
"Wir sind schon traurig, dass heuer kein Walpurgisgericht ist", sagt Marianne Prowald, Chefin des Bürger-und Kulturvereins Oberndorf. Traditionell an Fronleichnam wird im Pfisterpark Gericht gehalten. Im Mittelalterstil. Mit ziemlich viel Anspielungen auf aktuelle Ereignisse und Personen. Mit Bardengesang, Gauklern, Met-Krügen, Männern in Strumpfhosen, Humor, Freude und mit jeder Menge Herzblut. Zum 22. Mal wäre dieses Jahr das Spektakel über die Bühne gegangen, das jedes Jahr Tausende anzieht. Corona-bedingt ist heuer Pause.
Das es heuer wohl nichts wird mit dem Gericht, war den Akteuren schon seit einiger Zeit klar. Kein Stück wurde geschrieben, keine aktuellen Ereignisse verarbeitet und ins Mittelalter verlegt. Es wurde nicht geprobt, es wurden keine Gewänder herausgeholt und vorbereitet für den großen Tag. Ob's dann nächstes Jahr zum Ausgleich ein größeres Fest geben wird? Da kann Marianne Prowald nur lachen. "Größer geht ja gar nicht", meint sie.

Hinter dem Walpurgisgericht, dem Spektakel im Pfisterpark und dem Festtzug, angeführt von den Oberndorfer Barden, steckt nämlich jede Menge Arbeit, viel Einsatz von ehrenamtlichen Helfern. Und die seien jetzt schon ziemlich am Anschlag, meint Marianne Prowald. 100 Leute sind jedes Jahr im Einsatz, 350 Garnituren werden im Park aufgebaut für die Besucher. "Das ist viel Arbeit."
Auch ein Familienfest für die Oberndorfer
Marianne Prowald freut sich, dass das Walpurgisgericht auch etwas ist, das die Oberndorfer zusammenbringt. "Das ist ein Familienfest." Wer nicht mehr hier wohnt, kommt gerne zurück aus diesem Anlass, trifft sich mit Familie, Freunden und Bekannten.
Der Verein kommt mit dem finanziellen Ausfall klar, sagt Prowald. "Wir haben keinen Schaden, aber das zieht uns schon seelisch runter." Sie bedauert die Leute, die Stände am Mittelaltermarkt aufstellen, Programm und Unterhaltung zusätzlich zur Gerichtsverhandlung anbieten, alle, die für das Drumherum sorgen. Corona-bedingt finden ja kaum Veranstaltungen statt, es fehlen Verdienstmöglichkeiten.
Marianne Prowald hat übrigens eine Idee. Wie wäre es, am Abend vor Fronleichnam schon etwas im Pfisterpark zu veranstalten? Eine Serenade, zum Beispiel. "Aufgebaut ist ja schon alles." Sie denkt darüber intensiv nach. Das wäre natürlich zusätzlich Arbeit für die Helfer, das ist ihr klar. Aber schön wäre es halt auch, meint sie.