. Alle haben ihr Kommen zugesagt.