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Schweinfurt
Stadttauben in Not: Verwaltung hebt Fütterungsverbot nicht auf
Ein Eilantrag von Frank Firsching und Ulrike Schneider, den Stadttauben in der Coronakrise zu helfen, stieß auf wenig Verständnis. Warum die Verwaltung den Antrag ablehnte.
Keine Hilfe für die Stadttauben in Schweinfurt trotz Coronakrise: Der Hauptausschuss lehnte einen Eilantrag ab, das Fütterungsverbot vorübergehend auszusetzen.
Foto: Katja Beringer | Keine Hilfe für die Stadttauben in Schweinfurt trotz Coronakrise: Der Hauptausschuss lehnte einen Eilantrag ab, das Fütterungsverbot vorübergehend auszusetzen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:16 Uhr

Die am vergangenen Freitag erlassenen Ausgangsbeschränkungen bayernweit haben natürlich auch die Innenstadt Schweinfurts leer werden lassen. Alle, die können, bleiben richtigerweise zu Hause, die Geschäfte sind mit wenigen Ausnahmen ohnehin alle geschlossen.

Für die gut 600 Schweinfurter Stadttauben entsteht nun ein Problem, denn – auch wenn es sicher keine artgerechte Ernährung ist – leben sie von den Essensresten, die abfallen, wenn die Restaurants voll besetzt sind. Die Stadttaubenhilfe White Angels hatte in einem Brief an die Verwaltung diese aufgefordert, das Fütterungsverbot in der Innenstadt auszusetzen und möglicherweise auch einen finanziellen Zuschuss zu gewähren, damit die Stadttaubenhilfe die Fütterung der "heimatlosen Haustiere der Stadt" leisten könne. Dieses Ansinnen unterstützten Fank Firsching (Linke) und Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler) mit einem Eilantrag an die Verwaltung.

Und sie bissen auf Granit. Hörbar erbost gestand Umweltreferent Jan von Lackum ein, dass er sich "zurückhalten" müsse in seiner Beurteilung des Antrags, der die Verwaltung in der Nacht vor der Hauptausschusssitzung am Dienstagmorgen erreicht habe. Die Tauben, so von Lackum, "sind eine Störung im Stadtbild. Weniger Futter bedeutet grundsätzlich auch weniger Nachwuchs", so der Umweltreferent.

"Das Ordnungsamt hat im Moment andere Probleme als Tauben."
Umweltreferent Jan von Lackum über den Eilantrag von Frank Firsching und Ulrike Schneider, das Fütterungsverbot für Tauben wegen der Coronakrise auszusetzen.

Er begründete die ablehnende Haltung der Verwaltung, der sich am Ende auch die große Mehrheit der Stadträte anschloss, unter anderem damit, dass es ein Fütterungsverbot in der Innenstadt gebe. Außerdem "sind es Wildtiere und keine Haustiere", erklärte von Lackum, der sich diesbezüglich auch beim Veterinäramt noch einmal eine Einschätzung dazu hatte geben lassen. Überdies, so der Umweltreferent, "hat das Ordnungsamt im Moment andere Probleme als Tauben." Von Seiten der CSU-Stadträte gab es für die klaren Aussagen des Referenten zustimmendes Klopfen.

Frank Firsching verwies darauf, dass man nicht gefordert habe, die Verwaltung solle füttern, sondern lediglich ein "unbürokratisches Schreiben" für die Stadttaubenhilfe, um, so lange die Coronakrise Einschränkungen des öffentlichen Lebens nötig mache, Fütterung zu ermöglichen. Die Argumente des Umweltreferenten empfand Firsching teilweise als "weit hergholt."

Auch wenn im Hauptausschuss eine klare Mehrheit mit 12:3-Stimmen gegen den Antrag stimmte, scheint die Meinung bei den Bürgern eine andere zu sein, nimmt man die Reaktionen auf die vorherige Berichterstattung dieser Redaktion über die Bitte der Stadttaubenhilfe um Unterstützung durch die Verwaltung als Maßstab. Auf der Facebookseite dieser Redaktion gab es zu dem Beitrag knapp 100 ausschließlich positive Reaktionen. In den über 120 Kommentaren forderte die große Mehrzahl der Nutzer, den Tauben zu helfen, teilweise mit dem Hinweis #Respekttaube. Eine Nutzerin findet "das, was die Städte tun, ist unverantwortlich. Und moralisch unterste Schublade! Tauben sind kluge und sehr soziale Wesen."

Tierschützer hoffen derweil deutschlandweit auf ein Einlenken der Städte. Auch in Städten wie Würzburg, das zwar betreute Schläge hat, reicht das Futterangebot nicht mehr aus. Deutschlandweit haben Initiativen deshalb eine Online-Petition gestartet. Das Ziel: das Fütterungsverbot in den Städten aufheben, zumindest für die Dauer der Coronakrise. Denn die Tauben bleiben in den Städten; da sie ortstreu sind, verlassen sie ihr normales Umfeld nicht. Auch, wenn sie dort keine Nahrung mehr finden.

 
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Kommentare
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  • alfredbrigitte@gmx.de
    Das Füttern von verwilderten Tauben stellt einen Verstoß gegen eine städtische Verordnung dar, die vom Stadtrat auf Grundlage von gesetzlichen Regelungen beschlossen wurde. Wie kann es sein, dass Kommunalpolitiker sich für ein Missachten dieser eindeutigen Rechtsvorschrift aussprechen. Als Ordnungswidrigkeit könnte sogar ein Bußgeld in Betracht kommen.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    sonst kommt immer der Hinweis sich nicht in die Natur und deren Kreislauf einzumischen - und kaum zeigt sich die grausame Seite der Natur knicken einige ein!
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  • bgback.ndw@web.de
    Jedes Wildtier muss sich sein Futter selber suchen. Das ist Natur.
    Bitte was soll dann der Hinweis auf die C-Parteien. Natur ist Natur das hat nichts mit Parteipolitik zu tun.
    Gute Entscheidung der Verwaltung.
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  • bomafi@t-online.de
    Tiere bewusst verhungern zu lassen zeigt mir, dass die C-Parteien und Mitläufer jeglichen Respekt vor der Schöpfung verloren haben. Für mich lässt sich das mit einem christlichen Weltbild absolut nicht vereinbaren. Sprecht nie wieder von Leitkultur und Erhalt unserer Werte.
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  • ulrisch0
    Eine inhumane und wenig fundierte Argumentation von Herrn von Lackum - Applaus kommt vor allem von der CSU, die sich mit Tierschutz trotz „c“ im Namen immer schon schwer tut.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar: Den Kommentar würden wir ohne Ihre Vermutung, dass wir den Kommentar nicht veröffentlichen, veröffentlichen zwinkern
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    richtige Entscheidung! - es bleibt die Befürchtung das sich militante Tierschützer von dieser Entscheidung nicht an einer Fütterung hintern lassen...
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  • Bigf
    völlig unmenschliche Entscheidung! - einfach füttern und wenn seitens der Stadt Anzeigen kommen, Anzeige gegen die Stadt erstatten wegen Tierquälerei. Lt. Deutschem Tierschutzbund ist ein Fütterungsverbot generell tierschutzwidrig weil Stadttauben nun mal Haus- und keine Wildtiere sind. Vielleicht ist Corona wenigstens dafür gut, dass unsere Stadttauben endlich Gehör finden!
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  • ottofot
    Alle die, die diese widerlichen und krankheitsübertragenden Viecher unbedingt füttern müssen, bitte auch die Hunderte an Kilo Taubendreck beseitigen!!!
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  • lapporten
    Sehr gute Entscheidung!
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  • Bernd.Michelmann@gmx.de
    Vielen herzlichen Dank Herr Umweltreferent Jan von Lackum und danke auch an den Stadtrat für diese Entscheidung.
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