Etwa 170 Strommasten stehen schon in Bergrheinfeld. Jetzt sollen mit dem vom Bundestag beschlossenen Bau der Wechselstromleitung P43 noch einige hinzukommen. "Es reicht", sagt die örtliche Bürgerinitiative. "Die Gemeinde ist überaus belastet", erklärt Bürgermeister Ulrich Werner. "Wir sind an der Grenze zur Überlastung angelangt", meint auch Landrat Florian Töpper. Und für die Schwebheimer CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber stellt der Bau aller zusätzlich geplanten Leitungen eine "zusätzliche Belastung" für die Menschen dar.
Warum wehren sich Bürger und Politiker in der Region so heftig gegen den Bau der P43. Worin besteht eigentlich "die Belastung" für "den Bergrheinfelder"? Wir fragten nach bei den Gegnern des Stromtrassenbaus.
Für Bürgermeister Ulrich Werner ist es das Landschaftsbild, das mit jedem weiteren Strommasten zerstört wird. Die neu hinzukommende Trasse P43 werde quer durch die Bergrheinfelder Flur verlaufen. "Wo wir jetzt noch einen freien Blick zum Kreuzberg haben, stehen dann riesige Masten." Nur entlang des Mains könne der Spaziergänger noch ein unbelastetes Landschaftsbild genießen, habe dafür aber das stillgelegte Atomkraftwerk vor Augen, das wegen des verbleibenden Zwischenlagers Ängste wecke. Der Freizeit- und Erholungswert in der Bergrheinfelder Natur sei so gesehen "bescheiden".
P43 schränkt die Entwicklungsmöglichkeiten ein
Im bisherigen Prüfverfahren war auch eine Alternativtrasse P43mod vorgesehen, die gebündelt mit einer bestehenden Leitung vom Umspannwerk Dipperz in den Rhein-Main-Raum geführt worden wäre. Doch diese Alternative war 2019 von den Energieministern der Bundesländer verworfen worden. Das versteht Bürgermeister Ulrich nicht. Es werde immer mehr Landschaft verbraucht, anstatt sparsam mit den Ressourcen umzugehen. "Wir können doch nicht in kurzer Zeit alles zubauen", denkt er an nachfolgende Generationen. Außerdem schränke die neue P43 die Planungs- und Entwicklungsmöglichkeiten von Bergrheinfeld weiter ein.
Was den Bürgermeister vor allem aber ärgert, ist die Vorgehensweise. "Scheibchenweise" werde der Gemeinde immer mehr aufgebürdet: zuerst das neue Umspannwerk West, dann die riesige Konverterhalle, danach SuedLink und jetzt noch die P43. "Wenn man eine Kröte schluckt, werden drei nachgeschoben. Und die Argumente der Gemeinde interessieren die Politik nicht." Die einzige Politikerin, die sich in Berlin wirklich für die Region einsetze, sei Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber. "Die kämpft wie eine Löwin für uns."
Die Umwelt- und Klimapolitische Sprecherin der CSU hat im Bundestag gegen das neue Netzausbaugesetz gestimmt, "weil P43 die Trasse ist, die das Fass zum Überlaufen bringt". Die Region Bergrheinfeld sei als Netzknotenpunkt schon jetzt mit Masten aller Spannungsebenen besonders stark beansprucht. Der Bau aller zusätzlich geplanten Leitungen stelle eine weitere Einschränkung der Entwicklungsmöglichkeiten sowie eine zusätzliche Belastung der Menschen dar.
Den Stromnetzausbau lehnt Weisgerber grundsätzlich aber nicht ab, da sie ihn für die Energieversorgungssicherheit in Bayern auch im Hinblick auf den Ausstieg aus Kern- und Kohleenergie für erforderlich hält. Die Lasten sollten aber auf mehrere Schultern verteilt werden. In Sachen P43 seien die bereits 2015 festgelegte Zusagen zur Entlastung Unterfrankens leider nicht eingehalten worden.
"Es gibt natürlich einen Gewöhnungseffekt", räumt Bürgermeister Werner ein, dass die Bergrheinfelder sich im Lauf der Jahre mit den vielen Strommasten arrangiert haben. Aber es macht ihn wütend, dass die Netzausbauer genau auf diese Strategie setzen, getreu einer alten bäuerlichen Weisheit "den Misthaufen" lieber größer machen, als einen neuen anzulegen. Und außerdem empört den Rathauschef die geringe Sensibilität der politischen Entscheidungsträger. "Es wird einfach beschlossen und umgesetzt, anstatt die Bürger mitzunehmen."
In Landrat Florian Töpper haben die Bergrheinfelder ebenfalls einen Unterstützer gegen den Bau der Stromtrasse P43: "Wir sind bereits jetzt in unserer Region in Sachen überregionaler Stromnetzinfrastruktur an der Grenze zur Überlastung angelangt. Jede weitere Stromleitung belastet unsere Region, ohne uns einen Nutzen zu bringen." Der Landkreis wehre sich vor allem aber auch gegen einen "nach der Salamitaktik vorgenommenen Zubau von immer mehr Leitungen, Umspannwerken und Konverteranlagen". Töpper kritisiert insbesondere, "dass nicht mit offenen Karten dargelegt wird, was die Region in Zukunft an Lasten tragen soll".
Bergrheinfeld als Drehscheibe bei der Stromverteilung
Die neuen Stromtrassen sollen Strom von Nord nach Süd transportieren. Hintergrund ist hier ein durch die Übertragungsnetzbetreiber und die Bundesnetzagentur prophezeiter Strommangel im industriestarken Süddeutschland, der mit der Abschaltung der Kernkraftwerke entsteht und durch intensiven Zubau erneuerbarer Energien in Norddeutschland bzw. in der Nordsee ausgeglichen werden soll. Der dort entstehende Strom muss dann über weite Strecken mittels neuer Leitungen transportiert werden, da der Bestand nicht ausreicht. Die Region Bergrheinfeld soll dabei als Drehscheibe bei der Durchleitung und Verteilung des Stroms dienen.
"Für die energetische Versorgung im Landkreis Schweinfurt werden diese und auch andere der geplanten Leitungen nicht benötigt", sagt Landrat Töpper. Bei einem bedarfsgerechten Zubau erneuerbarer Energien in allen Regionen würden die bisherigen Leitungsnetze ausreichen. Im Landkreis Schweinfurt werde schon heute bilanziell mehr Strom erzeugt als benötigt.
"Null-Szenario" eingefordert
Der Landkreis hatte deshalb mehrfach von Bundeswirtschaftsminister Altmaier und der Bundesnetzagentur eingefordert, parallel zu den Netzausbauplanungen ein alternatives "Null-Szenario" zu erstellen. Es sollte aufzeigen, wieviel erneuerbare Energieerzeugung in den jeweiligen Regionen notwendig wäre, ohne dass neue Leitungen quer durch Deutschland gebaut werden müssten. "Leider haben wir bis heute keinerlei Antworten erhalten", so Töpper.
Seit fünf Jahren kämpft auch die Bürgerinitiative (BI) "Bergrheinfeld sagt NEIN" gegen die Trassen. Sie ist generell gegen einen "weiteren, übermäßigen Ausbau der Energienetze", hält diesen nicht für nötig und will verhindern, dass die Region zum zentralen Umschlagplatz bei der Verteilung des Stroms wird. "Das macht uns angreifbar für Terroranschläge, und das macht uns Sorgen", begründet Vorsitzender Norbert Kolb.
Die Hauptbelastung durch den Netzausbau sieht die BI für den Geldbeutel der Bürger. "Der Strompreis wird steigen", prognostiziert Stellvertretender Vorsitzender Matthias Göbel, "Strom wird zum Luxusgut werden." Und der Wertverlust für die betroffenen Grundstücke sei noch gar nicht kalkulierbar.
Und dann gibt es noch die "gefühlte Belastung" durch die vielen Stromleitungen. BI-Vorsitzender Kolb beschreibt es so: "Wenn man im Umfeld von Konverter und Umspannwerk spazieren geht, dann fühlt man sich nicht wohl." Diesem Unwohlsein ist die Bürgerinitiative mit einem Experiment auf den Grund gegangen. BI-Mitglied Christian Göb hat sich mit einer Leuchtstoffröhre unter die Hochspannungsleitungen gestellt, und die Röhre hat sich von alleine angeschaltet. "Das sollte doch jeden darauf hinweisen, welche Gefahr von den Anlagen ausgehen", meint Kolb. Nicht nur für Menschen, sondern auch für Umwelt und Tiere.
auf der Gemarkung von Bergrheinfeld stehen?
Ich glaube nicht das Bergrheinfeld ganz alleine für das gesamtgesellschaftliche Wohl zuständig ist und sich schon mehr als genug
auf die Hinterläufe gestellt hat.
Ein durchsichtiges Schmierentheater ist das, was "unsere Anja" da abzieht.
Mir fehlen die Worte.
"Jeder scheißt ins Klo, aber niemand will die Kläranlage vor der Haustür."
Manchmal muss man einfach für gesamtgesellschaftliche Wohl den*******hinhalten, statt sich bockig auf die Hinterläufe zu stellen.