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Gerolzhofen
Stadtrat hat jetzt präzises Bild vom "Wilden Mann"
Der Stadtrat bekam, was er wünschte, nämlich ein genaueres Bild vom geplanten 110-Betten-Hotel "Wilder Mann". Bauherr Rainer Krapf legte Visualisierungen vor.
So soll das neue In-Hotel in Gerolzhofen von Süden, also von der Grabenstraße her aussehen. Im Bild auch die Zufahrt zur Tiefgarage zwischen dem Brillenhaus (links) und der Grabenschule.
Foto: Planungsbüro Wunder | So soll das neue In-Hotel in Gerolzhofen von Süden, also von der Grabenstraße her aussehen. Im Bild auch die Zufahrt zur Tiefgarage zwischen dem Brillenhaus (links) und der Grabenschule.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:42 Uhr

Wie das neue In-Hotel "Wilder Mann" in Gerolzhofens Stadtzentrum aussehen soll, weiß der Stadtrat seit Montag. Bauherr Rainer Krapf, selbst Mitglied der Ratsrunde, legte am Montag Visualisierungen vor und entsprach damit einem Wunsch von mehreren Kollegen, den diese in der Sitzung am 11. Februar äußerten. Damals ging es um die Zustimmung zu einer Bauvoranfrage.

Auf einer der Visualisierungen ist die Zufahrt zur Tiefgarage an der Grabenstraße zwischen Brillenhaus und Grabenschule zu sehen. Dahinter erhebt sich das fünfstöckige Bauwerk, das längs der Ostseite der Breslauer Straße verläuft.

Bürgermeister Thorsten  Wozniak berichtete im Stadtrat von einer Besprechung mit Vertretern des Landratsamts und der Denkmalschutzbehörde, die sehr kooperativ verlaufen sei. Die Behörden würden im Einklang arbeiten. Das Landesamt für Denkmalpflege wünscht allerdings statt eines viergliedrigen Hoteltrakts nur einen zweigliedrigen und einen ansehnlicheren Übergang vom Altbau zum deutlich höheren Neubau im Bereich des Dachs. Insgesamt soll der stattliche Hotelkomplex in die dichte Bebauung der Altstadt passen. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über die Grabenstraße zwischen dem Brillenhaus und der Grabenschule. Dazu muss die innere Stadtmauer durchbrochen werden.

Krapf braucht Planungssicherheit

Klar wurde auch, dass Bauherr Rainer Krapf Planungssicherheit haben möchte. Deshalb gehört es zu den Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans, dass die Stadt die Abstandsflächen übernimmt. Das heißt konkret, die Abstandsflächen für die außen liegenden Fluchttreppen werden überschritten und liegen auf einem Areal von 4,46 auf 3,34 Metern auf einem städtischen Grundstück. Das will der Stadtrat akzeptieren.

Auch die weiteren vier Befreiungen liegen in den Augen von Bürgermeister Thorsten Wozniak alle im Bereich des Machbaren. So liegt die Zahl der Geschosse um ein Voll- und ein Dachgeschoss über den Festsetzungen des Bebauungsplans. Der Bauherr braucht sich auch nicht an die Vorgabe einer erdgeschossigen Bebauung mit begrüntem Flachdach und begrünten Dachkanten auf der Ostseite des Bauwerks zu halten. Hier freute sich der Stadtrat sogar, dass es es auf dieser Seite kein Flachdach geben wird. Kein Problem hat der Rat auch mit der Befreiung von der Geschossflächenzahl und mit der Überschreitung der Baulininie um 50 Zentimeter im südwestlichen Bereich. Alle Befreiungen gingen einstimmig über die Bühne.

Für das wuchtige Gebäude gibt es noch kein Farbkonzept. Das wird noch in Abstimmung zwischen Pächter, Investor, Behörden und Denkmalschutz erarbeitet. Die Tiefgarage wird zunächst eine nichtöffentliche Garage mit geringem Zu-und Abgangsverkehr sein. Die Stadt hat die Option, auf eigene Kosten Stellflächen in Richtung Grabenschulhof anzuhängen.

Durchbruch der Stadtmauer 

Dazu Bürgermeister Thorsten Wozniak: Bevor sich der Stadtrat für die Beteiligung an der Tiefgarage entscheidet, sollte überlegt werden, mit welcher Kosten-Nutzenrechnung man das schaffe. Eine Tiefgarage sei die teuerste Variante, um Stellplätze zu schaffen. In der Zufahrt zur Tiefgarage sah Wozniak auch den größten Eingriff in vorhandene Bausubstanz, weil hier die innere Stadtmauer  durchbrochen werden muss. "Hier müssen wir am weitesten über unseren Schatten springen. Ohne eine Tiefgarage ist dieses Projekt aber nicht möglich." Denn beim Hotel- beziehungsweise Gastronomiebetrieb soll auch der Marktplatz genutzt werden. Das heißt, dort werden Parkplätze wegfallen.

Der Bürgermeister sieht in dem Hotel ein wichtiges Projekt für die Stadt. Wenn es steht (geplant ist Sommer 2020), könne in Gerolzhofen wieder eine Busgesellschaft untergebracht, eine größere Hochzeit gefeiert oder eine andere größere Gästegruppe untergebracht werden. Als dringend notwendig für die Stadt stuft auch Arnulf Koch (CSU) ein solches Haus ein.

Wunsch nach modernerer Gestaltung

Die Breslauer Straße sei keine historische Straße mehr.  Hier stehen fast nur Häuser aus neuerer Zeit. Deswegen könne auch der Hotelbau ruhig noch etwas moderner sein, wünschte sich Thomas Vizl (Geo-net). Dem pflichtete Heinz Lorz (Bürger für Gerolzhofen) bei. Schließlich sei auch der benachbarte Zehnthof modern gestaltet.

Günter Iff (Freie Wähler) dagegen meinte, die Visualsierung zeige, dass sich das Hotel gut in die Umgebung einfüge. Christian Ach erinnerte daran, dass die Breslauer Straße im Ensembleschutzbereich liegt. Wenn man hier mehr Modernität wolle, müsse man diese Straße aus dem Schutzgebiet herausnehmen. Die Planung des Bauherrn sieht allerdings eine fränkische Bauweise mit einem Satteldach mit Biberschwanzziegeln in fränkischem Naturrot vor.

Das In-Hotel soll außerdem durchgängig barrierefrei sein ("In" steht für Inklusion oder auch Integration, das heißt, in diesem Haus werden Menschen mit und ohne Behinderung in vielen Bereichen zusammenarbeiten). Betreiber wird wie berichtet die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken sein.

 
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  • S. M.
    Tolle Sache und Respekt vor dem Mut dieses Projektes. Bei der Planung der Tiefgarage stellen sich mir jedoch etwas die Haare. Einen Durchbruch der Stadtmauer - geht für mich gar nicht. Von den Parkplätzen an dieser Stelle die damit verloren gehen wird nicht berichtet. Wo sind die Alternativen zur Einfahrt? Wo ist eigentlich die Ausfahrt geplant. Ist über eine Zufahrt über die Breslauer Str. intensiv nachgedacht worden? Oder Überschneiden sich solche Gedanken mit den vielen leichtfertigen Befreiungen: Überschreitung der Baulinie, Geschosshöhe, Geschossflächen...
    Bin mal gespannt ob bei privaten Bauanträgen auch so "im Bereich des Machbaren" befreit wird.
    Vielleicht sollte man sich zur Planung der Tiefgarage noch etwas Zeit nehmen und nach vernünftigen Alternativen suchen
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