
Wenn man über den Fall des mittlerweile gekündigten früheren Theater- und Kulturamtsleiters der Stadt Schweinfurt nachdenkt, kommt einem der Schriftsteller Axel Hacke in den Sinn. Dessen Buch "Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen" sollte Pflichtlektüre für die Beteiligten werden.
Bis heute gibt es in der Verwaltung und im Stadtrat Personen, die die dem nun rechtskräftig verurteilten früheren Amtsleiter gemachten Untreue-Vorwürfe als Lappalie abtun und von einer Intrige gegen den Beschuldigten sprechen. Nun, man darf konstatieren: Die Vorwürfe waren wahr. Mit der Annahme des Strafbefehls und der fristlosen Kündigung durch die Stadt ist der Fall zunächst erledigt.
Doch es bleibt ein großes Aber. Es ist eben nicht "branchenüblich", mutmaßlich aus privatem Anlass mit jemandem Essen zu gehen, auf den Bewirtungsbeleg den Namen eines Geschäftspartners zu schreiben, der gar nicht dabei war und den Arbeitgeber bezahlen zu lassen. Das Strafmaß zeigt, dass die Staatsanwaltschaft und das Gericht das genauso sahen.
Der Imageschaden für die Stadt ist gewaltig
Der Imageschaden für die Stadt ist gewaltig. Gegenüber langjährigen kulturellen Geschäftspartnern ebenso wie innerhalb der Verwaltung. Es war ein schwerer Fehler, zunächst nur intern zu ermitteln und erst mehrere Monate später Oberbürgermeister Sebastian Remelé zu informieren. Erst danach wurde Anzeige erstattet und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Den Beschuldigten nicht bis zum Ende der Ermittlungen freizustellen, war der nächste Fehler. Die Aufarbeitung dieser Affäre ist kein Ruhmesblatt für den OB.
Eines ist klar: In Sachen Personalpolitik kann es für Sebastian Remelé kein weiter so geben. Und der Stadtrat muss sich fragen lassen, warum es nur wenige Mitglieder gibt, die wirklich auf öffentliche Aufklärung drängen – selbst in der Opposition.