Mit circa 110 Kilometern pro Stunde rasen Marie Reinstein und Lisa DePhillips mit ihren Rennkarts über die Rennstrecke des Steigerwald-Motodrom in Gerolzhofen. Die Motoren heulen auf, wenn sie nach einer Kurve wieder beschleunigen. Die beiden wirken routiniert. Kein Wunder, denn sie sitzen schon seit ihrer Kindheit in Karts.

Reinstein fährt Kart seitdem sie sieben Jahre alt ist. Zuvor habe sie einige Jahre lang beim Seifenkistenrennen mitgemacht. "Das wurde mir aber irgendwann zu langsam und weil mein Papa hier in Gerolzhofen ehrenamtlich auf der Kartbahn arbeitet, habe ich das mal ausprobiert", erzählt die 19-Jährige.

Familiäre Bindung zum Verein

Ihr Vater, Marco Reinstein, ist seit 1986 im Verein "Motorsportvereinigung Gerolzhofen" aktiv und quasi auch ein bisschen dort aufgewachsen, weil schon sein Vater im Verein war. "Als kleiner Bub war ich ganz stolz, wenn ich auf Veranstaltungen die gelbe Fahne schwenken durfte", erzählt er. Mittlerweile ist er der zweite Vorsitzende.

Lesen Sie auch

Gerolzhofen

Rennsportfeeling auf der Kartbahn

Auch Lisa DePhillips, die seit ihrem zehnten Lebensjahr Kart fährt, kam über ihre Familie zu dem Motorsport. "Mein Papa ist Sportwart im Verein und nachdem mein Bruder angefangen hat, Kartslalom zu fahren, bin ich mit eingestiegen", erzählt die 32-Jährige. Marco Reinstein lacht und fügt hinzu: "Ich möchte fast sagen, man wird hier reingeboren." Und auch der aktive Kern des knapp 200 Mitglieder zählenden Vereins sei wie eine kleine Familie.

Der Reiz besteht im Adrenalin und darin, an die eigenen Grenzen zu gehen

Der familiäre Charakter  ist einer der Aspekte, der den Gerolzhöferinnen so am Kartsport gefällt. "Ich bin 32 und gehe immer noch mit meinem Papa Kart fahren. Er ist auch heute noch mein Mechaniker. Dass es so familiär zugeht, hat man in anderen Sportarten eher weniger", erklärt DePhillips. Und auch Marie Reinstein genieße es, ihrem Vater bei der Arbeit am Kart in der Werkstatt zu helfen.

Vor allem aber reizt sie das Adrenalin und über die eigenen Grenzen hinauszugehen. Denn Kartfahren sei auch ein Sport, bei dem man sich ausprobieren und weitermachen müsse, wenn etwas schiefgeht. Und das passiere immer wieder mal. "Wenn man zum Beispiel in der Kurve zu spät bremst, kann es schon mal vorkommen, dass man gegen die Reifen donnert", erzählt Marie Reinstein. Prellungen und blaue Flecken seien bei diesem Sport normal.

Lesen Sie auch

Motorsport

Besonderes Hobby: Warum drei Mädchen die Rennstrecke lieben

Dass aus ihrem Hobby einmal ein Beruf werden könnte sei aber eher unwahrscheinlich, denn für einen normalen Geldbeutel sei der Motorsport zu teuer. Marco Reinstein erklärt: "Alleine ein Kartrahmen kostet circa 4000 Euro, ein Motor nochmal um die 3000 Euro. Dann fehlen aber noch die Reifen und der Sprit. Da gehen einige Familienurlaube flöten, damit die Kinder Kart fahren können."

Auch nach jahrelanger Pause ging die Leidenschaft nie verloren

Trotz ihrer Leidenschaft für den Kartsport entschied sich Marie Reinstein Mitte 2019 dazu, eine Pause einzulegen. In dieser Zeit machte sie ihren Schulabschluss und wurde am Fuß operiert. Der Reiz am Kartfahren verschwand jedoch nie und wurde dieses Jahr wieder so groß, dass sie erneut zu Helm und Schutzanzug griff und bereits kurz nach ihrem Wiedereinstieg an einem Rennen teilnahm.

Auch Lisa DePhillips legte für knapp sechs Jahre eine Pause ein, da sie nach der Geburt ihrer Tochter nicht mehr genügend Zeit für das Hobby hatte. Als ihre Tochter fünf Jahre alt wurde, kaufte ihr Opa ihr ein Kart. "Dadurch hat's mich auch wieder gejuckt und ich dachte, dass wir das super zusammen machen können. Deshalb habe ich wieder angefangen", erzählt DePhillips.

Um auch denjenigen einen Sieg zu ermöglichen, die aus finanziellen oder technischen Gründen nicht die neuesten und schnellsten Karts haben, veranstaltet der Verein seit einiger Zeit Gleichmäßigkeitsrennen. Dabei geht es nicht um Schnelligkeit, sondern darum, in sieben Runden möglichst die gleiche Fahrzeit einzuhalten. "So besteht Chancengleichheit und wir können unabhängig vom Kart und der Leistung des Motors zusammen starten", erklärt Marco Reinstein.

So ein Gleichmäßigkeitsrennen wird auch am 16. September im Rahmen des "ADAC Kart Rookies Cup Süd" veranstaltet, der zum ersten Mal in Gerolzhofen stattfindet. Da sich der Cup jedoch vorrangig an Neu- oder Wiedereinsteigende richtet, nehmen DePhillips und Marie Reinstein nur am Gleichmäßigkeitsrennen ihres Vereins teil. Nächstes Jahr möchten beide aber noch weitere Rennen fahren.