Die am vergangenen Freitag erlassenen Ausgangsbeschränkungen bayernweit haben natürlich auch die Innenstadt Schweinfurts leer werden lassen. Alle, die können, bleiben richtigerweise zu Hause, die Geschäfte sind mit wenigen Ausnahmen ohnehin alle geschlossen.
Für die gut 600 Schweinfurter Stadttauben entsteht nun ein Problem, denn – auch wenn es sicher keine artgerechte Ernährung ist – leben sie von den Essensresten, die abfallen, wenn die Restaurants voll besetzt sind. Die Stadttaubenhilfe White Angels hatte in einem Brief an die Verwaltung diese aufgefordert, das Fütterungsverbot in der Innenstadt auszusetzen und möglicherweise auch einen finanziellen Zuschuss zu gewähren, damit die Stadttaubenhilfe die Fütterung der "heimatlosen Haustiere der Stadt" leisten könne. Dieses Ansinnen unterstützten Fank Firsching (Linke) und Ulrike Schneider (Schweinfurter Liste/Freie Wähler) mit einem Eilantrag an die Verwaltung.
Und sie bissen auf Granit. Hörbar erbost gestand Umweltreferent Jan von Lackum ein, dass er sich "zurückhalten" müsse in seiner Beurteilung des Antrags, der die Verwaltung in der Nacht vor der Hauptausschusssitzung am Dienstagmorgen erreicht habe. Die Tauben, so von Lackum, "sind eine Störung im Stadtbild. Weniger Futter bedeutet grundsätzlich auch weniger Nachwuchs", so der Umweltreferent.
Er begründete die ablehnende Haltung der Verwaltung, der sich am Ende auch die große Mehrheit der Stadträte anschloss, unter anderem damit, dass es ein Fütterungsverbot in der Innenstadt gebe. Außerdem "sind es Wildtiere und keine Haustiere", erklärte von Lackum, der sich diesbezüglich auch beim Veterinäramt noch einmal eine Einschätzung dazu hatte geben lassen. Überdies, so der Umweltreferent, "hat das Ordnungsamt im Moment andere Probleme als Tauben." Von Seiten der CSU-Stadträte gab es für die klaren Aussagen des Referenten zustimmendes Klopfen.
Frank Firsching verwies darauf, dass man nicht gefordert habe, die Verwaltung solle füttern, sondern lediglich ein "unbürokratisches Schreiben" für die Stadttaubenhilfe, um, so lange die Coronakrise Einschränkungen des öffentlichen Lebens nötig mache, Fütterung zu ermöglichen. Die Argumente des Umweltreferenten empfand Firsching teilweise als "weit hergholt."
Auch wenn im Hauptausschuss eine klare Mehrheit mit 12:3-Stimmen gegen den Antrag stimmte, scheint die Meinung bei den Bürgern eine andere zu sein, nimmt man die Reaktionen auf die vorherige Berichterstattung dieser Redaktion über die Bitte der Stadttaubenhilfe um Unterstützung durch die Verwaltung als Maßstab. Auf der Facebookseite dieser Redaktion gab es zu dem Beitrag knapp 100 ausschließlich positive Reaktionen. In den über 120 Kommentaren forderte die große Mehrzahl der Nutzer, den Tauben zu helfen, teilweise mit dem Hinweis #Respekttaube. Eine Nutzerin findet "das, was die Städte tun, ist unverantwortlich. Und moralisch unterste Schublade! Tauben sind kluge und sehr soziale Wesen."
Tierschützer hoffen derweil deutschlandweit auf ein Einlenken der Städte. Auch in Städten wie Würzburg, das zwar betreute Schläge hat, reicht das Futterangebot nicht mehr aus. Deutschlandweit haben Initiativen deshalb eine Online-Petition gestartet. Das Ziel: das Fütterungsverbot in den Städten aufheben, zumindest für die Dauer der Coronakrise. Denn die Tauben bleiben in den Städten; da sie ortstreu sind, verlassen sie ihr normales Umfeld nicht. Auch, wenn sie dort keine Nahrung mehr finden.
Bitte was soll dann der Hinweis auf die C-Parteien. Natur ist Natur das hat nichts mit Parteipolitik zu tun.
Gute Entscheidung der Verwaltung.