
Es gibt gute Nachrichten von den Wanderfalken, die im Nordturm des Steigerwalddom brüten: Die seltenen Vögel - in ganz Deutschland gibt es nur rund 600 Paare - haben Nachwuchs bekommen. Bei einer Nachschau im Nistkasten, der an der Ostseite des Turms angebracht ist, wurde ein Küken entdeckt.
Wie berichtet, haben sich erstmals seit langer Zeit Wanderfalken im Nistkasten des Nordturms niedergelassen. Die kleineren Turmfalken, die den Kasten zuvor genutzt hatten, waren kurzerhand vertrieben worden. Bei tagelangen lautstarken Streitereien um den Nistplatz hatten sich dann aber erwartungsgemäß die körperlich überlegenen Wanderfalken durchgesetzt. Kurzfristig bauten Mitarbeiter des städtischen Bauhofs daraufhin neue Nistkästen, die am Weißen Turm und an der ehemaligen Trafo-Station in der Östlichen Allee aufgehängt wurden. Dort fanden Turmfalken ein neues Zuhause.
Nachdem die Wanderfalken mehrmals bei der Paarung beobachtet worden waren, war es recht still geworden rund um den Nordturm. Der Terzel, der männliche Altvogel, saß regelmäßig hoch oben auf der Kirchturmspitze. Vom Weibchen hingegen war wenig zu sehen - ein Hinweis darauf, dass sie mit dem Brüten angefangen hatte.

Ein Ei war unbefruchtet
Nach einer Brutzeit von etwa 30 Tagen schlüpfen in der Regel die Jungtiere. In Absprache mit Vertretern des Landesbunds für Vogelschutz und mit Genehmigung der katholischen Kirchengemeinde stieg am 20. Mai Jürgen Fehlbaum deshalb hoch in den Turm, um ganz vorsichtig den Nistkasten von hinten zu öffnen. Und tatsächlich: In einem kaum ausgepolsterten Nest saß ein flauschiges Küken. Daneben lag noch ein gelblichweißes und bräunlich geflecktes Ei, das offenbar nicht befruchtet worden war.
Inzwischen sind nun zwei Wochen vergangen. Das Küken ist tatsächlich ein Einzelkind geblieben. Es hat sich prächtig entwickelt. Inzwischen wagt sich der Jungvogel sogar schon etwas aus dem Kasten heraus und erwartet auf der kleinen Landeplattform seine anfliegenden Eltern. Dem Hobby-Fotografen Jürgen Fehlbaum, der direkt neben der Kirche wohnt, gelangen bei dieser Gelegenheit vom Dachfenster seines Hauses aus tolle Aufnahmen von der Fütterung.
Der Kleine heißt "Chrisi"
Bei einem erneuten Besuch oben im Turm konnte Fehlbaum dann mit viel Glück sogar eine Fütterung aus nächster Nähe fotografieren. "Das Junge hat schon mächtig zugelegt und hat scheinbar einen guten Appetit", berichtet er. Fehlbaums haben dem Küken übrigens sogar einen Namen gegeben: Chrisi. Weil sie nicht wissen, ob der Jungvogel männlich oder weiblich ist. "Der Name passt dann so oder so."

Junge Wanderfalken bleiben an die 40 Tage im Nest, ehe sie in Begleitung ihrer Eltern dann ausfliegen, um das Beuteschlagen zu erlernen. "Es wird sicher spannend über den Dächern von Gerolzhofen, wenn man dann die Drei im Flug beobachten kann", freut sich schon Jürgens Ehefrau Christel Fehlbaum. Dabei sei es normal, dass das Junge in den ersten Tagen immer wieder mal in den Kasten zurückkehren wird. "Es bleibt dann zu hoffen, dass im nächsten Jahr, das Falkenpaar wieder dort oben im Nordturm brüten wird."
Reinigungsaktion wurde verschoben
So lange das Jungtier noch nicht flügge ist, ist es wichtig, dass rund um den Nistkasten Ruhe herrscht. Aus diesem Grund wurde auch die geplante Säuberung der Dachrinnen am Steigerwalddom um einige Wochen nach hinten verlegt. Die durch Taubenkot und Kadaver oft verstopften Regenrinnen werden normalerweise zweimal im Jahr durch Mitarbeiter des städtischen Bauhofs gereinigt. Dabei kommt die Drehleiter der Gerolzhöfer Feuerwehr zum Einsatz. Damit die Wanderfalken aber nicht durch die Drehleiter erschreckt und vielleicht sogar vergrämt werden, verzichten die Verantwortlichen jetzt erst einmal auf die Aktion.

Hoffnung auf Turmfalken-Nachwuchs
Auch im Weißen Turm bei den Turmfalken scheint sich Nachwuchs anzubahnen. Nach Tagen der lauten Schreierei ist rund um den Turm ebenfalls Ruhe eingekehrt. Das Männchen erscheint nur zwei- bis dreimal am Tage, vom Weibchen ist so gut wie nichts zu sehen. Es sitzt auf dem Nest und brütet. Nur wenn das Männchen vorbeikommt, erscheint das weibliche Tier vorne auf der Landeplattform, um sich dann wieder nach hinten zurückzuziehen. Nachwuchs scheint es hier im Gegensatz zum Steigerwalddom aber noch nicht zu geben, weil noch nicht gefüttert wird.