Im Laufe des Lebens erkrankt einer von 15 Männern und eine von 18 Frauen an Darmkrebs. Bei der Telefonaktion dieser Redaktion beantworteten sieben Ärzte die Fragen der Leser. Ein Anruf kostet weniger Überwindung, als der Gang in die Praxis. Dr. Joachim Müller nahm sich dafür zusammen Dr. Steffi Appelt, Dr. Sabine Leucht, Dr. Klaus Kosch, Dr. Markus Ewald, Prof. Dr. Stephan Kanzler und Prof. Dr. Jean-Michael Friedrich eine Stunde Zeit für diese Sprechstunde der besonderen Art. Diese Fragen zum Thema Darmkrebs und Vorsorgeuntersuchungen beantworteten sie dabei häufig:
Gesetzlich Krankenversicherte ab 50 Jahren steht ein Beratungsgespräch und ein jährlicher Test auf Blut im Stuhl zu. Ab dem 55. Lebensjahr sollte der Versicherte auch eine Darmspiegelung in Anspruch nehmen. War der Erstbefund unauffällig, wird die Darmspiegelung erst zehn Jahre später wieder von der Krankenkasse bezahlt. Sind bestimmte Risikofaktoren vorhanden, kann auch bereits vor dem 50. Lebensjahr eine Darmkrebsvorsorge sinnvoll sein.
Wer direkte Verwandte hat, die von Darmkrebs betroffen sind, hat ein erhöhtes Risiko selbst daran zu erkranken. Sind drei oder mehrere Familienmitglieder erkrankt und sind in der Familie zusätzlich noch andere Krebserkrankungen aufgetreten (Magen-, Eierstock-, Gebärmutter oder Harnleiterkrebs), liegt möglicherweise eine erbliche Form von Darmkrebs vor. Auch starkes Übergewicht oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung können die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs erhöhen.
Sichtbares Blut im Stuhl ist ein Symptom für Darmkrebs – kann aber viele Ursachen haben. Um die Ursache zu klären, sollten Betroffene einen Termin bei einem Gastroenterologen vereinbaren. Die Fachärzte des Verdauungstrakts sollte man auch aufsuchen, wenn sich der Stuhl auffällig verändert und sich zum Beispiel Durchfall und Verstopfung häufig abwechseln. Aber: Manche dieser Warnzeichen kommen erst sehr spät. Deshalb vorher handeln und auch ohne Beschwerden ab 55 Jahren die kostenlose Früherkennungs-Darmspiegelung nutzen.
Nein. Die Endoskope sind in den vergangenen Jahren dünner und flexibler geworden. Eine Spiegelung bereitet den Patienten deshalb heute keine Schmerzen mehr. Bei der sogenannten Koloskopie kann der Arzt mit einer kleinen Kamera den Dickdarm untersuchen und Auffälligkeiten frühzeitig erkennen. Außerdem dauert die Spiegelung nicht lange. Sie wird heute nahezu ausschließlich ambulant durchgeführt. Der Patient liegt während der circa 20 Minuten dauernden Untersuchung zugedeckt auf einer Liege. Auf Wunsch erhält er eine Beruhigungs- oder Kurzschlafspritze.
Eine relativ neue Diagnosemethode ist die virtuelle Darmspiegelung. Mit Hilfe eines Computertomographen kann der Arzt von außen ein Bild des Darminneren aufnehmen. Bei dieser Alternative zur klassischen Darmspiegelung muss der Darm vor der Untersuchung ebenfalls mit einer Reinigungslösung entleert werden, die der Patient trinken muss. Die Genauigkeit der Diagnosen ist mit beiden Verfahren ungefähr gleich hoch. Die virtuelle Darmspiegelung ist jedoch mit einer Strahlenbelastung verbunden und wird von Krankenkassen nur in Ausnahmefällen bezahlt.
Bei früher Erkennung liegen die Chancen für eine Heilung bei über 90 Prozent. Darüber hinaus bietet die Vorsorgedarmspiegelung die große Chance, dass gutartige Vorstufen erkannt und entfernt werden können und das Entstehen von Darmkrebs damit verhindert wird. In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Polypen. Diese Ausstülpungen der Darmschleimhaut können sich aber zu Tumoren entwickeln. Die bösartigen Polypen verursachen zunächst keine Beschwerden und können nur durch die Vorsorge rechtzeitig erkannt werden.