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SCHWEINFURT
Stadtwerke: Das Klima war schon lange schlecht
Verbindung gekappt: Der bisherige Stadtwerke-Chef Thomas Stepputat (rechts) und Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Remelé bei Eröffnung der Stadtwerke-Kundencenters im Oktober 2013. Das Band zwischen ihnen ist endgültig durchtrennt – Stepputat wurde am Dienstag abberufen.
Foto: Stefan Sauer | Verbindung gekappt: Der bisherige Stadtwerke-Chef Thomas Stepputat (rechts) und Aufsichtsratsvorsitzender Sebastian Remelé bei Eröffnung der Stadtwerke-Kundencenters im Oktober 2013.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:42 Uhr

Offiziell ist es seit Dienstagabend: Thomas Stepputat ist nach nur vierjähriger Tätigkeit als Chef der Stadtwerke Schweinfurt von seinem Posten abberufen worden. So lautet der Beschluss des Aufsichtsrates. Laut Pressemitteilung der Stadt – Alleingesellschafter der Stadtwerke Schweinfurt – geschah dies, nachdem Stepputat seinen Vertrag über den Mai 2016 hinaus nicht verlängern wollte und die Stadt angesichts der erheblichen Kritik an dessen Mitarbeiterführung sowie seiner Vorstellungen zur strategischen Ausrichtung der Stadtwerke die Zusammenarbeit sofort beenden wollte.

Laut der Betriebsratsvorsitzenden Monika Herrmann hat Stepputat die 317 Köpfe große Belegschaft in „alte Welt“ und „neue Welt“ gespalten, sich zum Schluss kaum mehr um das Tagesgeschäft gekümmert, sondern nur noch Mitarbeiter zu sich zitiert und belehrt. Es sei ein Klima der Angst und Frustration entstanden.

Laut Anna Barbara Keck, Finanzreferentin und Pressesprecherin der Stadt, war ein wirtschaftlich gravierender Faktor für die Trennung der Umstand, dass der Geschäftsführer Investitionen in die Versorgungsnetze zurückgefahren habe mit möglichen negativen Folgen auf künftige Netzentgelte in Millionenhöhe. Darauf hatte ein mutiger Stadtwerke-Beschäftigter nach folgenlosen Gesprächen mit Stepputat die Stadtoberen aufmerksam gemacht.

Beide Gründe – das verheerend schlechte Klima in den Stadtwerken und die Vernachlässigung der Netzinvestitionen – waren laut Keck in gleichem Maß ausschlaggebend für Stepputats Abberufung zehn Monate vor Auslaufen seines Vertrages. Gekündigt habe man ihm nicht, um einen Arbeitsgerichtsprozess zu vermeiden, insbesondere mit Blick auf und zum Schutz der Mitarbeiter.

 

Laut der Betriebsratsvorsitzenden war die Stimmung im Betrieb unter Stepputat nur etwa ein Jahr lang ruhig und konstruktiv, „dann ist das gekippt“. Da habe der Chef angefangen, Mitarbeiter zu teilen in solche, die der „alten Welt“ verhaftet seien (langjährig Beschäftigte) und die der „neuen Welt“, die mit ihm gekommen seien: „Das hat zur Spaltung geführt, viele Mitarbeiter demotiviert und verängstigt.“ Auch einige Bereichsleiter hätten diesen Führungsstil mitgetragen und gepflegt.

Verheerend für Stepputat wie für die Stadtwerke als Arbeitgeber ist laut Herrmann die im Juli 2014 vom Betriebsrat in Auftrag gegebene Mitarbeiterbefragung ausgefallen: sehr schlechtes Betriebsklima im allgemeinen und miese Noten für Stepputat und einen seit Jahren in der Kritik stehenden Bereichsleiter im besonderen. Nach sicheren Informationen dieser Zeitung wurde der Stadtwerke-Chef mit Note 4 und der Prokurist mit einer 5 bewertet. Im November 2014 wurde das Ergebnis der Belegschaft vorgestellt. Ein halbes Jahr später hatte es der Aufsichtsrat noch immer nicht auf dem Tisch, obwohl einige seiner Mitglieder das weit früher gefordert hatten.

Das führte in den letzten Tagen zu erheblicher Kritik von Aufsichtsräten an Remelé. Der Vorwurf: Der OB habe sich noch in der April-Sitzung für eine Vertragsverlängerung Stepputats eingesetzt, ohne vorher das miserable Zeugnis der Mitarbeiterbefragung zu diskutieren und in die Entscheidung einzubeziehen.

Laut Keck habe jedoch erst die Dynamik der letzten zehn Wochen dazu geführt, dass Stadtwerke-Mitarbeiter das ganze Ausmaß der atmosphärischen und wirtschaftlichen Probleme berichtet hätten. Remelé ist in der Pressemitteilung zitiert, er sehe es als seine Pflicht an, ein gutes Betriebsklima zu gewährleisten, ausgebliebene Investitionen in die Netze sollten nachgeholt werden, und die Stadtwerke seien in erster Linie eine Einrichtung der Daseinsvorsorge für die Bürger und kein Wirtschaftsunternehmen, „bei dem das Gewinnstreben an erster Stelle steht“.

Mit der kommissarischen Geschäftsführung hat die Stadt die Prokuristen Jörg Sacher (Vertrieb) und Dirk Wapki (Kaufmännischer Service) beauftragt, wobei laut Keck alle wichtigen Entscheidungen vorher mit dem Alleingesellschafter – also der Stadt – abgesprochen werden müssten. Die Spitzenposition der Stadtwerke soll bundesweit ausgeschrieben werden. Keck hofft, „dass wir zum 1. Januar 2016 einen neuen Geschäftsführer haben“.

 
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