Mit einem überschaubaren Ergebnis ist das Spitzengespräch Schweinfurter Kommunalpolitiker mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in München zum geplanten Gewerbegebiet Conn-Barracks ausgegangen. Ziel der Delegation um Landrat Florian Töpper (SPD) und Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) war es, eine verbindliche Zusage zu erhalten, wann das auf dem ehemaligen US-Kasernengelände betriebene Anker-Zentrum für Geflüchtete endgültig geschlossen wird.
Künftig nur 700 statt 1500 Geflüchtete
Zwar fühlt sich laut einer gemeinsamen Pressemitteilung vom Freitag der Freistaat an seine Zusage aus dem Jahr 2016 gebunden, die Einrichtung am Jahresende 2025 zu schließen, setzt sie aber gleichzeitig unter einen Vorbehalt: "Auf Grund bundes- und außenpolitischer Erwägungen kann aktuell kein definitives Laufzeitende für die gesamte Einrichtung festgelegt werden." Immerhin: Herrmann und Staatsekretär Gerhard Eck sagten zu, nicht mehr die volle Kapazität des Anker-Zentrums nutzen zu wollen, das 1500 Personen aufnehmen kann, sondern nur noch knapp die Hälfte.
Warum ist die Zukunft des Anker-Zentrums für den Umbau des Kasernengeländes zu einem interkommunalen Gewerbepark so bedeutsam? Es liegt an exponierter Stelle an der Zufahrt zur B 303, die das Gebiet auch an die A 71 anschließt. Beim Ausbau des Areals müssten bei einem Weiterbetrieb der Einrichtung andere Rahmenbedingungen – etwa beim Lärmschutz – berücksichtigt werden, als wenn das Anker-Zentrum nicht existieren würde. Auch der Kaufpreis der Flächen würde sich verändern.
Töpper erwartet mehr Tempo im Bauamt
Auch wenn man kein konkretes Schließungsdatum erhalten habe, bewertet Landrat Töpper das Gespräch positiv: "Das war kein Pro-forma-Termin." Man habe erreicht, dass sich der Freistaat erklären müsse, wenn er das Anker-Zentrum über 2025 hinaus betreiben wolle, sagte Töpper auf Anfrage der Redaktion. Gleichzeitig ist er sicher, dass München die Region beim Conn-Projekt stärker unterstützen werde als bislang. Insbesondere erwartet der Landrat ein höheres Tempo bei den vorbereitenden Arbeiten des Staatlichen Bauamts, mit dem Töpper bisher unzufrieden ist. Er geht davon aus, das die Entwicklung des restlichen Areals parallel zum Betrieb des Anker-Zentrums vorankommt. Ziel sei es, einen "eine möglichst störungsfreie Entwicklung" zu schaffen. Auch Herrmann und Eck, so heißt es in der Pressemitteilung, wollen "die schnellstmögliche Realisierung" unterstützen.
Die Details, wie etwa die Sicherung des Erstzugriffs der beteiligten Kommunen Geldersheim und Niederwerrn auf die Flächen, soll eine Arbeitsgruppe formulieren, deren Ergebnisse in eine gemeinsame Erklärung münden sollen. Allerdings: Der Freistaat kann hier nur flankierend eingreifen, denn das Areal gehört dem Bund und wird von der Bundesanstalt für Immobilien verwaltet. Zudem gibt es noch ungeklärte Fragen, wie zum Beispiel über mögliche Altlasten. Vor deren Klärung werden aus Haftungsgründen Geldersheim und Niederwerrn keine Flächen erwerben. Und bis dahin wird sich kein Unternehmen dort ansiedeln können.
Region trat geschlossen auf
Als Erfolg wertet Töpper ebenso, dass die Delegation, zu der auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zählten, geschlossen aufgetreten und auf Verständnis gestoßen sei, welche wirtschaftliche Bedeutung das Gelände vor den Toren Schweinfurts für die Region haben kann. Um die zivile Nutzung sicherzustellen, ist der Zweckverband Interkommunaler Gewerbepark Conn-Barracks gegründet worden. Das Kasernengelände, das die US-Army 2014 aufgegeben hat, ist 203 Hektar groß, 108 davon sollen für die Ansiedlung von Firmen genutzt werden. Das Anker-Zentrum nimmt 17 Hektar ein.
Offerte an Chip-Hersteller Intel
Am Montag hat der Zweckverband mit der Mitteilung überrascht, dass man sich beim Weltkonzern Intel als Standort für die Produktion von Mikrochips beworben habe. Das Unternehmen ist derzeit in Europa auf der Suche nach einem passenden Gelände, um – unabhängig vom bisherigen Produktionsstandort in Irland – seine Fertigung von Halbleitern zu steigern. Neben Geldersheim mit dem Conn-Gelände gibt es mit Penzing (Lkr. Landsberg/Lech) mindestens einen weiteren bayerischen Mitbewerber, zudem weitere aus Sachsen und dem europäischen Ausland.
Dem Vernehmen nach will Intel 15 Milliarden Euro investieren, erwartet aber auch staatliche Unterstützung in Höhe von etwa acht Milliarden Euro. Wie viele Arbeitsplätze durch den Neubau der Fabrik entstehen würden, ließ das Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion unbeantwortet. Derzeit beschäftigt der Konzern nach eigenen Angaben 10 000 Menschen auf dem Kontinent.