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Schönaich
Ungewöhnlich junger Kommandant: Jonas Geiling übernimmt Chefposten im Feuerwehr-Dorf Schönaich
Im 85-Seelen-Ort ist jeder Vierte in der Feuerwehr aktiv. Sie spielt nicht nur im Notfall eine wichtige Rolle. Wenn nötig, helfen alle mit. Das soll so bleiben.
Der neu gewählte Kommandant Jonas Geiling (Mitte) und sein Stellvertreter, Andreas Uri (links), bilden die Führungsspitze der Feuerwehr Schönaich. Der frühere Kommandant Martin Dürrfuß unterstützt, wo immer nötig.
Foto: Michael Mößlein | Der neu gewählte Kommandant Jonas Geiling (Mitte) und sein Stellvertreter, Andreas Uri (links), bilden die Führungsspitze der Feuerwehr Schönaich. Der frühere Kommandant Martin Dürrfuß unterstützt, wo immer nötig.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 23.02.2025 02:28 Uhr

Schönaich ist eine der kleinsten Ortschaften im Landkreis Schweinfurt. 85 Menschen leben dort. Das Feuerwehrhaus ist das Herz des Ortes. Nicht nur, weil es mittendrin steht. Die Feuerwehr spielt in Schönaich eine wichtige Rolle. Umso erfreulicher ist es, dass diese wieder einen Kommandanten hat.

Er heißt Jonas Geiling und ist mit Anfang 20 der jüngste Kommandant im Landkreis Schweinfurt. Auf ihn hört seit seiner Wahl Ende Oktober eine 18-köpfige Truppe. Die drei Mitglieder der Jugendfeuerwehr hinzugezählt, lässt sich feststellen: Ein Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner von Schönaich sind in der Feuerwehr.

Nicht nur auf dem Papier. Sie sind aktiv, üben regelmäßig, bilden sich fort. "Unsere Ausbildung ist für eine kleine Ortswehr sehr hochwertig", sagt Andreas Uri (37), der seit Ende 2016 stellvertretender Kommandant der Ortswehr ist und bei der jüngsten Wahl im Amt bestätigt wurde.

Drei Feuerwehren arbeiten zusammen

Mit einem Tragkraftspritzenanhänger und einer Schlauchhaspel ist die Ausrüstung der Feuerwehr übersichtlich. Dennoch gelingt es den Kommandanten, die Motivation der Truppe hoch zu halten. Das liegt auch daran, dass die Schönaicher regelmäßig mit den Wehren aus Breitbach und Siegendorf und deren Equipment üben. Die drei Wehren werden auch gemeinsam zu Einsätzen alarmiert. Das funktioniere gut, sagen Geiling und Uri.

Jonas Geiling ist seit Ende 2024 Kommandant der Feuerwehr Schönaich. Er ist der jüngste Kommandant im Landkreis Schweinfurt.
Foto: Michael Mößlein | Jonas Geiling ist seit Ende 2024 Kommandant der Feuerwehr Schönaich. Er ist der jüngste Kommandant im Landkreis Schweinfurt.

An die Zeit des Wartens bis zur Wahl des neuen Kommandanten erinnern sich die beiden ungern. Der Wahltermin war seit über einem Jahr überfällig. Auch deshalb hatte Geilings Vorgänger, Andreas Heckel, sein Amt abgegeben. Doch die Gemeinde, die eine Kommandantenwahl einberufen muss, habe sich nur schwerfällig bewegt. So sehen das die Verantwortlichen in Schönaich.

Im Hintergrund habe es Pläne der Gemeinde gegeben, die Wehren Schönaich, Breitbach und Siegendorf unter dem Kommando eines federführenden Kommandanten zusammenzufassen. Doch so gut die Wehren miteinander harmonieren: Für einen solchen Posten, verbunden mit dem Zuwachs an Aufgaben und Verantwortung, fand sich niemand, sagen Uri und Martin Dürrfuß, der zwölf Jahre lang, bis zum Jahr 2017, Schönaicher Kommandant war.

Für Aufgabe bestens gerüstet

Umso erfreulicher sei es, dass mit Jonas Geiling einer der Jüngsten in den eigenen Reihen bereit war, Kommandant zu werden. "Jonas ist mehr als geeignet für das Amt", sagt dessen Stellvertreter Uri. Sein junges Alter spielt dabei aus Sicht der Örtlichen keine Rolle.

Kreisbrandrat Holger Strunk bestätigte Geiling als Kommandant. Ein formaler, doch notwendiger Akt. Er freue sich, dass der Fortbestand der Ortswehr sichergestellt ist, erklärt Strunk gegenüber dieser Redaktion. Er habe keine Bedenken, dass Geiling dem Amt gewachsen sei. Dieser sei seit seinem 15. Lebensjahr bei der Jugendwehr und habe, seitdem er 18 Jahre alt und in der aktiven Wehr ist, wiederholt Führungsaufgaben bei Einsätzen übernommen. Vorgeschriebene Lehrgänge zum Gruppenführer und Leiter einer Feuerwehr werde er noch dieses Jahr besuchen.

Bei Unfällen auf der B 22, wie hier im Jahr 2019 an der Siegendorfer Kreuzung, ist die Hilfe der Feuerwehr immer wieder vonnöten.
Foto: Norbert Vollmann (Archivfoto) | Bei Unfällen auf der B 22, wie hier im Jahr 2019 an der Siegendorfer Kreuzung, ist die Hilfe der Feuerwehr immer wieder vonnöten.

Was Geiling wichtig ist: Er sei auf seinem neuen Posten keine Notlösung. Er habe sich nicht gezwungen gefühlt, als Kommandant zu kandidieren, weil sich sonst niemand dafür gefunden hat. "Ich mache das sehr gerne, das war mein eigener Wunsch", betont er.

Traumjob bei der Berufsfeuerwehr

Einst wollte er hauptberuflicher Feuerwehrmann werden. Dafür wird eine handwerkliche Ausbildung gefordert. Jetzt ist Geiling ausgelernter Zimmermann bei einer Firma in Oberspiesheim – und dieser Beruf gefällt ihm. So gut, dass er seinen ursprünglichen Traumberuf bei der Feuerwehr lieber im Ehrenamt als Kommandant verwirklichen möchte. "Ich bin damit wunschlos glücklich", sagt er. Dass sein Stellvertreter ihn bestens unterstützt, erleichtere ihm den Start gewaltig.

Die kleine Ortswehr ist nicht ständig bei Einsätzen gefordert. Doch etwa zehnmal im Jahr rückt sie ernstfallmäßig aus. Oft muss sie nach Unfällen auf der nahen B 22 helfen. Auch die Einsätze nach Unwettern nehmen zu.

Am 23. September 2018 haben Orkan-Böen schwere Schäden in Schönaich angerichtet. Beinahe jedes Anwesen im Ort war betroffen.
Foto: Martin Dürrfuß/Feuerwehr Schönaich (Archivfoto) | Am 23. September 2018 haben Orkan-Böen schwere Schäden in Schönaich angerichtet. Beinahe jedes Anwesen im Ort war betroffen.

Ein Einsatz überragt alles bisher Dagewesene: Am 23. September 2018 verwüsteten Orkan-Böen die Ortschaft. Quasi jedes Anwesen war betroffen. Auch am Haus von Geilings Familie war das Dach aufgerissen. Rund 140 Einsatzkräfte aus der Umgebung kamen nach Schönaich. Für die Ortswehr dauerte der Einsatz drei Wochen.

Ortskenntnisse sind nicht zu ersetzen

"Bei so etwas bist du anfangs auf dich allein gestellt. Jeder hilft mit", sagt der frühere Kommandant Dürrfuß. Allein deshalb, und wegen deren Ortskenntnisse, sei es wichtig, kleine Feuerwehren am Leben zu  halten, bestätigt Uri. In Schönaich sei dies mit der Wahl des Kommandanten gelungen.

Nicht nur bei Einsätzen helfen dort alle zusammen. Der Stellenwert, den die Feuerwehr im Ort hat, wird sich wieder beim Sommerfest zeigen. Am 2. August wird die Wehr als Ausrichter wieder über sich hinauswachsen – weil das ganze Dorf mit anpackt.

Mindestalter für Kommandantinnen und Kommandanten

Nach Auskunft des bayerischen Innenministeriums hat die Landesregierung eine Änderung des Bayerischen Feuerwehrgesetzes angestoßen. Ziel der Initiative, die das Kabinett und der Landtag nach Anhörung betroffener Verbände noch absegnen müssen, ist es, das geltende Mindestalter zu reduzieren.
Bisher muss eine Frau oder ein Mann ab einem Alter von 18 Jahren mindestens vier Jahre aktiven Feuerwehrdienst geleistet haben, bevor sie oder er zur Kommandantin oder zum Kommandanten gewählt werden darf. Daraus ergibt sich ein Mindestalter von 21 Jahren zum Zeitpunkt der Wahl. Die Regierung möchte die vierjährige Wartezeit gerne streichen, sodass das Amt ab 18 Jahren übernommen werden kann.
Die Regierung begründet dies mit demografischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die es schwieriger machten, Kandidaten für das Amt des Kommandanten zu finden.
Quelle: Innenministerium
 
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  • Norbert Vollmann
    Schönaich ist dort, wo nicht gejammert, geklagt und gestöhnt, sondern angepackt wird und Eigeninitiative in einem ganz kleinen Dorf ganz ganz groß geschrieben wird.
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