
Mit diesem Ergebnis hatte ich nicht gerechnet. Klar, die Grundwasserspiegel sind nach vielen viel zu trockenen Jahren im Keller. Doch im Juni kam ganz ordentlich Wasser vom Himmel. Auch hatte erst drei Stunden vor der Tour mit dem Rad der Schnürlregen aufgehört. Im Marienbach in Schweinfurt floss auf Höhe der Fußgängerbrücke am Teilberg jedoch kaum Wasser in dem eingemauerten Rinnsal.
Absolut nichts bewegte sich im Zeller Bach vor und nach der gewaltigen Staumauer, die den Ort vor Hochwasser schützt. Selbst bei der oberen Marienbachquelle an der Holzwiese (Brönnhof, Nähe Hans-Knöfel-Hütte) hätte man bei dem Getröpfel nur mit Langmut einen Wasserbecher füllen können. Im Lauerbach im Tal zwischen Hambach und der Heeresstraße stand ich dann im komplett ausgetrockneten Bachbett, wo die Schuhe nicht schmutzig, sondern nur staubig wurden.

Andreas Kirchner, der beim Wasserwirtschaftsamt in Bad Kissingen für den Bereich der Stadt und des Landkreises Schweinfurt zuständig ist, spricht trotzdem von einer "etwas entspannteren" Lage, weil es im Juni mehr als erwartet geregnet hat. Für die Landwirtschaft seien die Niederschläge hervorragend gewesen, auch da es zumeist recht beständig geregnet und nicht nur geschüttet hat. Starkregen bringe der Natur nämlich nicht viel, weil das meiste Wasser dann nicht versickere, sondern über die Wasserläufe und auch durch die Kanäle schnell abfließe, sagt Kirchner.
Messungen zeigen, dass der Regen während des Sommers kein Grundwasser bildet. Verdunstung und Pflanzenwuchs nehmen das Wasser auf. Allerdings ziehe dann die Vegetation wenigstens kein Nass aus den oberen Grundwasserstockwerken, freut sich der Abteilungsleiter. Aufgefüllt wird das Grundwasser erst wieder im Herbst.

Die Aufzeichnungen des Amtes zeigen, dass der gefühlt viele Regen in der ersten Jahreshälfte 2020 so viel gar nicht war und von der Menge her klar unter der langjährigen Durchschnitt von 30 Jahren liegt. Bei den Grundwasserständen unterscheidet die Behörde in fünf Kategorien: sehr niedrig, niedrig, mittel, hoch und sehr hoch. Die Aufzeichnungen der letzten zehn Jahre weisen für die Schweinfurter Trockenplatte ausschließlich die beiden niedrigsten Einstufungen aus. Ausschläge nach unten zeigen vor allem die Trockenjahre 2003 und 2015. Ablesbar sind auch die Auswirkungen des Winter 2018/19, der in Sachen Niederschlag fast ein Totalausfall war.
Trinkwasser aus den unteren Stockwerken
Die einzelnen Grundwasser-Messstellen im Landkreis liefern recht unterschiedliche Ergebnisse, wofür weniger der Regen als die Beschaffenheit der Böden sorgt. Zusammengelegt und über Jahre beobachtet ergeben sie einen eindeutigen Trend: der Grundwasserspiegel sinkt. Geht der Grundwasserspiegel erst einmal unter das Niveau der Bachbettsohle, bleibt der Bach trocken, solange keine großen Wassermengen aus der Landschaft abfließen.
Beim Grundwasser unterscheidet die Fachbehörde zwischen den oberen und unteren Stockwerken, die getrennt beobachtet werden. Tauchen Schadstoffe in den oberen Stockwerken auf, muss schleunigst etwas dagegen getan werden, ehe diese in die unteren gelangen, die vorwiegend zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Es geht um die Qualität, aber auch um die Quantität. Schwächeln die oberen Stockwerke, führt dies beispielsweise zu Einschränkungen bei der Feldbewässerung, für die die tiefer liegenden natürlichen Speicher nicht angezapft werden.

Die Stadt Schweinfurt, die den weitaus größten Teil ihres Trinkwasser aus dem Flussbegleitwasser des Mains mit den Brunnen in und an den Wehranlagen gewinnt, hat anders als etwa Bereiche in und an den Haßbergen nicht mit Wasserknappheit zu kämpfen, weshalb aktuell eine große Wasserleitung nach Horhausen und weiter bis Wohnau gebaut wird. Verkaufen werden die Stadtwerke bald eine Million Kubikmeter Trinkwasser im Jahr. Dieser Maßnahme hat das Wasserwirtschaftsamt nicht nur zugestimmt: der Freistaat Bayern gibt sogar einen Zuschuss.

Durch Einsparungen beim Wasserverbrauch der Haushalte sowie der Industrie wurden Kapazitäten in der genannten Größenordnung frei. Beliebig mehr darf allerdings nicht gefördert werden, denn auch das Mainwasser fließt nicht unendlich. Das Gegenteil ist schon jetzt der Fall. Insbesondere im Sommer wird Wasser aus dem Süden (Donau-Main-Überleitung) über den Main-Donau-Kanal in den Norden geschickt – und zwar bis zu 15 Kubikmeter in der Sekunde.
Andreas Kirchner sieht den Bau der Wasserleitung als sehr positives Beispiel interkommunaler Daseinsvorsorge, die Gebiete mit erheblichem Wassermangel auf ein zweites Standbein stellt. Wünschen würde sich der Abteilungsleiter im Sinne der Versorgungsicherheit einen Verbund für ganz Unterfranken.