
Hat man sich vergangene Woche bei den Verantwortlichen der Stadt Schweinfurt und den Zuschauenden an der Strecke umgehört, dann waren sie vollauf begeistert von der Deutschland Tour. Der Prolog des Profi-Radsportrennens hatte am Mittwoch Tausende Menschen angelockt und sie offensichtlich schwer begeistert. Von den rund 80 ehrenamtlichen Helfenden, die nötig waren, um alles zu stemmen, kamen 55 aus ein und demselben Verein: dem Cycling Team Schweinfurt.
Ein paar Tage nach dem Prolog, als die Deutschland Tour schon vorbei ist, sitzt Andreas Katzenberger, 56, glücklich in seinem Garten. "Es hat alles wunderbar geklappt", sagt das Vorstandsmitglied des Schweinfurter Radsport-Vereins. Neben ihm hat sein Vorstandskollege Andreas Back Platz genommen, einen Stuhl weiter dessen Sohn Linus-Finn.
"Wir waren als ehemalige aktive Radfahrer Feuer und Flamme für die Deutschland Tour und haben uns ins kalte Wasser gestürzt", berichtet Andreas Back. Zwar habe das Team am Anfang nicht gewusst, was auf es zukomme, "aber wir haben den Willen gehabt, das Ganze zu stemmen und dabei zu sein". Die Schweinfurter waren für den Prolog verantwortlich sowie für den bayerischen Abschnitt der 1. Etappe.
Die letzte Absage kam am Tag des Prologs
Erste Gespräche mit der Stadt Schweinfurt habe es Anfang Januar gegeben, berichtet Katzenberger. Es folgten monatliche Sitzungen im Rathaus, im Juli fand die Abschlussbesprechung statt. "Danach war jeder heiß und hat darauf hingefiebert, bis der Tag da war. Das war sensationell", sagt Andreas Back.
Ganz reibungslos sei zwar nicht alles verlaufen, berichtet Katzenberger, aber: "Wir haben uns halt ins Zeug gelegt und dann ist es gegangen. Es war nie ein Thema, dass es nicht geht." Und wenn ein Helfer ausgefallen sei, "dann haben wir irgendwo her den nächsten hergezaubert".

Das Orga-Team war auf alles vorbereitet. "Man weiß, es kommen Absagen", berichtet Andreas Back. "Die letzte Absage kam am Mittwochmorgen." Das war der Tag des Prologs. Gefunden haben sie trotzdem noch jemanden, der sich mit Weste an die Strecke gestellt hat. "Der Zusammenhalt im Verein und innerhalb der Organisation war sensationell", betont der 55-Jährige.
Darum, welcher Streckenposten wo steht, hat sich Linus-Finn gekümmert. Der 17-Jährige hatte alle Streckenposten im Computer erfasst und sie anschließend eingeteilt. Zudem hat er die Schulungen der Streckenposten vorbereitet und abgehalten. 65 Streckenposten waren insgesamt dabei.

Auch die Profis vom Veranstalter waren mit den Schweinfurter Ehrenamtlichen durchweg zufrieden. "Nur positiv" sei das Feedback gewesen, berichtet Katzenberger, der den Schlüssel für den Erfolg bereits ausgemacht hat: "Es waren die kleinen Wege, weil wir uns gekannt haben." Kurz vor dem Rennen, sagt er, haben noch Heuballen entlang der Strecke gefehlt. "Wo kriegst du Heuballen her? Also habe ich einen Kollegen aus Schleerieth angerufen, bei dem es einen Bauern gibt. Dann waren wir am Dienstag noch dort und haben Heuballen gepackt."
Viel Adrenalin gefolgt von noch mehr Stolz
Auch um das Wohl der Streckenposten haben sich die drei gekümmert. So haben Andreas und Linus-Finn Back beispielsweise mittags Brezeln besorgt und verteilt. "Weil wir natürlich dankbar sind, dass sie das für uns gemacht haben. Alle ehrenamtlich", sagt der Vater.
Insgesamt sei der Tag wegen des ganzen Adrenalins und der vielen Arbeit total schnell vorbei gegangen, berichtet Andreas Back. "Aber abends habe ich zu Hause auf dem Sessel gesessen und mir das Rennen in der Mediathek nochmal angesehen. Da bin ich mega stolz gewesen." Zwar haben auch der RV 1889 Schweinfurt und der RKV Solidarität Schweinfurt mitgeholfen, "aber die Verantwortung haben wir gehabt", sagt Katzenberger. "Das Telefon hat die letzten drei Monate nicht stillgestanden."