
Kompost im Garten zu verwenden ist üblich, in der Landwirtschaft noch nicht. Noch gibt es Vorbehalte und zu wenig differenziertes Wissen über diesen organischen Dünger und Bodenverbesserer. Ein Forschungsprojekt der Technischen Universität München (TUM) will nun die wissenschaftliche und verfahrenstechnische Grundlage dafür schaffen, dass Komposte verstärkt in der Landwirtschaft, vor allem im ökologischen Landbau, eingesetzt werden. Das Schloss Gut Obbach beteiligt sich an den Feldversuchen.
Die Nährstoffkreisläufe zu schließen, ist eine Forderung der Bundesregierung. Nährstoffe aus Biotonnen oder Grünschnitt von Gärten und Parks soll als Kompost wieder den Feldern und damit den Pflanzen dort als Dünger zur Verfügung stehen. Damit kann einer Überdüngung vorgebeugt und das Grundwasser geschont werden.
Allerdings wird das Kompost-Potenzial noch nicht ausgeschöpft, die Bereitschaft der Bauernschaft lässt zu wünschen übrig. Denn es gibt Bedenken über mögliche Schad- und Fremdstoffe, Unkrautsamen oder Bodenbelastungen. Es fehlt noch detailliertes Wissen zur Nährstoff- und Humusdynamik nach einer Kompostdüngung. Noch weiß man auch zu wenig über die genaue Wirkung von Kompost auf Ertrag und Produktqualität.
Ökologische Effekte der Kompostanwendung
Außerdem müssen Logistik und Wirtschaftlichkeit des Komposteinsatzes passen. Bislang zu wenig erforscht sind auch ökologische Effekte der Kompostanwendung, etwa die Wirkungen auf Biodiversität, Energieeffizienz und Treibhausgasflüsse. Und nicht zuletzt bei den Herstellern von Kompost bestehen noch technisch-technologische Probleme, in ausreichenden Mengen die Qualität bereitzustellen, die im ökologischen Landbau gefordert wird.

All das untersucht seit 2019 bis Ende 2022 das Projekt "ProBio" des TUM-Lehrstuhls für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme in Freising gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern wie den Öko-Anbauverbänden und der Gütegemeinschaft Kompost.
Am Naturlandbetrieb des Schloss Gut Obbach setzt Betriebsleiter Bernhard Schreyer schon länger Kompost ein, erklärt er: Von der Kompostierungsanlage in Gemünden-Wernfeld, die aus dem Inhalt der Biotonnen Kompost für den Öko-Landbau erzeugt, von Grüngutkompost aus Strauch- und Schnittmaterialien und von betriebseigenem Kompost aus den Schalen der Sonnenblumenkerne aus seiner Getreideanlage, Kleegras und Pferdemist.

Deren unterschiedliche Wirksamkeit auf Boden und Pflanzen begleitet die TU intensiv, sie nimmt immer wieder Proben zur Analyse oder verwendet auch mal ungewöhnliche Mittel. "Kompostversuche sind ja eine Herausforderung, weil sich die organischen Substanzen erst nach einigen Jahren auswirken", erläutert die Projektleiterin von ProBio, Dr. Lucie Chmeliková. Um dennoch in kurzer Zeit Ergebnisse erzielen zu können, greift sie zu ungewöhnlichen Mitteln. "Wir haben Teebeutel in die Erde eingegraben", verrät sie, "Grünen Tee wegen der Blätter und Rooibos-Tee wegen des Holzanteils". Nach 90 Tagen wurde begutachtet, wie aktiv das Bodenleben ist.
Bodenleben wird unterstützt
Die Teebeutet wurden vorher und nachher genau eingewogen. Unterschiedlich schnell zersetzten sich die verschiedenen Substanzen. Deutlich sichtbar war, wie die Masse im Teebeutel abgebaut wurde und das Bodenleben unterstützt und lebendig wurde. Vor allem im Gegensatz zum kompostfreiem Feld wurde das deutlich: "Da war nichts los".
Je nach Ziel des Pflanzenbaues ist es wichtig zu wissen, "was im Kompost drin ist", wie Schreyer sagt. Es geht um den Eintrag von Stickstoff als natürlichen Dünger, um den Nährstoffausgleich, aber auch darum, dass organische Masse in den Boden gelangt: um den Humusaufbau. "Gerade beim Klimawandel ist das wichtig." Humus kann Wasser besser aufnehmen und speichern, ergänzt Lucie Chmeliková.
Den Landwirten, die gemeinsam mit Fachleuten bei einem Feldtag den Obbacher Versuchsacker begutachteten, war natürlich auch der Ertrag wichtig. Und ob der Kompost zu viele ungewollte Beikräutersamen aussät. "Das war nicht der Fall", so die Projektleiterin, "sondern nur die normale Ackerbegleitflora".
Fremdstoffe können zum Problem werden
Gefürchtete Fremdstoffe, etwa Plastik, konnten die Freisinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht entdecken. "Das Kompostwerk hat beste Maschinen zur Auslese, das wird dort vorbildlich gemacht", staunt die Projektleiterin. "Es gibt aber auch andere Produzenten."
Möglichst praxisnah sollen die Ergebnisse des Projekts sein: Wo findet der Landwirt das nächste Kompostwerk? Wie transportiert er den Naturdünger und bringt ihn aus? Wieviel Stickstoff darf laut Düngeverordnung aufs Feld?
Das Wichtigste ist für Öko-Landwirt Schreyer der Gedanke des Nährstoff-Kreislaufs. "Reststoffe dürfen nicht thermisch verwertet werden", lautet seine Überzeugung.