
Nichts ging mehr bei Horton Europe im Industrie- und Gewerbepark Maintal. Am Warnstreik vor dem Tor in der Brüsselstraße 1 beteiligte sich am Donnerstag ab 13 Uhr nicht nur die aktuelle Schicht. Mitarbeiter aus der Nachschicht und aus dem Homeoffice zeigten ebenfalls ihren Unmut über das Ansinnen des Arbeitgebers, die knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den tariflichen Lohnerhöhungen auszuschließen.
Ohne es der Belegschaft, dem Betriebsrat oder der IG Metall mitzuteilen, war der Hersteller von Lüfter-Kupplungen und Motorkühlsystemen im November 2020 aus dem Metallarbeitgeberverband ausgetreten. Bekannt wurde dieser Schritt erst vor einem Monat, am 22. Juni. Nach einem laut IG Metall vielversprechenden und konstruktiven Verhandlungsauftakt habe sich am vergangenen Dienstag als zentraler Konfliktpunkt der Plan des Arbeitgebers herauskristallisiert, die Belegschaft von künftigen Entgelterhöhungen der Metall- und Elektroindustrie abzukoppeln.
Haustarifvertrag in Frage gestellt
Beim Warnstreik bezeichneten die Sprecher aus der betrieblichen Tarifkommission (Fabian Wiener) und der Gewerkschaft (Matthias Gebhardt) dieses Vorgehen als Knackpunkt, der die grundsätzliche Akzeptanz eines Haustarifvertrags mit verschiedenen Zugeständnissen an die Firma in Frage stelle.
Solidarisch zeigten sich vor dem Werkstor IG-Metaller aus allen Betrieben der Schweinfurter Großindustrie. Die nahezu komplette Beteiligung der Belegschaft sei "super", so Fabian Wiener. Matthias Gebhardt sagte die Unterstützung der Gewerkschaft zu, die auch in mittleren und kleinen Betrieben auf Erfahrungen bei Auseinandersetzungen mit aus dem Arbeitgeberverband ausgetretenen Firmen zurückgreifen könne. Bislang sind die Verhandlungen nur unterbrochen, nicht gescheitert.
Hauptsitz des international agierenden Familienunternehmens mit Standorten in 13 Ländern ist Roseville, Minnsota, USA. In Schweinfurt ist die Gruppe seit 2002 ansässig, nachdem Horton den Geschäftszweig „Viskolüfterkupplung“ von ZF Sachs übernommen hatte.