Im Juni war es so weit: Die Studierenden des Teams "Mainfranken Racing" von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) der Fakultät Maschinenbau enthüllten bei Sponsor und Gastgeber Schaeffler Technologies AG & Co. KG ihren neuen Rennwagen. In einem festlichen "Rollout" stellten die gut 40 Studierenden, die am Fahrzeugbau beteiligt waren, ihren zahlreichen Unterstützern aus der Schweinfurter Wirtschaft, speziell aus der Industrie, detailliert ihre Arbeit der letzten zwölf Monate vor.
"Es war wie immer eine Fertigstellung Spitz auf Knopf", erklärt der erste Vorstand von "Mainfranken Racing", Jan Röder, den Gästen. Unter ihnen Schweinfurts zweite Bürgermeister Sorya Lippert und FHWS-Professor Winfried Wilke sowie von der Firma Schaeffler Werkleiter Carsten Rheinsberg und Ausbildungsleiter Uwe Geisel.
Vor zwölf Jahren gründete sich der studentische Verein, um an dem im selben Jahr ins Leben gerufenen Konstruktionswettbewerb "Formula Student" unter der Schirmherrschaft des Vereins Deutscher Ingenieure teilnehmen zu können. Aufgabenstellung bei diesem Wettbewerb ist es, in Teamarbeit innerhalb eines Jahres einen einsitzigen Formel-Rennwagen zu konstruieren und unter Beachtung des wirtschaftlichen Aspekts des Automobilbaus zu fertigen. Die Anforderungen an das Rennfahrzeug sind in einem 130-seitigen Reglement festgelegt. Nach jeder Saison fangen die Studierenden wieder komplett bei Null an.
Beim aktuellen, dem 13. Fahrzeug, wurde einzig der Elektromotor zugekauft. Alle anderen Bauteile haben die Studierenden selbst gefertigt. Wichtig sei es vor allem, "sauber zu konstruieren", betont Röder. Alles sei genauestens geplant. Die vorhandenen Kompetenzen arbeiteten Hand in Hand.
Die Räumlichkeiten, in denen das Fahrzeug enthüllt wird, wirken erstmal unspektakulär, wie eine Werkstatt eben. Hier verbringen die Studierenden viele Stunden ihrer Freizeit, manche bis zu 40 Stunden pro Woche, um an dem großen gemeinsamen Projekt zu tüfteln. Im diesjährigen Wettbewerb war ein technologischer Schritt nach vorne nötig, verweist Röder auf den Monocoque aus Kohlefaserbaugruppen. Ein Monocoque ist ein einteiliger, aus flächigen Elementen gebauter, teils hohler Körper als Fahrzeuggestell. "Da tragen die Flächen die Kräfte. Früher waren es immer Stahlgitterrahmen." Laut Röder eine finanziell wie zeitlich aufwendige Konstruktion. "Dadurch konnten wir aber Gewicht sparen und durch eine erhöhte Steifigkeit die Fahrdynamik verbessern."
Ziel war es, den Fahrer tiefer in das Fahrzeug zu integrieren. Denn zum Saisonende muss sich die Qualität der Rennwagen-Konstruktion beweisen, wenn es gegen die anderen teilnehmenden Hochschulen in den eigenen Fahrzeugen auf die Rennstrecke geht. Diesen Sommer stehen Wettbewerbe in verschiedenen Disziplinen auf dem Hockenheimring sowie in Kroatien und Ungarn an. Die Ansprüche werden laut Röder von Jahr zu Jahr höher. Die nächste anstehende Herausforderung werde die Entwicklung eines Rennwagens sein, der fahrerlos auf die Strecke kann. Vielleicht schon in der kommenden Saison.
Im Vordergrund steht die praktische Erfahrung, die beim Bau des Rennwagens gesammelt werden kann. "Kein Elektrotechnikstudent entwickelt an der Hochschule ein Steuergerät. Bei uns machen die Studierenden das täglich", nennt Röder ein Beispiel und schwärmt: "Hier ist so viel Aktionismus dahinter." Und Erfindergeist. So haben die Studierenden zum Tempern (Erwärmen) der Kunststoffform für die Karosserie den dazu erforderlichen drei Kubikmeter großen Ofen selbst gebaut. "Aus Styropor, Holz und ein paar Glühbirnen", erzählt Röder stolz. Er wurde in der Garage eines Freundes aufgestellt. "Wir haben hier das Glück, dass wir viele fähige Studenten mit viel Zeit haben." Und nebenbei entstehen auch Kontakte und Freundschaften fürs Leben.