
Das Café Balthasar im Gartensaal des Schlosses Werneck wird zum Jahresende geschlossen. Der Verein Aufwind e. V. gibt den Betrieb auf und hat den Mitarbeitern bereits gekündigt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die die Umsätze extrem sinken ließen, waren nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Paul Strobel letztlich ausschlaggebend für die Betriebsaufgabe. Bekannt ist das "Balthasar" auch als kultureller Veranstaltungsraum und wegen seines erfolgreichen Konzepts des Zuverdienstes für psychisch kranke Menschen.
Noch vor Weihnachten, ab dem 19. Dezember, soll der Café-Betrieb eingestellt werden. Ein Zweigbetrieb von Aufwind, dem 1995 gegründeten Verein für gemeindenahe Psychiatrie, im Kreisaltenheim Werneck wurde bereits Ende Juli geschlossen. "Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen und schmerzt außerordentlich", sagt Strobel, Leitender Sozialpädagoge im Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck. Seit 2014 betreibt der Verein Aufwind in eigener wirtschaftlicher Verantwortung den Café-Betrieb.
2016 erhielt er den Inklusionspreis des Bezirks Unterfranken für sein dortiges Konzept des Zuverdienstes. Dabei können psychisch kranke Menschen im Café und in der Küche gegen eine "Motivationszuwendung" für ihre Anwesenheit je nach ihrer Verfassung mithelfen, sich dadurch stabilisieren und persönlich und beruflich weiterentwickeln. Der Bezirk fördert diese "Maßnahme zur sozialen Wiedereingliederung". Derzeit nutzen etwa 18 Betroffene diese Möglichkeit. Acht hauptamtliche Kräfte, sogenannte Anleiterinnen, helfen engagiert den psychisch Kranken bei ihren Tätigkeiten.
Corona war nicht das einzige Problem
Wie in vielen gastronomischen Betrieben hat die Corona-Krise auch im "Balthasar" Verluste verursacht. Hinzu kam, dass der Schlosspark wegen des Krankenhausbetriebs bis Mitte August gesperrt war und keine Besucher eingelassen wurden. Mancher Gast dürfte auch von einem Café-Besuch in einer Klinik abgehalten worden sein. Der Verein verfüge nicht über ausreichend finanzielle Ressourcen, um diese Einbußen länger tragen zu können, meint Vorsitzender Strobel. Auch das Kurzarbeitergeld und der staatliche Zuschuss hätten daran nichts geändert.
Zu dieser ganzen Problematik komme für den Verein, dass eine personelle Verjüngung des Vorstands nicht gelinge. Seit geraumer Zeit plane man daher, Tätigkeitsfelder des Vereins abzugeben. Neben dem Café betreibt "Aufwind" das Betreute Wohnen und das Tageszentrum für psychisch Kranke sowie den Gutshof auf dem Schlossgelände, eine soziotherapeutische Übergangseinrichtung für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen.
"Das alles übersteigt das, was wir als gemeinnütziger Verein ehrenamtlicher Natur leisten können", meint Strobel. Hinzu kämen auch immer mehr Auflagen, etwa wie jüngst zum Datenschutz. Ungelöst ist für den Verein auch noch die Frage der Sozialversicherungsbeiträge für die Zuverdienstler. Das Verfahren dazu läuft noch bei der Rentenversicherung.
Chancen für einen Neuanfang?
"Wir mussten jetzt eine Entscheidung treffen", bedauert der Vereinsvorsitzende. Nach dem jüngsten Gespräch mit der Klinikleitung sei er aber nun optimistisch, dass eine Fortführung des Cafés unter neuer Trägerschaft möglich ist. In diesem Fall sei der Verein bereit, für eine Übergangszeit bis 30. März 2021 weiterzumachen, um eine ordentliche Übergabe zu ermöglichen. "Wir möchten auch, dass das Personal übernommen wird". Die Klinikleitung stand für ein diesbezügliches Gespräch mit der Redaktion nicht zur Verfügung. Laut Paul Strobel werde man auch mit jedem Zuverdienstler individuelle Gespräche führen und ausloten, welche Alternativen zur bisherigen Tätigkeit nach dem 31. Dezember für ihn möglich sind.
Beim Bezirk Unterfranken, der die Krankenhäuser im Schloss Werneck trägt, geht Pressesprecher Markus Mauritz davon aus, dass eine Lösung hinsichtlich eines Weiterbetriebs des Cafés gefunden wird. "Schon allein diese Immobilie, dieser wunderbare Raum ist ein Schmuckstück. Die wird man nicht leer stehen lassen."
