zurück
Schweinfurt
"Bei uns geht gar nichts mehr": Cyber-Attacke auf IT-Dienstleister legt auch Krankenkasse in Schweinfurt lahm
Der IT-Dienstleister Bitmarck hat nach einer Cyber-Attacke seine Kunden vom Netz genommen. 80 Krankenkassen in ganz Deutschland sind betroffen, auch die SKD BKK.
Ein erneuter Hackerangriff auf den System- und IT-Dienstleister Bitmarck hat viele Krankenkassen in Deutschland ausgebremst.
Foto: Silas Stein | Ein erneuter Hackerangriff auf den System- und IT-Dienstleister Bitmarck hat viele Krankenkassen in Deutschland ausgebremst.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:32 Uhr

"Bei uns geht gar nichts mehr", sagt Manfred Warmuth, Vorstand der SKD BKK Schweinfurt. Die Krankenkasse mit Sitz in Schweinfurt ist eine von etwa 80 gesetzlichen Krankenkassen in ganz Deutschland, bei denen an diesem Donnerstag Ausnahmezustand herrscht. Nichts geht mehr. Keine Einsicht in Daten von Versicherten, keine Bearbeitung, keine Auszahlung von Krankengeld.

Der Grund: eine Cyberattacke auf den System- und IT -Dienstleister Bitmarck. 96 Krankenkassen gibt es bundesweit, die meisten von ihnen sind Kunden von Bitmarck. Betroffen sind mit den Krankenkassen bundesweit rund 25 Millionen Versicherte.

Was passiert ist, teilt der Dienstleister auf einer "temporären Website" mit. "Bitmarck wehrt derzeit eine Cyberattacke ab", schreibt das Unternehmen. Offenbar laufen die Abwehr-Maßnahmen bei Bitmarck schon seit Montag, berichtet die "taz".

Zwangspause für die SKD BKK in Schweinfurt. Nach einem Angriff auf den System- und IT-Dienstleister Bitmarck mussten alle Systeme gekappt werden, sagt Manfred Warmuth, Vorstand der Krankenkasse in Schweinfurt.
Foto: Michael Endres | Zwangspause für die SKD BKK in Schweinfurt. Nach einem Angriff auf den System- und IT-Dienstleister Bitmarck mussten alle Systeme gekappt werden, sagt Manfred Warmuth, Vorstand der Krankenkasse in Schweinfurt.

Krankenkassen wie die SKD BKK in Schweinfurt warten ab

Vor allem die Krankenkassen sitzen auf Kohlen. Nachdem Frühwarnsysteme einen Angriff auf interne Systeme gemeldet hätten, habe Bitmarck einzelne Kunden und interne Systeme vom Netz genommen, heißt es auf der Website des Unternehmens.

Das hatte bereits im Januar Probleme mit einem Cyberangriff, schreibt die "taz". Damals hatte demnach ein Angreifer Datensätze gestohlen – zum Teil mit Versichertendaten.

Sind durch den Cyberangriff auf IT-Dienstleiter Bitmarck Daten von Versicherten abgeflossen?

Nach dem Stand der Analysen seien dieses Mal keine Daten von Kunden oder Versicherten betroffen oder abgeflossen, heißt es bei Bitmarck am Donnerstagnachmittag. Man bemühe sich um eine schnellstmögliche Wiederherstellung der Systeme.

Auf genau das hofft man auch bei den Krankenkassen wie der SKD BKK in Schweinfurt. "Das Abschalten der Systeme dient dem Schutz unserer Versicherten", sagt Vorstand Warmuth. "Bisher sind keine Daten abgeflossen, und das soll auch so bleiben." Allerdings führe diese Sicherheitsmaßnahme dazu, dass man – wie viele andere Krankenkassen auch – "derzeit unserem Tagesgeschäft nicht nachkommen" könne. 47.000 Menschen sind bei der SKD BKK versichert.

Krankenkasse SKD BKK ist nach der Cyberattacke per E-Mail gar nicht zu erreichen

Die SKD BKK sei per E-Mail gar nicht und telefonisch nur eigeschränkt erreichbar. Man bitte um Verständnis. Sobald die Systeme wieder einsatzbereit seien, "kümmern wir uns unverzüglich um die aufgelaufenen Anliegen", so Warmuth.

Dann ist es am Donnerstag Zeit bei der SKD in Schweinfurt für das nächste Meeting an diesem Ausnahmetag. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach soll dabei sein, sagt Manfred Warmuth. Offenbar wurde auch der Minister inzwischen eingeschaltet.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Katja Beringer
Gesetzliche Krankenkassen
IT-Dienstleister
SKD BKK
Versicherungskunden
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. S.
    Willkommen in der schönen neuen Welt der Clouds!
    Anstatt seine Daten im eigenen Unternehmen zu sichern, gibt man diese an Dienstleister ab, die gleich mehrere große Kunden betreuen. In dem Fall sind das Krankenkassen, weil das Unternehmen sich eben auf diese spezialisiert hat.
    Vorteil: Man spart interne IT-Kosten.
    Nachteil: Man ist nicht mehr der Herr über seine Daten!!!

    Jetzt bin ich mal ein angenommener professioneller Hacker:
    Wen greife ich da am lukrativsten an?
    Ein einzelnes Unternehmen, wie in dem Fall eine ganz bestimmte Krankenkasse? Oder ein Unternehmen, das in einer Cloud gleich 'zig Krankenkassen hostet?
    Da bekomme ich gleich dreißig, hundert, oder noch viel mehr Unternehmen zum Preis von einem.
    Dieser Hack hat jetzt eine "relativ" kleine Nische betroffen, weil die ja schon ziemlich spezialisiert sind.
    Doch ich warte täglich darauf, dass es jemandem gelingt, z.B. die AWS-, oder Google-Cloud zu hacken.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten