zurück
Schweinfurt
Volksfest: Krüge-Krieg ist abgewendet
Maßkrüge ab heuer nur noch im Festzelt: Sollte der Zeltwirt auf Kosten der drei lokalen Brauereien profitieren? An "Sicherheitsgründe" glauben die hiesigen Brauer nicht.
Schweinfurter Volksfest 2016: Kellner im Festzelt mit Maßkrügen. In Maßkrügen wird weiterhin auch das Bier der drei regionalen Brauereien außerhalb des Zeltes angeboten werden dürfen.
Foto: Julia Haug | Schweinfurter Volksfest 2016: Kellner im Festzelt mit Maßkrügen. In Maßkrügen wird weiterhin auch das Bier der drei regionalen Brauereien außerhalb des Zeltes angeboten werden dürfen.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:27 Uhr

Es ist also noch einmal gut gegangen, sagen die verantwortlichen Vertreter der Brauereien Roth (Schweinfurt), Martin (Hausen) und der Wernecker. Für sie auch, klar, weil sie Umsatz-Nachteile befürchtet hatten, wäre ihnen der Maßkrug als typisches Volksfest-Bierglas genommen worden – und Festzeltwirt Hahn hätte ihn exklusiv behalten dürfen. Auch die Besucher und Gäste der Betriebe außerhalb des Zeltes, die ihre Biere ausschenken, wären damit unfair behandelt worden, meinen sie.

Was hätte ein "Maßkrugverbot" bedeutet?

Wie berichtet, wollte die Stadt Schweinfurt ab sofort bei künftigen Volksfesten nur noch Maßkrüge im großen Festzelt zulassen, "draußen" bei anderen Schaustellern, die Essen und Trinken anbieten, dagegen nicht mehr, sondern nur noch Halbliterkrüge (Seidla). Die Stadtverwaltung argumentierte mit Sicherheitsgründen. Der Polizei zufolge seien zu viele Maßkrüge außerhalb der Essbereiche auf den Volksfeststraßen "unterwegs": ein Sicherheitsproblem. 

Dagegen begehrten die drei lokalen Brauereien auf und beklagten sich in einem gemeinsam verfassten und unterzeichneten Brief ans Rathaus über das "einseitige Maßkrugverbot". Auch sie wollten ein attraktives Volksfest, aber nicht mittels einer Maßnahme "zum Vorteil eines Einzelnen und zum Nachteil aller anderen". Nun ist das "einseitige Maßkrugverbot" ja schon wieder kassiert. Was hätte es für drei hiesigen Brauereien bedeutet?  

Borst: Mindestens 20 Prozent weniger Umsatz

"Es hätte uns mindestens 20 Prozent Umsatz gekostet", sagt Alexander Borst, einer der drei Geschäftsführer der Schweinfurter Brauerei Roth. Das Sicherheitsargument hält er für vorgeschoben. In Wahrheit habe die Stadt den Wünschen des Festzeltwirts entgegenkommen wollen – was Ordnungsreferent Jan von Lackum aber bestreitet. 

Wie hoch hätte man in der Wernecker Brauerei den Umsatzverlust eingeschätzt? "Schwer nachzuvollziehen", sagt Christine Lang. Wie viel der Schausteller in Seilda- und in Maßkrügen ausschenkt, weiß sie nicht, auch nicht, woher die Stadt die Zahlen ("maximal fünf Prozent in Maßkrügen") hat. "Aber wer auf dem Volksfest eine Maß will, soll sie doch bekommen." Das Sicherheitsargument hält sie für einen Widerspruch, es beträfe nicht minder die Maßkrüge im Festzelt.    

Festzelt durch ein gutes Programm stärken

Wenn die Attraktivität des Festzelts gestärkt werden solle, "dann über ein ansprechendes Programm, gute Bands, die Preise, aber doch nicht, indem man auf die Idee kommt, dass andere nicht mehr in Maßkrügen ausschenken dürfen, damit das Zelt attraktiver wird". Besonders positiv erlebte Christine Lang, dass sich die Verantwortlichen der drei regionalen Brauereien, die sonst Konkurrenten sind, zusammengesetzt haben und gemeinsam für ihr Anliegen eingetreten sind. "Dass das Volksfest ein Erfolg wird, wollen wir doch auch."      

"Man geht auf ein Volksfest, isst eine Bratwurst oder ein Fischbrötchen und will dazu eine Maß Bier trinken", sagt Ulrich Martin, Chef der gleichnamigen Brauerei in Hausen. Auch beim "Brezlwirt", der sein Bier ausschenkt, seien Maßen beliebt. Das Sicherheitsargument der Stadt sei "an den Haaren herbeigezogen" gewesen. "Ich will das Festzelt ja nicht schwächen", sagt Martin, aber man könne es nicht stärken, indem andere Betriebe keine Maßen mehr ausschenken dürften. Das Maßkrugverbot sei "hirnrissig" gewesen und zurecht zurückgenommen worden.

Den Festzeltwirt Michael Hahn hat diese Redaktion am Montag schriftlich angefragt, ob er  vom "Maßkrugverbot" gewusst und diesbezüglich möglicherweise Einfluss genommen habe und falls ja, mit welcher Begründung. Eine Antwort steht bisher aus.   

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Stefan Sauer
Michael Hahn
Schausteller
Stadt Schweinfurt
Wernecker Brauerei
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top