30 Leute hatten sich angemeldet, mehr als 70 waren am Ende da: Der Infoabend für potenzielle Ehrenamtliche in der Asyl-Erstaufnahmeeinrichtung (EA) ist am Dienstag auf großes Interesse gestoßen. Die Diakonie Schweinfurt hatte zusammen mit der Caritas eingeladen, um freiwillige Helfer für die Einrichtung in den Ledward Barracks zu gewinnen.
„Die hauptamtlichen Kräfte werden sicher nicht alles stemmen können“, sagte Maria-Antonette Graber, die die EA ab dem 1. Juli leiten wird. 540 Plätze sind geplant. Möglicherweise schon jetzt zu wenig. „Aktuell kommen in Bayern täglich 1000 Personen an. Die bleiben nicht alle in Bayern, aber damit müssen wir umgehen“, so Thomas Weingart, bei der Regierung von Unterfranken zuständig für Flüchtlinge und Integration.
Gesucht werden Menschen, die die Mitarbeiter der Asylsozialarbeit von Diakonie und Caritas unterstützen. Die konkreten Bereiche: Fahrdienste, Freizeit, Sprachkurse, Dolmetschen, Gesundheit und Internetcafé. An Infotischen gab es Details zu den einzelnen Punkten und Listen, in die sich Interessierte gleich eintragen konnten. Zu jedem dieser Themen soll sich ein Team zusammenfinden, begleitet von einem der hauptamtlichen Sozialarbeiter.
Keine einfachen Bedingungen
Ganz wichtig dabei: In einer EA herrschen besondere Bedingungen. Neben der Zugangskontrolle, die zum Schutz der Flüchtlinge stattfindet, gilt das vor allem für den körperlichen und seelischen Zustand der Bewohner. „Die Menschen kommen direkt aus der Flucht. Sie waren Monate oder gar Jahre unterwegs und wir wissen nicht, was sie hinter sich haben“, sagte Christine Steinmüller, die Leiterin des allgemeinen sozialen Beratungsdienstes der Caritas.
Sie lieferte den Ehrenamtlern in spe nach der Begrüßung durch Jutta Münch (Geschäftsführerin Caritas Schweinfurt) und Jochen Keßler-Rosa (Vorstand Diakonie Schweinfurt) eine knackige Zusammenfassung über die Situation der Flüchtlinge. Bevor es zur „Einzelarbeit“ an die Gruppentische ging, blieb auch noch Zeit für Fragen aus den vollen Stuhlreihen.
Wenig Zeit und Kraft für tiefergehende Kontakte
„Die Asylbewerber haben ein großes Ruhe- und Sicherheitsbedürfnis“, so Steinmüller. Hinzu kommt, dass die EA nur eine Durchgangsstation ist. In wenigen Tagen – Steinmüller nennt sechs bis zehn Tage als Durchschnitt – werden die Menschen registriert, befragt, medizinisch untersucht und dann auch schon auf Unterkünfte wie die Einrichtung in den Conn Barracks weiterverteilt. Entsprechend wenig Zeit und Kraft bleibt für tiefer gehende Kontakte.
Was gebraucht wird: Helfer, die in der ersten Phase des Ankommens bei der Orientierung helfen, die erste deutsche Worte beibringen oder im Internetcafé zum Kontakt mit der in der Heimat zurückgebliebenen Familie verhelfen.
In die Vollen werden die Helfer nicht von Beginn an gehen können. Zum Start am kommenden Mittwoch wird unter anderem erst eines der beiden Wohngebäude fertig sein. Erst im September sollen alle 540 Plätze sowie alle Gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen. Uwe Kraus, Sozialdienst-Leiter der Diakonie, bat die möglichen Ehrenamtler schon mal prophylaktisch um Nachsicht, falls alles etwas chaotisch werden sollte: „Was am Mittwoch genau passiert müssen wir sehen. Es ist unsere erste Erstaufnahme.“