Wer aktuell an einer Tankstelle den Tank seines Autos füllt, der gerät schnell ins Schwitzen. Infolge des Ukraine-Kriegs sind die Spritkosten innerhalb weniger Tage auf Rekordhöhe gestiegen. 50 Liter Diesel zum Beispiel kosten leicht 30, 35 Euro mehr als vor Kriegsbeginn. Dieselbe Sorge teilen zur Zeit Spediteure – nur dass sie nicht nur einen Fahrzeugtank zu füllen haben, und dass in diese auch noch deutlich größere Mengen an Diesel passen.
130 Lastwagen hat die Gerolzhöfer Gress Speditions GmbH am Start. Der Tank eines Sattelschleppers fasst problemlos über 1000 Liter Diesel, bis zu 1500 Liter sind zugelassen. Das zeigt die Dimension der Kostensteigerung, mit der das Transportunternehmen allein aufgrund der stark gestiegenen Dieselpreise zu kämpfen hat. Zumal René Kühl als Geschäftsführer der Speditionsgruppe Gress noch die Verantwortung für weitere 230 Laster trägt, die von zwei weiteren Standorten in Dessau und München aus unterwegs sind.
Schlechte Nachrichten übers Telefon
Seit Tagen, berichtet er, sei er dabei, Kunden anzurufen. Die Botschaft, die er diesen am Telefon zu vermelden hat, ist immer gleich – und keine gute: "Wir müssen die gestiegenen Kraftstoffkosten 1:1 an unsere Kunden weitergeben", sagt Kühl. Bislang gelinge das auch, "was mich positiv überrascht hat". Alle Kunden seien gesprächsbereit, vielleicht auch deshalb, weil die gestiegenen Kraftstoff- und Energiepreise zur Zeit jeden treffen.
Eine Alternative zur Weitergabe der zusätzlichen Kosten besteht laut Kühl nicht. Der Einkauf des Diesels mache in seiner Spedition etwa 30 Prozent der Gesamtkosten aus. Und wenn der Diesel sich, wie jetzt, schlagartig um etwa 30 Prozent verteuert, dann seien diese Mehrkosten nicht einfach anderweitig zu kompensieren. "So hoch ist keine Gewinnmarge", sagt der Geschäftsführer. Falls sie die Kosten nicht weitergeben könnten, dann würden sie die Laster besser auf dem Hof stehen lassen. Dann wären die Verluste für die Spedition niedriger, als wenn die Laster den teuren Diesel verfahren würden.
Auftragsausfälle halten sich in Grenzen
Auf der Auftragsseite wirkt sich der Krieg auf die Gerolzhöfer Spedition aktuell nur wenig aus, sagt Kühl. Routen in Richtung Osteuropa fahren seine Laster normalerweise nicht, sondern hauptsächlich regionale Verkehre. Allerdings verzeichne man Auftragsrückgänge von Kunden im Bereich Automotive. Beim Nutzfahrzeughersteller MAN beispielsweise ruhten derzeit Bänder, weil Bauteile, die in der Ukraine gefertigt werden, nicht mehr geliefert werden. Entsprechend habe MAN auch Aufträge für die Gerolzhöfer Spedition storniert.
Wie lange der Sprit auf Rekordniveau bleibt, mag Kühl genauso wenig vorauszusagen wie jeder andere. Er vermutet allerdings, dass die Preise so schnell nicht wieder merklich sinken werden. Und das werde sich letztlich auf alle Endverbraucher auswirken. Denn: So, wie sein Unternehmen die gestiegenen Kosten weitergeben muss, gehe es letztlich den allermeisten. Und wenn beispielsweise der Transport der Waren in den Supermarkt mehr kostet, dann steigen dort auch die Preise ebenfalls.