Der nette Nachmittag mit Stefanie Hertel beginnt mit aufgebrachten Ausrufen aus den Sitzreihen. Weil keiner mehr auf die Bänke entlang der Biertische passt, drängen die Volksmusikfans in die Gänge dazwischen. Sicht für Sitzfans dahinter gleich Null. Irgendwie arrangiert man sich, die Rüstigeren stehen auch irgendwann, um einen Blick auf die Bühne zu erhaschen.
Pünktlich um 14 Uhr hüpfen die fünf Mädels der „DirndlRockBand“ auf die Bühne und ergreifen ihre Instrumente, das für Volksmusik-Rock'n'Roll obligatorische Akkordeon inklusive. Kurz darauf kommt auch die, die alle schon als kleines Mädchen kennen – Stefanie Hertel.
Über Jahre nur in einem Atemzug mit Stefan Mross genannt, hat sich die 35-Jährige inzwischen verjüngt: Im Satindirndl, keck ohne Bluse, rockt die frühere Volksmusik-Prinzessin die Holzhausener Bühne und lässt durchblicken, dass ihr ihre Sängerkollegen und Ex-Holzhausen-Acts Marianne und Michael, Andy Borg oder Bernhard Brink allesamt noch nichts von dem Megaaufgebot bei der Frühjahrsmesse erzählt hatten. „Wer kommt denn bitte an einem Freitagmittag hierher, um mit uns zu feiern?“, fragt sie. Ungläubigkeit beim Soundcheck in der noch leeren Halle um 7.30 Uhr früh.
Schnell versucht sich Hertel auf ihr Holzhausen-Publikum einzustellen: „Ich wohne auch in einem kleinen Ort am Chiemsee mit 350 Einwohnern.“ Erst mäßiges Interesse unter den großteils Auswärtigen, wie Hertel mit einer spontanen Handzeichen-Umfrage feststellt. „Und die Hälfte davon sind Kühe“, schiebt sie hinterher. Größter Lacher. Da hat sie alle. Außer die, die nur der Frau oder der Oma zuliebe gekommen sind („Ich bin nicht freiwillig hier“).
Auch bei der Liedzeile „Die nächsten 30 Jahre werden meine besten sein“ sind die Fans voll dabei. Wer sagt schon, dass sich das Publikum mit jedem Lied identifizieren muss. Zwei Zugaben errufen sich die Fans noch. Denn manche „sind extra aus Neustadt an der Aisch angereist“.