Überraschung am Nützelbach: Die etwas unorthodoxe Planung für das Neubaugebiet "Am Nützelbach III" ist vom Tisch. Noch im Mai war im Stadtrat ein Entwurf vorgestellt worden, bei dem mitten durch das geplante dritte Baugebiet am Nützelbach in Nord-Süd-Richtung ein rund 20 Meter breiter Streifen verlief, der nicht für eine Bebauung vorgesehen war. Dies ist jetzt schon wieder Geschichte, wie sich am Montagabend in der jüngsten Sitzung des Stadtrats herausstellte.
Das schmale private Feld sollte – wie ausführlich berichtet – unbeplant bleiben und weiterhin für eine landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehen. Denn: die Stadt und der auswärtige Eigentümer der Fläche hatten sich nicht auf einen Kauf einigen können. Man war offenbar am zu hohen aufgerufenen Kaufpreis gescheitert. Der Stadtrat hatte deshalb die durchaus wegweisende Grundsatzentscheidung getroffen, künftig nicht mehr allen überhöhten Forderungen von Grundeigentümern nachzukommen und auf die betreffende Fläche als Bauland verzichtet.
Öffentlichkeit wurde ausgeschlossen
Dies zeigte offenbar Wirkung. Denn das Blatt hat sich gewendet. Die Stadt und der Eigentümer des schmalen Streifens haben nun doch eine Einigung erzielt. Details des Deals unterliegen der Geheimhaltung. Kaum hatte am Montagabend die Sitzung begonnen, stellte Bürgermeister Thorsten Wozniak den Antrag, die Öffentlichkeit auszuschließen. Der Stadtrat kam dem einstimmig nach. Als Presse und Zuhörer den Saal verlassen hatten, informierte der Bürgermeister dann das Gremium über die neue Entwicklung.
Als die Öffentlichkeit wieder hergestellt wurde, gab Wozniak ganz allgemein ohne Details bekannt, dass bei den für eine Erschließung von "Am Nützelbach III" notwendigen Grundstücksgeschäften nun "alle Einigungen vorhanden" seien. "Schriftliche Zusagen liegen vor", sagte er. Dies sei "in vertrauensvollen Gesprächen und im respektvollen Miteinander" geschehen.
Der Streifen ist weg
Als dann der Planer Frank Braun vom Ingenieurbüro Planungsschmiede Braun den Entwurf des Bebauungsplans per Beamer an die Wand warf, war klar: Der 20 Meter breite private Streifen ist wieder verschwunden, das Gebiet wird nun, wie es von Anfang an im ersten Entwurf angedacht war, komplett überplant.
Der Bedarf an Bauplätzen in Gerolzhofen ist weiterhin sehr hoch. Das neue Baugebiet werde zeitig erwartet. Denn bei der Stadt gebe es eine Warteliste von rund 50 Bauwilligen, sagte Bürgermeister Wozniak. In jüngster Zeit stelle er allerdings auch ein zunehmendes Zögern bei den potenziellen Bauherren fest, hervorgerufen durch die Lieferprobleme bei Baumaterialien, durch die explodierende Inflation, die Energiepreis-Steigerungen und anziehende Darlehenszinsen.
Große und kleine Grundstücke
Die beiden Erschließungsstraßen von "Am Nützelbach II" werden nun einfach in Richtung Westen ins neue Gebiet verlängert. Beide Gebiete sollen den gleichen Stil haben, so Wozniak, damit sie später als zusammenhängend erkennbar sind. Auch die Verteilung von großen und kleinen Grundstücken, so Planer Frank Brauen, lehnt sich an "Am Nützelbach II" an: Im unteren Bereich an der Nordseite entlang des Bachs ist Platz für mehrere Mehrfamilienhäuser. Auf den rund 1200 Quadratmeter großen Grundstücken sollen jeweils sechs bis zehn Wohneinheiten möglich sein. Dann gibt es sowohl kleine Grundstücke in einer Größe von 366 bis 400 Quadratmetern als auch größere Flächen für das klassische Einfamilienhaus mit 700 bis 800 Quadratmetern.
In der Diskussion wurde deutlich, dass der Entwurf des Bebauungsplans noch in mehreren Punkten nachgeschärft werden soll, was laut Planer Braun aber jederzeit möglich ist. Thomas Vizl (Geo-net) regte unter anderem an, Photovoltaik zumindest auf den Dächern der Carports verpflichtend vorzuschreiben. Auch eine Regenwasserrückhaltung sollte Pflicht sein. Arnulf Koch (CSU) schlug vor, die Erschließungsstraßen so anzuordnen, dass es für später zumindest die Option gibt, westlich noch ein weiteres Baugebiet – es wäre dann "Am Nützelbach IV" – anzuschließen.
Für den kleinen Geldbeutel
Günter Iff (Freie Wähler) bezweifelte, dass auf einem Grundstück mit einer Grüße von 1200 Quadratmetern ein Mehrfamilienhaus mit bis zu zehn Wohneinheiten und 20 Parkplätzen Platz finden kann. Frank Braun sagte, Ziel der Planung sei es, hier eher kleinere Wohneinheiten mit vielleicht je 40 Quadratmetern zu ermöglichen. Für solche Single-Wohnungen gebe es in Gerolzhofen eine sehr hohe Nachfrage. Und dafür seien die 1200 Quadratmeter ausreichend.
Für die SPD-Fraktion freute sich 2. Bürgermeister Erich Servatius, dass es auch mehrere kleine Grundstücke geben soll für Menschen "mit einem kleinen Geldbeutel". Man solle auch die planerische Möglichkeit in Betracht ziehen, größere Grundstücke zu teilen, wenn es eine hohe Nachfrage nach kleineren Flächen geben wird.
In der abschließenden Abstimmung beschloss der Stadtrat bei drei Gegenstimmen aus der vierköpfigen Fraktion Geo-net mehrheitlich, den Entwurf des Bebauungsplans nun für die Öffentlichkeit auszulegen und die Träger öffentlicher Belange zu beteiligen. Danach kommt der Entwurf zur weiteren Diskussion und Überarbeitung wieder zurück in den Stadtrat.
wer nichts weiß, sollte keine Propagandatexte verfassen! ("Die wegweisende Grundsatzentscheidung des Stadtrats, künftig nicht mehr allen astronomischen Forderungen von Grundeigentümern nachzukommen, hat offenbar gefruchtet.")
Vielleicht wurden keine astronomischen Forderungen gestellt, oder liegen Ihnen hierzu belegbare Dokumente vor.
Beide Seiten haben unter Umständen Zugeständnisse gemacht, die vielleicht durch die Information von Entscheidungsträgern zu Stande kam.
kennen Sie den ursprünglich aufgerufenen Betrag des Grundstückseigentümers ?
Die Einordnung der konkreten Forderung als "astronomisch" sollte ja auf Basis einer konkreten Forderung stattfinden.