Wie berichtet, hat das Bayerische Verkehrsministerium die Bayerische Eisenbahngesellschaft mit einem Gutachten beauftragt, um die mögliche Fahrgast-Auslastung einer reaktivierten Steigerwaldbahn zu ermitteln. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Mainfranken-Rhön mit der Kreisgruppen Kitzingen und Schweinfurt, hat jetzt eine über 20 Seiten starke "Handreichung für Bürgermeister, Gemeinderäte und Kreisräte" entlang der Trasse der Steigerwaldbahn zusammengestellt. Optisch ansprechend gestaltet sind dort "Informationen zu rechtlichen, finanziellen und politischen Fragen im Zusammenhang mit der Reaktivierung der Steigerwaldbahn" zusammengefasst.
Nachdem sich in jüngster Zeit wichtige Rahmenbedingungen zugunsten der Gemeinden geändert hätten, sei es angemessen, noch einmal "neu und unvoreingenommen" auf dieses Thema zu schauen, so der VCD. Die Stoffsammlung ist auch gedacht für Kommunalpolitiker längs der Strecke, von denen nicht wenige nach der Kommunalwahl neu im Amt sind.
Auf die Handreichung des VCD reagiert das Abgeordnetenbüro von Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) mit einer ebenfalls umfangreichen "Gegenüberstellung". Verantwortlich dafür ist Gerhard Schmitt, der ehemalige CSU-Bezirksgeschäftsführer. Das Papier des Verkehrsclub Deutschland enthalte "eine ganze Reihe von nicht haltbaren Informationen, die so nicht stehen bleiben können". Wichtig sei es, bei der momentanen Diskussion um die Steigerwaldbahn nur "belastbare Fakten ins Spiel zu bringen, die auch einer neutralen Überprüfung standhalten", schreibt Schmitt.
Ausdünnung des Bahnbetriebs
In einem kurzen Abriss über die Geschichte der Bahnstrecke schreibt der VCD, dass der Bahnbetrieb ab den 1970er-Jahren zunehmend ausgedünnt wurde. Die Fahrgäste seien deshalb gezwungen gewesen, auf die inzwischen regelmäßig fahrenden Busse und das eigene Auto auszuweichen. Dies sieht Gerhard Schmitt anders: "Die Ausdünnung des Bahnbetriebs erfolgte damals nicht gegen den Willen zahlloser Bahnreisender, sondern weil die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung und der zunehmende Wunsch nach Flexibilität die Menschen auf das Auto umstiegen ließ." Der Personen- und der Güterverkehr auf der Bahnlinie sei nur wegen der fehlenden Nachfrage eingestellt worden, Schmitt.
Anschluss an den Bahnhof Kitzingen
Der VCD beleuchtet in seiner Handreichung auch die Problematik, dass durch die Entwidmung der Bahnlinie auf der Gemarkung der Stadt Kitzingen am südlichen Ende der Strecke eine Lücke entstanden ist. Betont wird aber, dass die Strecke "bis auf die ersten drei Kilometer auf Kitzinger Stadtgebiet" nach wie vor als Eisenbahnstrecke gewidmet ist. Dies bedeute: "Um den notwendigen Lückenschluss von Großlangheim an den Kitzinger Bahnhof wiederherzustellen, muss ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden. Es wäre gutachterlich zu prüfen, ob ein Brückenneubau über den Main nötig ist oder die bereits bestehende Nordbrücke von der Bahn mitgenutzt werden kann."
Gerhard Schmitt vertritt die Meinung, dass man nicht nur die drei Kilometer zwischen Großlangheim und Etwashausen betrachten müsse. "Die Entfernung zwischen der noch als Bahnstrecke gewidmeten Steigerwaldbahn-Trasse bei Großlangheim und dem Bahnhof Kitzingen beträgt sechs Kilometer." Wenn man auf der nicht mehr vorhandenen Strecke tatsächlich wieder einen Zug fahren lassen will, brauche es – wie auch der VCD schreibt – ein Planfeststellungsverfahren. Dies sei allerdings sehr langwierig. Außerdem gebe es erheblichen Widerstand der Stadt Kitzingen gegen einen kompletten Neubau einer Eisenbahnstrecke mitten durch die Stadt. Für Schmitt ist zudem unstrittig, dass für eine Neubautrasse auch der Neubau einer Eisenbahnbrücke in Kitzingen "unabdingbar" sei.
Nutzung des Nebengleises im Technologiepark?
Weil die Bahnstrecke ab Großlangheim nach dem Verkauf an eine Verwertungsfirma bereits abgebaut ist, sieht der VCD eine alternative Möglichkeit, die noch bestehenden Schienen auf dem ehemaligen US-Militärgelände im jetzigen Technologiepark zu nutzen. Der VCD schreibt: "Denkbar ist auch die Verschwenkung der Trasse in den conneKT-Technologiepark hinein, wobei der ehemalige Gleisanschluss zum Teil genutzt werden kann." Dieser Idee erteilt das Abgeordnetenbüro von Gerhard Eck eine klare Abfuhr. Die Variante mit dem Nebengleis scheide aus, "weil auch diese Strecke seit dem 20. Juli 2020 entwidmet ist und als Bahnstrecke rechtlich nicht mehr existiert. Auch hier müsste erst ein neues Planfeststellungsverfahren beantragt werden."
Bahnlinie und Buslinien
Der VCD erläutert in seinem Papier auch die Auswirkungen, die eine Reaktivierung der Bahn auf den Busverkehr parallel zur Strecke hätte: Der bisherige Busverkehr auf den Linien 8160 und 8150 müsste gemäß den Reaktivierungskriterien der Bayerischen Eisenbahngesellschaft durch die Bahn ersetzt werden. Die dadurch frei werdenden Finanzmittel könnten aber vom Landkreis für die Verbesserung der ÖPNV-Anbindung derjenigen Gemeinden genutzt werden, die im Einzugsbereich der Bahn liegen. Die Schweinfurter Stadtbuslinien, die auch nach Sennfeld und Gochsheim verkehren, würden zudem uneingeschränkt weiterbetrieben werden.
Gerhard Schmitt gibt aber zu Bedenken, dass alleine die Einstellung der Buslinie 8160 (von Oberschwarzach über Gerolzhofen nach Schweinfurt) den Verlust von zahlreichen Bus-Haltestellen mitten in den Dörfern bedeuten würde. Es würden zudem 17 Haltestellen alleine im Schweinfurter Stadtgebiet entfallen, die bisher bequem mit der Linie 8160 zu erreichen sind. "Vor diesem Hintergrund von einer Verbesserung zu sprechen, bedarf der Erläuterung."
Neue Bahnhöfe entlang der Strecke
Der VCD legt in seiner Handreichung die Vorteile dar, die seiner Ansicht nach entstehen, wenn entlang der reaktivierten Strecke neue Haltestellen entstehen. "Die Gestaltung des Bahnhofsumfelds bietet die Möglichkeit, den Bahnhof zu einem Mittelpunkt der Gemeindeentwicklung und zu einem Ort der Begegnung zu machen mit Geschäften, Bäckerei/Café, Parkplätzen sowie Ladepunkten und Mietstationen, zum Beispiel für E–Fahrzeuge, Fahrradständern und abschließbaren Fahrradboxen, einem Infopunkt mit der Präsentation der Gemeinde, von touristischen Angeboten und Gastronomiebetrieben etc. – kurzum: eine Mobilitätsstation, die auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zugeschnitten ist."
Gerhard Schmitt hingegen sieht dies weniger euphorisch. Es sei zu bezweifeln, dass nur wegen eines künftigen Haltepunkts der Steigerwaldbahn sich plötzlich in den Gemeinden Aktivitäten entwickeln, die es nicht schon heute gäbe – "wenn sie Sinn machen würden und sich Betreiber dafür finden ließen."
Eine Fortsetzung folgt.
Die Frage, wem sein Widerstand gegen die Reaktivierung der Steigerwaldbahn letzten Endes nutzt, ist nach wie vor offen. Auf eine schlüssige Antwort werden wir vergeblich warten.
Was der VCD in seiner Broschüre übrigens noch garnicht erwähnt: Der Bundesverkehrswegeplan sieht zukünftig eine Neubaustrecke Würzburg-Nürnberg vor, entlang der A3. Die Steigerwaldbahn könnte hier bei Kleinlangheim einen interessanten Umsteigeknoten darstellen, falls dort ein schneller Regioverkehr wie der München-Nürnberg-Express aufgezogen würde.
Es wurde bislang übersehen, dass zu den Befürwortern auch die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer gehören. Beide Institutionen sind keine"Nobodies", sondern wichtige Wahrer wirtschaftlicher Interessen der Industrie, des Handels und des Handwerks in ihrem Einzugsbereich!
Herr Eck (und auch sein GhostwriterSchmitt): Wie lange wollen Sie die Vertreter der IHK und der HwK eigentlich noch desavouieren?
Und selbst wenn es dieses Projekt nicht in Serie schafft, vielleicht ein Anderes. Deshalb fände ich es sehr schade wenn die Schiene enteignet wird.
das ist die Transparenz die die Gegner und die Herren Eck und Schmitt vermissen lassen. Viel schreiben, dabei sehr große Fehler machen und dann auf etwas sachlich und fachlich geschriebenes so zu antworten, ja das ist schon einen ,,Asbach Uralt" wert Herr Eck und Herr Schmitt. Ein Prost ääh Tost auf die beiden. 🍻
Wie Demokratie und Transparenz läuft, das zeigt der VCD!
DAS IST EIN GANZ ANDERES KALIBER !
Aber in der Potenzialprognose wird diese moderne Variante nicht untersucht, sondern nur die altmodische über 100 Jahre alte - im innovativen Freistaat!
Wir werden derzeit von Ostdeutschland abgehängt!
Mit viel mehr Nebenbahnen & Straßenbahnen modernster Art. Der Kitzinger OB sollte sich Ilmenau ansehen: dort fährt eine Nebenbahn mitten durch einen Industriepark, mit Bahnhof zwischen zwei Bürohäusern, mit Verbindungsbrücke über die Gleise. 2028 sollen in Südthüringen nur noch Wasserstoffzüge verkehren. Wir verlieren den Anschluss!
Die einstmals innovative CSU wird hier altbacken und kann von einem Bundesland mit einem linken MP lernen - wer hätte das gedacht?
Sie sprechen mir aus der Seele!
Wer nicht glaubt, dass das Karlsruher Modell funktioniert, soll einfach mal hinfahren und sich das Ganze vor Ort, live und in Farbe anschauen.
Mehr muss dazu nicht gesagt werden.
Herr Eck und Schmitt haBen nur in wenigen Punkten ein Argument. Wenn es 3 sind ist es viel. Sonst fehlt da gänzlich das nötige Wissen. Aber schreien konnten die Herrschaften schon immer gut. Geht es um die Wurst, Verwandschaftsaffäre etc., ja dann ääh bin nicht erreichbar oder alles nur Fake News. Mit anderen Worten es geht umfasst fränkisch gesööt, den berümte Gääsgrobe no!
Zu Thüringen, ja Thüringen War doch schon immer das Land der Dichter und Denker! Warum Herr Eck und Herren Schmitt?
Ja dort reaktiviert man!
Warum?
Weil man nachdenkt und am Puls der Zeit, bzw. am Ohr des Bürgers ist.
Ist man ehrlich, so weis man Thüringen und Regionen sind Bevölkerungstechnisch als aus Wirtschaftlich schwächer aufgestellt als Bayern. Das ist die Wahrheit, oder etwa nicht?
Ilmenau lieber Andy25, ist ein Topp Beispiel! Maroder Bahnhof eine Uni und Denker. Was geschieht.? Genau man denkt nicht quer Nein Zweck und und Zukunftstechnisch.
Warum? DIn Fortsetzung folgt!
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Ein Hoch auf Herrn Ramelow sowie Thüringen.
Dort kann man sich nicht nur eine, sondern gleich mehrere Scheiben abschneiden!
CSU Unterfranken anno 2020!
In Eck oder der CSU hat man einen Gegner gefunden, der personifiziert wurde. Sachargumente will man nicht hören! Wer nicht dafür ist wird filetiert und mit Halbwissen zugeworfen.
Wie denken den die Bürger (außer die „grün denkenden“ ideologisch geprägten und beeinflussten Befürworter) entlang den Strecken oder in den Orten wo die Buslinien gefährdet wären?
Außer den vehementen Befürwortern ist doch der allgemeine Bürgerwille gar nicht da?
Alternativen werden nicht mal in Erwägubg gezogen oder auch mal weitergedacht!
Das zeigt doch ganz klar, dass es in der Tat nur eine zukunftsfähige Partei gibt und dass man mehr solche standhaften Politiker bräuchte!
Warum hält man nicht mal die Füße Stil und wartet das Gutachten oder Machbarkeitsstudien ab? Warum nicht mal über den Tellerrand raus schauen?