Es zischt und rattert in der Werkshalle von Metalltechnik Kritzner. Schwere Maschinen und Metallbauteile aller Art säumen die Produktionsstätte des Unternehmens. Was jedoch heraussticht, sind die unterschiedlichen Sprachen, welche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen. Polnisch, Russisch, Deutsch, Türkisch, Rumänisch und Englisch klingen durch die Produktionshalle.
Ein knappes Dutzend ausländische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen derzeit. Dazu kommen 15 weitere mit Migrationshintergrund. Insgesamt arbeiten 110 Menschen bei Kritzner – "knapp jeder Vierte hat ausländische Wurzeln oder einen direkten Migrationshintergrund und wir sind stolz darauf", sagt Vertriebsleiter Manfred Knittel.
Wie funktioniert die Kommunikation?
Bei so vielen Sprachen und Herkünften sind Kommunikationsprobleme vorprogrammiert, oder? Fertigungsleiter Michael Waldmann verneint dies ganz klar. "Fachspezifische Anweisungen werden im Betrieb zusätzlich auf Polnisch übersetzt, und bei Verständnisfragen helfen sich die Mitarbeiter gegenseitig. Vor allem ein polnischer Kollege und Mitglied des Betriebsrats dient dabei als hilfsbereiter Ansprechpartner", sagt Waldmann.
Um die Kommunikation so einfach wie möglich zu gestalten, hängen an einigen Arbeitsstationen Vokabellisten mit Arbeitsbegriffen und Formulierungen. Im Bereich der Serienfertigung hat das Unternehmen sogar eine vierköpfige Abteilung mit ausschließlich polnischen Mitarbeitern, erklärt Waldmann.
Gregor Blesmanowicz ist Mitglied dieser Abteilung und seit zweieinhalb Jahren im Unternehmen. Er ist vor einigen Jahren mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Deutschland gezogen, da seine Frau als Deutschlehrerin in Schweinfurt eine Stelle bekommen hat. Er selbst spricht hingegen nur wenig Deutsch und ist froh über die mehrsprachige Unternehmenskultur. "Es macht die Arbeit innerhalb der Abteilung einfacher, auf Polnisch reden zu können, jedoch muss ich außerhalb der Abteilung mit den anderen Kollegen Deutsch reden. Das ist aber kein Problem, weil sie mir helfen, die Sprache zu lernen und notfalls helfen meine Kollegen aus und übersetzen."
Da viele der polnischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Hauptwohnsitz noch immer in Polen haben, pendeln viele an den Wochenenden nach Hause, sagt Knittel. Das Unternehmen versuche, ihnen mit flexiblen Arbeitszeiten, Tankgutscheinen und Fahrtgeld entgegenzukommen.
"Die Herkunft spielt keine Rolle"
Über sieben verschiedene Nationalitäten arbeiten derzeit im Unternehmen, doch nicht alle müssen die Sprache von Grund auf neu lernen. Einige sind bereits in Deutschland geboren und haben nur in zweiter Generation einen Migrationshintergrund. Furkan Gönültunc ist 32 Jahre alt und hat 2015 bei Kritzner seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker gemacht und ist geblieben. "Ich arbeite gerne hier. Es fühlt sich an, wie eine große Familie. Wir sind alle auf Augenhöhe und behandeln uns auch so, ganz unabhängig von Herkunft oder Nationalität", sagt Gönültunc.
Ausbildung und Mitarbeitersuche
Doch woher bekommt das Unternehmen seine Angestellten? "Viele kommen durch eine Zeitarbeitsfirma oder bewerben sich aus Eigeninitiative", sagt Knittel. Die Zeitarbeitsfirmen seien zwar teuer, aber eine gute Quelle, um Fachkräfte aus dem Ausland zu bekommen, vor allem, da sie in ihrer Heimat oft bereits vorab einen Sprachkurs machen würden und Grundkenntnisse in Deutsch hätten, sagt er.
Zwischen 40 und 50 Euro pro Stunde müsse das Unternehmen für einen Angestellten von so einer Firma zahlen, erklärt Knittel. "Es ist unser Ziel, die Arbeiter, langfristig zu übernehmen", sagt Waldmann. Eine kurzfristige Beschäftigung würde sich nicht lohnen, weil die Einarbeitung nicht von heute auf morgen funktioniere, meint der Fertigungsleiter.
Derzeit suche das Unternehmen noch zwischen sieben und zehn Arbeitskräfte, sagt Waldmann. Eine abgeschlossene Ausbildung sei nicht zwingend notwendig. "Wir brauchen Leute, die Bock haben, etwas zu lernen und anpacken wollen."
Arbeitsmoral gesunken
Was die Ausbildung im eigenen Haus betrifft, ist die Firma derzeit vorsichtig. "Wenn sich jemand auf Eigeninitiative bei uns bewirbt, dann würden wir ihn auch ausbilden. Was wir nicht mehr tun, ist Stellen auszuschreiben. Das lohnt sich nicht mehr", sagen Waldmann und Knittel.
Im vergangenen Jahr habe die Firma noch fünf Azubis eingestellt, von denen vier bereits nicht mehr im Unternehmen seien. "Zwei von ihnen haben sogar so oft gefehlt, dass die Berufsschule sie nicht mal mehr zu den Prüfungen anmelden konnte. Die Arbeitsmoral ist in den letzten Jahren stark gesunken", bedauert Knittel.