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Kreis Schweinfurt
VR-Bank: Filialschließungen überraschte die Bürgermeister
Fünf von 18 ihrer Filialen im Landkreis Schweinfurt will die VR-Bank schließen. Kommentarlos wollen das die Bürgermeister der betroffenen Ortschaften nicht hinnehmen.
Coronabedingt ist die VR-Bank-Filiale in Hesselbach schon jetzt geschlossen. Nun steht fest, dass sie nicht wieder geöffnet wird. Die Gemeinde trifft das doppelt hart, weil keine andere Bank mehr vor Ort ist. 
Foto: Irene Spiegel | Coronabedingt ist die VR-Bank-Filiale in Hesselbach schon jetzt geschlossen. Nun steht fest, dass sie nicht wieder geöffnet wird. Die Gemeinde trifft das doppelt hart, weil keine andere Bank mehr vor Ort ist. 
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 14.02.2024 05:26 Uhr

Das hatten sie nicht erwartet: Als die VR-Bank die Bürgermeister von Grettstadt, Röthlein, Grafenrheinfeld, Üchtelhausen und Geldersheim am Mittwoch vergangener Woche zu einem Informationsgespräch einlud, kam die Nachricht von der Schließung der Bankfilialen in ihren Ortschaften doch etwas überraschend.

"Bei meinem Antrittsbesuch im Frühjahr war davon noch kein Wort zu hören", sagt Röthleins Bürgermeister Peter Gehring. Auch der Grettstädter Rathauschef Ewald Vögler ist erstaunt, dass die VR-Bank diese Entscheidung "ohne Vorgespräche" getroffen hat. Und so ganz diskussionslos, wie es seitens der VR-Bank im Nachgang kommuniziert wurde, lief die Informationsveranstaltung wohl auch nicht ab. "Wir haben mehrere Vorschläge und Angebote gemacht", betont Johannes Grebner, Bürgermeister in Üchtelhausen. Thomas Hemmerich, Bürgermeister von Geldersheim, hätte sich zumindest gewünscht, dass die Standorte verschont bleiben, an denen schon die Sparkasse abgezogen ist oder abziehen wird. Die Argumente fanden aber kein Gehör. Grafenrheinfelds Bürgermeister Christian Keller hofft deshalb, "dass die VR-Bank sich das alles gut überlegt hat".    

Mit der Schließung von fünf ihrer 18 Filialen im Landkreis Schweinfurt reagiert die VR-Bank auf die rückläufige Ertragslage und niedrige Kundenfrequenz in der ländlichen Region. Betroffen sind die Ortschaften Geldersheim, Grafenrheinfeld, Grettstadt und Röthlein. Dort macht die VR-Bank komplett zu und zieht auch ihren SB-Bereich ab. Sie will aber Räume anmieten, um auf Wunsch Beratungsgespräche führen zu können. In Hesselbach ist die Filiale bereits wegen Corona geschlossen. Sie wird nicht mehr geöffnet und auch der noch vorhandene Kontoauszugsdrucker abgebaut.

Stadtlauringens Bürgerbus bringt Bürger aus dem Nachbarort zur Bank

"Uns trifft das doppelt hart", sagt Üchtelhausens Bürgermeister Johannes Grebner. Denn erst vor einem Monat hat die Sparkasse ihre Filiale in Hesselbach dicht gemacht. Um an Bargeld zu kommen, müssen die Bürger der Großgemeinde nun nach Stadtlauringen oder Schweinfurt fahren. Denn Geld abheben im Supermarkt, wie es vielerorts möglich ist, geht in Üchtelhausen nicht, weil es schlichtweg in der Großgemeinde keinen Supermarkt gibt. Da die Gemeinde zur Sicherung der Nahversorgung die Erschließung eines Gewerbegebietes plant, hätte sich Bürgermeister Grebner zumindest eine Übergangslösung gewünscht. "Ich habe einige Angebote gemacht", verweist der Rathauschef auf die Bereitstellung von gemeindeeigenen Räumen, um den Filialbetrieb für die Bank wirtschaftlicher zu machen. Gehör habe er nicht gefunden.

Der Bürgermeister ist deshalb selbst zur Tat geschritten und hat mit dem Bürgerbusverein in Stadtlauringen vereinbart, dass seine Gemeinde ab Januar zwei- bis viermal in der Woche angefahren wird, damit die Bürger ihre Bankgeschäfte im Nachbarort erledigen können. Vor allem die Bargeldversorgung liegt ihm am Herzen. "Das ist wichtig gerade für die älteren Bürger. Sie brauchen den Gang zur Bank." Grebner hofft, dass in Sachen Filialschließung noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Er will auf jeden Fall noch einmal das Gespräch sowohl mit der VR-Bank als auch mit der Sparkasse suchen, "um irgendwie eine Lösung zu finden".    

Grettstadts Bürgermeister Ewald Vögler schlägt vor, Synergieeffekte zu nutzen. In seiner Gemeinde gibt es noch eine Filiale der Sparkasse, hier könnte seiner Meinung nach auch die VR-Bank Dienste anbieten. Eine weitere Alternative wäre die Nutzung gemeindeeigener Immobilien. "Wir sind jederzeit gesprächsbereit", sagt Vögler. Er möchte alles daran setzen, Grettstadt als Banken-Standort zukunftsfähig zu gestalten. Denn die große Masse der ländlichen Bevölkerung gehe eben noch zur Bank, um Geld zu holen.   

Für Röthleins Bürgermeister Peter Gehring ist die örtliche Bank zudem ein nicht zu unterschätzender Kommunikationspunkt. "Für die Bürger ist der Gang zur Bank von großer Bedeutung." Seine Gemeinde trifft die Nachricht von der Schließung der VR-Bank-Filiale ebenfalls hart, weil 2021 auch die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge ihren Geldautomaten abziehen will. Die künftige Bankensituation wird deshalb Thema in der nächsten Sitzung des Gemeinderats sein.   

Banken ziehen sich immer mehr aus der Fläche zurück

Die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge hatte bereits im Juli mehrere Standortschließungen angekündigt, darunter auch sieben Filialen in der Stadt. OB Sebastian Remelé ist überzeugt, dass mit der Bündelung in größere Filialen die Kunden künftig noch besser und individueller beraten und damit auch den Mitarbeiter eine sichere Zukunft geboten werden könne. "Wir brauchen eine weiterhin leistungsfähige Sparkasse als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung und damit als Impulsgeber für unsere ganze Region", so der OB.

Dass sich die Banken immer mehr aus der Fläche zurückziehen, ist für den Grafenrheinfelder Bürgermeister Christian Keller trotzdem sehr traurig. Noch gut erinnert sich der 41-Jährige an sein erstes Sumsi-Sparbuch und den aufregenden Besuch als Kind bei der Bank. "Da geht schon was verloren." Jahrzehntelang sei "die Raiba" die Bank vor Ort gewesen, "so wichtig wie der Bäcker und Metzger". Keller hofft nun, dass wenigstens die Sparkasse am Ort bleibt.         

In Geldersheim ist die Sparkassen-Schließung längst beschlossene Sache. Der nun angekündigte Abzug der VR-Bank tue deshalb besonders weh, meint Bürgermeister Thomas Hemmerich. In der 3000-Einwohner-Gemeinde gibt es dann nämlich auch keine Bank mehr. Für den Rathauschef ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. "Wir werden in jedem Fall versuchen, das was geht, noch herauszuholen."  

 
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  • J. F.
    Die alten Leute die nichtmehr Mobil sind, haben jetzt schon keine Möglichkeit mehr an Geld zu kommen. Und die machen auch kein Onlinebanking. Da nützt auch das Geld abheben an der Supermarktkasse nichts, man muss ja doch in eine Filiale um die Kontoauszüge zu holen.
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  • R. F.
    Alle in den betroffenen Gemeinden sollten Ihr Konto dort kündigen, dann werden wir schon sehen ob die das durchziehen...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich kann die Aufregung um die Bankenfilialschliessung nicht nachvollziehen. Meine Bankgeschäfte mache ich schon seit Jahren online. Ich zahle mit dem Smartphone im Supermarkt, beim Bäcker, Metzger & der Apotheke.
    Bargeld nutz ich nur noch in Ausnahmefällen. Mittlerweile weiß ich wer Zahlungen mit dem Smartphone akzeptiert. Dort geh ich auch z Einkaufen hin.
    Statt, wie die Bürgermeisterlein gegen Filialschliessungen zu kämpfen, sollten sie lieber ihre Zeit dafür verwenden, dass digitales Bezahlen auch in ihren Gemeinden möglich ist.
    Übrigens kauf ich für mehrere alten Leute ein, ich zahle digital und die geben mir Bargeld. Es funktioniert.
    Das Unterhalten v wenig frequentierten Bankfilialen kostet viel Geld. Damit verlieren die Raiffeisenbanken und Sparkassen zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit. Kein Wunder, dass immer mehr Kunden abwandern. Wer in Aktien, Fonds etc investiert weiß, dass das auch schon b bescheidenen Beträgen in die Hunderte und Tausende geht. Im Jahr.
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  • J. K.
    ja schön, sie kaufen für die alten Leute ein zahlen digital und bekommen von den alten Leuten Bargeld. Mal nachgedacht, woher die alten Leute das Bargeld bekommen - hoppela von der Bank vor Ort. Woher bekommen sie dann ihr Bargeld, wenn die alten Leute nicht mehr zur Bank können um es zu holen....?
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  • G. R.
    Die alleingelassenen Gemeinden müssen nur ihre Konten bei der Kasse kündigen. Dann kommt vielleicht das große Erwachen bei den Banken. Denn ohne Kunden läuft nichts Eigentlich wäre hier einmal eine Demo vor den privaten Häusern der Vorstände angebracht. Vielleicht könnten das die Bürgermeister oder die Freien Wähler ja Organisieren, ich wäre dabei.
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  • F. W.
    Und so geht ein Kunde nach dem anderen verloren..
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  • C. H.
    So siehts aus. Wenn schon Onlinebank, dann richtig. Da gehören VR und Sparkasse nicht zur ersten Garnitur...
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