zurück
Gerolzhofen
57 Gästezimmer auf fünf Etagen
Das Hotel "Wilder Mann" soll einen fränkischen Zuschnitt bekommen. Der Stadtrat stimmte einer Bauvoranfrage zu. Etliche Details müssen aber noch geklärt werden.
Auf dieser Fläche an der Breslauer Straße soll der große Hotelkomplex 'Wilder Mann' entstehen. Eine unansehnliche Baulücke wird sich schließen.
Foto: Norbert Finster | Auf dieser Fläche an der Breslauer Straße soll der große Hotelkomplex "Wilder Mann" entstehen. Eine unansehnliche Baulücke wird sich schließen.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:23 Uhr

Der Stadtrat begrüßt einhellig das Vorhaben seines Kollegen Rainer Krapf, den Gasthof "Wilder Mann" zu einem 110-Betten-Hotel um- und auszubauen. Das dokumentierte er auch durch eine grundsätzliche Zustimmung zu einer Bauvoranfrage für dieses Projekt. Details wie die Übernahme der Abstandsflächen durch die Stadt, die Höhe des Gebäudes, Erschließung, Stellplätze und Tiefgarage sind davon aber noch nicht abgedeckt. Hier wünscht sich der Rat noch konkretere Angaben Krapfs.

Rainer Krapf tritt bekanntlich als Investor für das Hotel auf und will dafür über seine Krapf Immobilien GmbH & Co. KG über sechs Millionen Euro in die Hand nehmen. Das Hotel betreiben wird der Bezirksverband Unterfranken der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Es soll ein sogenanntes In-Hotel, also ein Inklusionshotel werden, in dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenarbeiten.

Koch: "Wir wünschen dieses Hotel"

Dass die Stadt dringend ein freundliches Hotel dieser Größe und Ausstattung sowohl für Geschäftsreisende als auch für Touristen braucht, steht für Arnulf Koch (CSU) außer Frage. Rainer Krapf zeige hier enormes Engagement. "Wir wünschen dieses Hotel und müssen es deshalb unterstützen", so Koch.

Der CSU-Fraktionsvorsitzende wünschte sich allerdings auch etwas mehr Visualisierung. Wie etwa fügt sich die Höhe des Hoteltrakts in die Umgebung mitten in der Altstadt ein, war eine Frage. Laut Plan soll der Bettentrakt immerhin fünf Stockwerke haben. Rainer Krapf sagte auf Nachfrage dieser Redaktion, die Höhe des Gebäudes betrage 17 Meter. Zum Vergleich: Der Zehnthof in unmittelbarer Nähe hat sechs Stockwerke, liegt aber etwas tiefer. Trotzdem wird die Firsthöhe des Hotels noch unter der des Zehnthofs liegen, sagt Rainer Krapf.

Koch gefällt auch ein Sprung der Dächer von Alt- und Neubau nicht so recht. Ihn könnte man durch ein Krüppelwalmdach überbrücken. Bevor man aber Details zustimme, sollte der Stadtrat auch die Stellungnahme der Denkmalschutzbehörde abwarten.

Gespräch mit der Schulleitung

Auch Thomas Vizl (Geo-net) zeigte sich "sehr froh, dass wir nun in die konkrete Planung gehen." Die Investition in ein so wichtiges Gebäude mitten in der Stadt müsse sich lohnen. Während der Bauzeit sieht Vizl allerdings einen Konflikt mit der Grabenschule kommen, die die Stadt bis zur Sanierung oder dem Neubau der Grund- und Mittelschule wohl noch einige Jahre brauchen werde. Für die Zufahrt zur Tiefgarage schlug Vizl die Schulgasse vor. Der Pausenhof der Grabenschule könnte dann in den Spitalgarten verlegt werden.

Dass der Schulbetrieb reibungslos weiterlaufen kann, darin sieht auch Bürgermeister Thorsten Wozniak ein anspruchsvolles Problem. Es werde Baulärm geben und auch ein Kran wird aufgestellt. Daran habe der Bauherr allerdings schon frühzeitig gedacht. Er stehe mit der Schule in Kontakt. Ob für das Projekt auch die Stadtmauer durchbrochen werden darf, habe der Stadtrat auch nach der Zustimmung zum Antrag auf Vorbescheid noch in der Hand, erklärte geschäftsführender Beamter Johannes Lang.

Für Burkhard Wächter (CSU) ist das Hotel ein "sensibles Objekt in einer sensiblen Lage." Im Antrag stehen für ihn zu viele Details, über die er angesichts fehlender Unterlagen noch nicht entscheiden möchte. Zum Beispiel sei die Zufahrt zum Hotel schon festgelegt. Dieter Köstler (SPD) sah für die Ver- und Entsorgung des Hauses angesichts der Enge der Breslauer Straße ein Problem. Bürgermeister Thorsten Wozniak dazu: Die Einfahrt werde über einen Parkplatz zwischen Brillenhaus und jetzigem Biergarten erfolgen. Dort sei auch die Feuerwehrzufahrt geplant.

Fassadenbau als Zwischenelement

Laut Bauvoranfrage soll das In-Hotel 57 Gästezimmer mit 110 Betten haben. Als Verbindungselement zwischen dem Altbestand und dem Hoteltrakt soll ein Fassadenbau in Glaskonstruktion dienen. Die Fassade des Neubaus wird in mehrfeldrige Strukturen aufgeteilt, die dem fränkischen Charakter und der Bauweise in der Innenstadt entsprechen soll. Das Farbkonzept  wird in Abstimmung zwischen Investor, Pächter und dem Denkmalschutz erarbeitet.

Dem Hotel wird ein Satteldach mit Biberschwanzziegeln in fränkischem Naturrot oder mit roten Glattziegeln aufgesetzt. Die Alternative Flachdach ist angesichts der baulichen Umgebung des Komplexes unwahrscheinlich, erklärte Rainer Krapf am Mittwoch auf Nachfrage. Satteldächer gebe es dagegen in der Altstadt mehrere.

Tiefgarage

Unter dem Hoteltrakt soll eine Tiefgarage entstehen, die vom bestehenden Wilder-Mann-Gebäude Richtung Süden verläuft. Die Zufahrt erfolgt, so die Planung, von Süden durch die Stadtmauer hindurch über die Parkplatzanlage in der Grabenstraße zwischen der Grabenschule und dem Anwesen mit der Bar Calisto, Brillenhaus und Augenarztpraxis. Statische Probleme mit der Grabenschule und dem Nachbaranwesen durch die Untertunnelung sieht Rainer Krapf nicht. Es besteht auch die Möglichkeit, die Tiefgarage nach Osten unter den Grabenschulhof zu erweitern, um darin für die Stadt weitere Stellplätze zu schaffen.

Für das Projekt ist auch eine denkmalschutzrechtliche Erlaubnis erforderlich, da sich das geplante Gebäude im Ensemblebereich befindet. Rainer Krapf befindet sich deswegen in Gesprächen mit Baugenehmigungs- und Denkmalschutzbehörde.

Ein Betreiberkonzept für einen so großen Hotelkomplex mit 110 Betten liegt noch nicht vor. Die AWO werde es aber laut Krapf zu gegebener Zeit vorstellen.

Zwischen der Grabenschule (rechts) und der Callisto-Bar soll die Zufahrt in die Tiefgarage für das Hotel 'Wilder Mann' entstehen.
Foto: Norbert Finster | Zwischen der Grabenschule (rechts) und der Callisto-Bar soll die Zufahrt in die Tiefgarage für das Hotel "Wilder Mann" entstehen.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gerolzhofen
Norbert Finster
Arbeiterwohlfahrt
CSU
Johannes Lang
SPD
Stadtbefestigung
Thomas Vizl
Thorsten Wozniak
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • N. K.
    Der ersten Berichterstattung in dieser Zeitung war zu entnehmen, dass die AWO in Marktbreit bereits eine gleichartige Einrichtung betreibt.

    Dabei wurde als Vorteil dieses Standortes die vorhandene Bahnanbindung herausgestellt. Dies ist leicht nachzuvollziehen: Die Gäste sind in ihrer Mobilität mehr oder weniger stark eingeschränkt, beispielsweise auf Rollstühle angewiesen. Hier punktet die Bahn eindeutig. Die Mitnahme von Rollstühlen ist - im Gegensatz zu Bussen - völlig problemlos.

    Liebe Gerolzhöfer, namentlich die CSU-Fraktion im Stadtrat, denkt an Eure Mitbürger*innen, die nicht so gut zu Fuß und daher auf die Bahn angewiesen sind.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten