Der aus Gerolzhofen stammende Kirchenmusiker Prof. Steffen Schreyer hat eine neue Aufgabe übernommen: Der bisherige Direktor des Konstanzer Münsterchors ist zum Jahreswechsel an den Dom zu Essen gewechselt. Schreyer übernimmt dort als Domkapellmeister die Koordination der Chöre an der Kathedralkirche und wird am Dom selbst vier Chöre leiten: den Mädchenchor, den Domchor, das von ihm in Essen neu gegründete Ensemble "Capella cathedralis" und den von ihm bereits 2015 in Konstanz ins Leben gerufenen Frauenchor "VoiceMix".
Das Essener Domkapitel hatte sich nach einem aufwendigen Bewerbungsverfahren für Schreyer entschieden, der in den vergangenen elf Jahren als Münsterchordirektor in Konstanz tätig war. "Mit Steffen Schreyer erhalten wir einen hervorragenden Kirchenmusiker und Dirigenten", wird Dompropst Thomas Zander im Pressedienst des Bistums Essen zitiert. Schreyer werde "die erfolgreiche Arbeit mit dem Mädchenchor am Essener Dom fortsetzen und ebenso den Domchor leiten und weiter aufbauen", so Zander.
Ausbildung in Schweden
Der 1968 in Gerolzhofen geborene Schreyer studierte Kirchenmusik und Konzertfach Orgel in Regensburg und München. 1989 gründete er in seiner Heimatstadt den Kammerchor "Motettus ecclesiae", mit dem er in Bayern in Erscheinung trat. Das Fach Chordirigieren vertiefte er durch ein Meisterklassenstudium in Stockholm und wurde dort zu seinem Abschluss für außergewöhnliche Leistungen als erster Dirigierabsolvent überhaupt mit dem "Belöningsjeton", der Medaille der Musikalischen Akademie, ausgezeichnet.
Seine hauptberufliche Karriere begann Schreyer von 1995 bis 2001 als Dommusiker an der schwedischen Domkirche St. Erich, der Kathedrale des Bistums Stockholm. Danach wirkte er von 2001 bis 2007 als Professor an der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik St. Gregorius in Aachen. Im Jahr 2009 wurde Schreyer dann als Kirchenmusikdirektor an das Konstanzer Münster berufen.
Die große Leidenschaft
"Das Dirigieren war schon immer meine große Leidenschaft", sagt Steffen Schreyer im Gespräch mit dieser Redaktion. Und obwohl er auch ein ausgezeichneter Organist ist, hat er sich – zumindest im Berufsleben – nahezu gänzlich von der Orgel verabschiedet, um sich ganz dem Dirigieren zu widmen. "Man muss einen Schwerpunkt setzen." An die Orgel setzt er sich nur noch zu privaten Anlässen.
Wesentlicher Schwerpunkt Schreyers Arbeit ist das Musizieren mit Kindern und Jugendlichen. So führte der Gerolzhöfer seine Ensembles am Konstanzer Münster binnen kurzer Zeit zu hohen Ehrungen bei Chorwettbewerben, wie dem Deutschen Chorwettbewerb in Weimar 2014, dem Landeschorwettbewerb 2017 und dem Deutschen Chorwettbewerb Freiburg 2018. Auch beim Singen mit Erwachsenen zählt Schreyer zu den profilierten Chorleitern. So war er Chefdirigent des Slowenischen Kammerchores und konzertiert weiterhin noch mit seinem Profi-Ensemble, den "Europäischen Vokalsolisten".
Professor für Chorleitung
Sein Wissen und seine Begeisterung für die Chormusik gab Steffen Schreyer über viele Jahre als Professor für Chordirigieren weiter. In diesem Fach wirkte er an der Aachener Kirchenmusikhochschule "Gregoriushaus" und an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Außerdem leitete er ab 2010 zehn Jahre lang eine Chorleitungsklasse an der Freiburger Musikhochschule. Absolventen seiner Klassen sind Preisträger von Dirigierwettbewerben und arbeiten inzwischen deutschlandweit als Kirchenmusiker auf hervorgehobenen Stellen.
In der Vergangenheit gastierte Steffen Schreyer schon mehrfach mit seinen Ensembles in Gerolzhofen. Das Oktett "VoiceMix" trat erst im vergangenen Oktober im Steigerwalddom auf.