Denken Sie an erstklassige Artistik. Jetzt! Denken Sie an fantastische Performancekunst. Jetzt! Denken Sie an unglaubliche Magie. Jetzt! Am Ende dieses Artikels, werde ich Ihnen sagen, an was genau Sie gedacht haben.
Welch' großartiger Abend. Staunen ist Programm, Verzauberung die Wirkung, Gänsehaut das Erlebnis. Dirk Denzer nennt es ein erstmaliges Experiment – die Verbindung von Spiritualität und Varieté bei der fünften Premierenshow des Internationalen Varietéfestivals am Donnerstagabend. Es ist der Versuch, mit Artistik, Performance, Akrobatik, Magie und Live-Musik die Sinnfragen des Lebens zu beantworten und die „Träume der Seele“ zu offenbaren. „Hören Sie zu, schauen Sie hin“, war Denzers Einladung an das Publikum im restlos ausverkauften Varieté-Zelt.
Vollendete Form der Sinnlichkeit
Er ist das Symbol der Perfektion und Einheit, das Symbol für das Ganze – der Kreis. Und sein räumliches Paar, Das Duo Cyr Wheel, die vollendete Form der Sinnlichkeit. Die Reifen-Akrobatik der beiden Künstler erzählt die Geschichte zweier Liebenden, die um die Vorherrschaft über ein Rad und vor allem über sich selbst kämpfen. Eine außergewöhnliche Darbietung voller Anmut, Lust und Sinnlichkeit.
Denken Sie an Liebe, an Hingabe, an Vertrauen – und Sie sehen das Duo Passion mit einer emotionsgeladenen Partnerakrobatik. Die equilibristisch-choreografische Darbietung ist Passion pur, ein Wechselspiel zwischen Sinnlichkeit und kraftvollen Hebungen, große artistische Balancekunst. Untermalt wird der Augenblick der Leidenschaft von melancholischen Geigentönen.
Live-Musik begleitet die Performance
Und was für Musik. Denken Sie an Gebet, an Meditation, an Gott – und Sie hören Alexandra Marisa Wilcke. Ihre reine, klare Stimme berührt bis ins tiefste Innere. Wunderbare Klänge, die den Alltagsstress vergessen lassen. Live-Musik begleitet die Performance der Künstler. Gefühlvoll setzen der indische Percussionist Ravi Srinivasan, Keyboarder Christian Wencke und Dirk Denzer an der Gitarre die Artistik in Szene.
Dann der große Auftritt des Meisters der mentalen und magischen Fähigkeiten. Nicolai Friedrich kann nicht nur Gedanken lesen, er kann die Gedanken der Menschen auch beeinflussen. „Ha, ha, alles Hokuspokus“, glaubt eine Zuschauerin. Doch sie wird am Ende über die unerklärlichen Kunststücke staunen, die der Magier mit zufällig aus dem Publikum ausgewählten Menschen anstellt.
„Denken Sie an ein Tier. Jetzt!“ Gina denkt und der Magier nennt's: „Katze Peterle.“ Wow. Auch Geralds Gedanken kann er lesen und die ausgedachte PIN-Nummer korrekt zitieren. „Es ist die 4439.“ Dabei sind das alles noch Aufwärmübungen. Am Ende verschwindet die Seite 57 aus einem Buch, das Gina während der ganzen Show fest in den Händen hält.
Der 14-jährige Bruno erspürt mit seinem vom Meister beeinflussten Gedanken verborgene Gegenstände. Stefan kann seine Gedanken auf Renate übertragen und der große Meister seine spirituelle Energie aufs ganze Publikum, so dass durch Händereiben ein großer Glaskrug zerspringt. „Wie hat er das nur gemacht?“, ist die meist gehörte Frage in der Pause.
Programm des Staunens
Weiter geht es im Programm des Staunens mit Kelvin Kalvus, der Glaskugeln auf seinem Körper tanzen lässt. Das magische Spiel mit den fliegenden Kugeln, die scheinbar wie Magnete an der Haut heften, wird umhüllt von sphärischen Klängen und von der Tabla rhythmisch in Szene gesetzt. Die katzenhaften Bewegungen mit den kreisenden Kugeln sind Poesie des Körpers.
Staunen über Staunen – wie Magie erscheint es, wenn aus ganz banalen Dingen Träume geboren werden. Werner Buhl alias Bellowski beherrscht die Kunst, die Luft zu fangen. Seine Seifenblasenshow ist ein buntes, schillerndes Spiel mit Wasser, Seife und Luft im Universum auf der riesigen Bühnenleinwand. Planeten entstehen und verschwinden. Und plötzlich regnet es im ganzen Varieté-Zelt Seifenblasen herab – unglaubliches Staunen.
Akrobatische Höchstleistungen
Wasser ist auch das Element der Berliner Artistin Linda Sanders, die mit ästhetischen Bewegungen akrobatische Höchstleistungen auf und in einem gläsernen Wasserbecken vorführt. Wie ein Fisch gleitet sie durch das Nass, schnellt empor und taucht mit atemberaubendem Überschlag vom Beckenrand aus wieder ab. Ästhetik pur – selbst die spritzende Wasserfontäne formt sich zu einem künstlerischem Bogen. Getoppt wird diese vollendete Körperkunst nur noch von der nachfolgenden Reifenakrobatik unter der Zirkuskuppel. Das Publikum kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Weiter geht es mit Gänsehautartistik und dem Aufstieg der Vertikaltuch-Artistinnen Tanja und Katie in die „Sphären der Unendlichkeit“. Elfengleich schwingen sie sich an langen weißen Tüchern unter die Zirkuskuppel, hüllen sich dort ein wie in einen Kokon, entschlüpfen zu einem akrobatischen Tanz ins Scheinwerferlicht, um dann in abenteuerlichen Pirouetten wieder nach unten zu gleiten. Keine Frage, die Darbietung gehörte genauso wie die Handstand-Equilibristik des Ukrainers Anatoly Zalevsky zu den artistischen Höhepunkten des Abends.
Sinnlicher Fadentanz
Denken Sie an „Träume der Seele“, und Sie sehen Nataliya Nebrat mit ihrem sinnlichen Fadentanz. Denken Sie an fantastische Performance, und Sie sehen die Phoenix Firedancer aus Australien, die mit brennenden Stäben und Reifen das explosive Finale einläuten. Denken Sie an unglaubliche Magie, und Sie sehen die Traumgestalt „Kristalleon“, ein Harlekin im Spiegelkostüm, der schwebenden Gläsern zauberhafte Melodien entlockt, die der US-amerikanische Sänger James Caldwell mit dem Gospel „Amazing Grace“ krönt.
Am Ende (der Show) nun – wie versprochen – sage ich Ihnen, an was Sie gedacht haben bei erstklassiger Artistik, fantastischer Performancekunst und unglaublicher Magie: „Spirit Dreams“ – Dirk Denzers Varietéshow.