Nicht nur neue Stromleitungen wie SuedLink, P43 oder – ganz neu – P540 werden mit der Energiewende künftig in und durch den Landkreis Schweinfurt führen. Auch die bestehende 380-Kilovolt-Freileitung von Grafenrheinfeld nach Kupferzell im Landkreis Schwäbisch Hall muss verstärkt werden. Die Vorbereitungen dazu laufen längst, ab März werden wieder Kartierer auf den Feldern zu sehen sein.
Seit 1981 ist die 380.000-Volt-Leitung zwischen den Umspannwerken Grafenrheinfeld und Kupferzell in Betrieb, damals gebaut im Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk. Das ist mittlerweile abgeschaltet, der Rückbau läuft. Für die erneuerbaren Energien müssen die Leitungsnetze verstärkt werden.
Konkret heißt das bei der "wichtigen Versorgungs- und Transitleitung", zu den vorhandenen zwei Stromkreisen einen dritten hinzuzufügen, erklärt der Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Er ist zuständig für die 50 Kilometer-Strecke von Grafenrheinfeld bis Rittershausen im Landkreis Würzburg. Von dort bis Kupferzell übernimmt TransnetBW.
Unterhalb der zwei bestehenden Traversen wird halbseitig ein weiterer Querträger angebaut
Die Masten dieser Freileitung waren von Anfang an für vier Stromkreise ausgelegt. Für den neuen, dritten Stromkreis ist also Platz. Unterhalb der zwei bestehenden Traversen wird halbseitig ein weiterer Querträger angebaut, in den die neuen Leiterseile eingehängt werden. 23 Masten im Landkreis Schweinfurt müssen dafür auf dem Gebiet der Gemeinden Grafenrheinfeld, Bergrheinfeld, Waigolshausen und Werneck erweitert werden.
Die Stromleitung verläuft vom Umspannwerk auf dem Gelände des AKW Grafenrheinfeld über den Main und biegt danach nach Südwesten ab. Vorbei an Garstadt und Hergolshausen verläuft sie zwischen Waigolshausen und Theilheim Richtung der Landkreisgrenze zu Würzburg, zwischen den Orten Schwanfeld und Opferbaum hindurch.
Für das bundesländerübergreifende Projekt, das sogenannte Vorhaben 20 im Bundesbedarfsplangesetz, braucht es ein formelles Genehmigungsverfahren, wie bei einem ganz neuen Vorhaben. Dafür ist die Bundesnetzagentur zuständig, erklärt Tennet-Pressesprecher Markus Lieberknecht auf Anfrage der Redaktion.
Bereits 2019 wurden die Gemeinden informiert, 2020 das Planfeststellungsverfahren eröffnet. Im Mai und Juni 2022 waren alle circa 630 betroffenen Eigentümer zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Ein öffentlicher Erörterungstermin war im August 2023. Wenn der Planfeststellungbeschluss erfolgt ist und die Vorarbeiten erledigt sind, könnte eventuell 2025 Baubeginn sein, sagt Lieberknecht.
Voruntersuchungen gehen ab 1. März weiter
Schon im vergangenen Jahr wurden in einigen Gemarkungen Voruntersuchungen durchgeführt. Ab 1. März geht es weiter mit vorbereitenden Bodenkartierungen im Bereich der bestehenden Stromleitung. "Wir müssen um jeden Masten die Baustellenflächen einrichten", erklärt der Tennet-Sprecher. Auch für die Zuwegung dorthin, vor allem wenn sich die Masten in einem Acker befinden, muss gesichert sein, dass die Lkw fahren können. Mit einem normalen Autokran sollen die Traversen-Teile dann hochgehievt werden.
Bei der Bodenkundlichen Baubegleitung werden daher Bodenproben entnommen, mithilfe eines Erdbohrstocks oder einer Rammkernsondierung. Vor Ort werden sie ausgewertet und anschließend wieder verfüllt.
Großes Gewicht wird auf den Artenschutz gelegt, sei es für den Feldhamster, die Haselmaus oder Bodenbrüter. "Es sind derzeit so viele Bauprojekte am Laufen, dass es schwierig ist, Umweltplanungsfirmen zu bekommen", erklärt Lieberknecht, warum diese ökologischen Baubegleitungen mit Kartierung noch nicht abgeschlossen sind.
Die Verdachtsflächen des geschützten Feldhamsters, die es auf der Stromtrasse gibt, müssen verifiziert werden. Ein zehn Meter Puffer zu den Arbeitsflächen und Zuwegen der Masten ist nötig. Dazu werden die Flächen mit einem Artenschutzspürhund abgelaufen.
Bis zum September sollen die Begehungen und die Dokumentation dazu abgeschlossen sein.